Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.zu gern, daß ich keine Gelegenheit versäumte, mich Es gab noch mehrere solcher Narren, die, um zu gern, daß ich keine Gelegenheit verſäumte, mich Es gab noch mehrere ſolcher Narren, die, um <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <div n="3"> <p><pb facs="#f0213" n="199"/> zu gern, daß ich keine Gelegenheit verſäumte, mich<lb/> todtſchießen zu laſſen. So ein Schuß iſt freilich eine<lb/> Kritik, die keine Antikritik zu fürchten hat. Darum<lb/> ſucht der Narr auch meinen Ehrgeiz rege zu machen<lb/> und ſagt: „Bald will Hr. B. nur Revolutionen<lb/> „und zappelt krampfhaft darnach, bald fürchtet ſeine<lb/> „erbärmliche Judenſeele ſie ängſtlich, wie im<lb/> „19ten Brief. So oft Spektakel und Auflauf<lb/> „war in Paris, hatte er Zahnweh oder dicke Ba¬<lb/> „cken und jammert dann hinterdrein wahrhaft kin¬<lb/> „diſch-komiſch, nicht dabei geweſen zu ſeyn.“ Mein<lb/> guter alter Freund, wo haben Sie denn im 19ten<lb/> Brief Furcht gefunden? Unſer Muth und unſere<lb/> Bangigkeit ſind freilich ſehr verſchieden von einander.<lb/><hi rendition="#g">Sie</hi> fürchten alles, nur die Polizei nicht, weil Sie<lb/> unter deren beſonderm Schutz ſtehen; ich aber fürchte<lb/> nichts als den Meuchelmord der Polizei, eine offene<lb/> Kugel fürchte ich nicht. Wenn ich ſie früher oder<lb/> ſpäter einmal in Stuttgart beſuche, werde ich Ihnen<lb/> beweiſen, daß eine dicke Backe einem wirklich am<lb/> Ausgehen hindern kann, und daß, wenn man in<lb/> Paris zu Hauſe bleibt, und man als Ober-Spion<lb/> keine andern Spione unter ſich hat, man nicht er¬<lb/> fährt, was ſich in der Stadt ereignet.</p><lb/> <p>Es gab noch mehrere ſolcher Narren, die, um<lb/> mich los zu werden, einen kindiſchen Ehrgeiz in mir<lb/> aufzuregen ſuchten. Als ſie erröthen mußten, daß<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0213]
zu gern, daß ich keine Gelegenheit verſäumte, mich
todtſchießen zu laſſen. So ein Schuß iſt freilich eine
Kritik, die keine Antikritik zu fürchten hat. Darum
ſucht der Narr auch meinen Ehrgeiz rege zu machen
und ſagt: „Bald will Hr. B. nur Revolutionen
„und zappelt krampfhaft darnach, bald fürchtet ſeine
„erbärmliche Judenſeele ſie ängſtlich, wie im
„19ten Brief. So oft Spektakel und Auflauf
„war in Paris, hatte er Zahnweh oder dicke Ba¬
„cken und jammert dann hinterdrein wahrhaft kin¬
„diſch-komiſch, nicht dabei geweſen zu ſeyn.“ Mein
guter alter Freund, wo haben Sie denn im 19ten
Brief Furcht gefunden? Unſer Muth und unſere
Bangigkeit ſind freilich ſehr verſchieden von einander.
Sie fürchten alles, nur die Polizei nicht, weil Sie
unter deren beſonderm Schutz ſtehen; ich aber fürchte
nichts als den Meuchelmord der Polizei, eine offene
Kugel fürchte ich nicht. Wenn ich ſie früher oder
ſpäter einmal in Stuttgart beſuche, werde ich Ihnen
beweiſen, daß eine dicke Backe einem wirklich am
Ausgehen hindern kann, und daß, wenn man in
Paris zu Hauſe bleibt, und man als Ober-Spion
keine andern Spione unter ſich hat, man nicht er¬
fährt, was ſich in der Stadt ereignet.
Es gab noch mehrere ſolcher Narren, die, um
mich los zu werden, einen kindiſchen Ehrgeiz in mir
aufzuregen ſuchten. Als ſie erröthen mußten, daß
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