Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.bet Preßfreiheit, daß meine Freunde aus den Zei¬ Ich habe in meinen Briefen gesagt: im nächsten bet Preßfreiheit, daß meine Freunde aus den Zei¬ Ich habe in meinen Briefen geſagt: im nächſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <div n="3"> <p><pb facs="#f0215" n="201"/> bet Preßfreiheit, daß meine Freunde aus den Zei¬<lb/> tungen erſehen können, wo ich hingekommen, und<lb/> dann will ich Euch zu Rede ſtehen. Aber Ihr wer¬<lb/> det Euch wohl hüten, das zu thun; denn ich ſtünde<lb/> dann Euch nicht Rede, Ihr müßtet mir und dem<lb/> Volke Rede ſtehen. Fragt Maſſenbach, fragt Ypſi¬<lb/> lanti, fragt die andern Schlachtopfer alle, wie ſie<lb/> im Kerker gelebt, warum ſie geſtorben? Gehet hin,<lb/> fragt ſie, ſie ſtehen jetzt vor Gott und brauchen nicht<lb/> mehr zu ſchweigen. Fragt <hi rendition="#g">Jahn</hi>, der endlich frei¬<lb/> gekommen, was ſeine Richter ihn gefragt? Er<lb/> ſchweigt, er darf nicht reden. An einer langen<lb/> Kette hält man ihn feſt — das iſt ſeine Freiheit.<lb/> Fragt <hi rendition="#g">Murhardt</hi> in Kaſſel, der ſchuldlos erklärt<lb/> worden, warum er im Kerker geſchmachtet? Er iſt<lb/> ſtumm. Er hat <hi rendition="#g">ſchwören</hi> müſſen, die Geheimniſſe<lb/> der Tyrannei nicht zu verrathen. Die thörigten<lb/> Menſchen! Solch einen Eid halten, den man ihnen,<lb/> den Dolch auf der Bruſt, abgezwungen? Der lä¬<lb/> ſtert Gott, und verräth die Liebe, der lebendig aus<lb/> der Höhle der Tyrannei kömmt und ſeinen Brüdern<lb/> nicht erzählt, was im Dunkeln die Bosheit übt und<lb/> die Unſchuld leidet. Ich hielte ſolchen Schwur nicht;<lb/> es iſt Sünde, ihn zu halten.</p><lb/> <p>Ich habe in meinen Briefen geſagt: im nächſten<lb/> Jahre würde das Dutzend Eier theurer ſeyn, als<lb/> das Dutzend Fürſten — und jetzt, lieber alter Freund,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0215]
bet Preßfreiheit, daß meine Freunde aus den Zei¬
tungen erſehen können, wo ich hingekommen, und
dann will ich Euch zu Rede ſtehen. Aber Ihr wer¬
det Euch wohl hüten, das zu thun; denn ich ſtünde
dann Euch nicht Rede, Ihr müßtet mir und dem
Volke Rede ſtehen. Fragt Maſſenbach, fragt Ypſi¬
lanti, fragt die andern Schlachtopfer alle, wie ſie
im Kerker gelebt, warum ſie geſtorben? Gehet hin,
fragt ſie, ſie ſtehen jetzt vor Gott und brauchen nicht
mehr zu ſchweigen. Fragt Jahn, der endlich frei¬
gekommen, was ſeine Richter ihn gefragt? Er
ſchweigt, er darf nicht reden. An einer langen
Kette hält man ihn feſt — das iſt ſeine Freiheit.
Fragt Murhardt in Kaſſel, der ſchuldlos erklärt
worden, warum er im Kerker geſchmachtet? Er iſt
ſtumm. Er hat ſchwören müſſen, die Geheimniſſe
der Tyrannei nicht zu verrathen. Die thörigten
Menſchen! Solch einen Eid halten, den man ihnen,
den Dolch auf der Bruſt, abgezwungen? Der lä¬
ſtert Gott, und verräth die Liebe, der lebendig aus
der Höhle der Tyrannei kömmt und ſeinen Brüdern
nicht erzählt, was im Dunkeln die Bosheit übt und
die Unſchuld leidet. Ich hielte ſolchen Schwur nicht;
es iſt Sünde, ihn zu halten.
Ich habe in meinen Briefen geſagt: im nächſten
Jahre würde das Dutzend Eier theurer ſeyn, als
das Dutzend Fürſten — und jetzt, lieber alter Freund,
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