Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.Dienstag, den 27. Dezember. Dreimal lese ich Ihren Brief. Aber wie Von Schlegels Epigrammen habe ich einige vor¬ Die Damen hier und eine große Zahl von Dienſtag, den 27. Dezember. Dreimal leſe ich Ihren Brief. Aber wie Von Schlegels Epigrammen habe ich einige vor¬ Die Damen hier und eine große Zahl von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0024" n="10"/> <div> <dateline> <hi rendition="#right">Dienſtag, den 27. Dezember.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Dreimal</hi> leſe ich Ihren Brief. Aber wie<lb/> kann ich auf Alles antworten? <hi rendition="#g">Ein</hi> Frauenzimmer<lb/> frägt mehr, als hundert Männer beantworten können.</p><lb/> <p>Von Schlegels Epigrammen habe ich einige vor¬<lb/> leſen hören, keine gegen Arndt, aber welche gegen<lb/> Menzel. Ganz erbärmlich. Der Geck iſt jetzt hier.<lb/> Solche Leute ſchickt ſeit der Revolution die preußiſche<lb/> Regierung eine Menge hierher. Aber ſtatt zu ſpio¬<lb/> niren, welches ihre Sendung iſt, werden ſie ſpionirt.<lb/> Die franzöſiſche Regierung erſpart dadurch Geld,<lb/> Spione in Berlin zu beſolden. Bequemer und beſ¬<lb/> ſer kann man es nicht haben. Schlegel wohnt, aus<lb/> alter Freundſchaft von der Sta<hi rendition="#aq">ë</hi>l her, bei deren<lb/> Schwiegerſohn, dem Herzog von Broglie, und wird<lb/> dort, wie man mir erzählt, zum Beſten gehabt, und<lb/><hi rendition="#aq">en bas</hi> behandelt.</p><lb/> <p>Die Damen hier und eine große Zahl von<lb/> Künſtlern haben ſich vereinigt, Handarbeiten, kleine<lb/> Kunſtwerke zu verfertigen, und ſie zum Vortheile der<lb/> Polen auszuſpielen. Die Gegenſtände der Lotterie<lb/> werden bis zur Ziehung in einem Saale öffentlich<lb/> ausgeſtellt. Der Zettel koſtet zwei und einen halben<lb/> Frank. Wie gewöhnlich bei ſolchen Unternehmungen,<lb/> ſtehen die Namen der Frauenzimmer in der Zeitung,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0024]
Dienſtag, den 27. Dezember.
Dreimal leſe ich Ihren Brief. Aber wie
kann ich auf Alles antworten? Ein Frauenzimmer
frägt mehr, als hundert Männer beantworten können.
Von Schlegels Epigrammen habe ich einige vor¬
leſen hören, keine gegen Arndt, aber welche gegen
Menzel. Ganz erbärmlich. Der Geck iſt jetzt hier.
Solche Leute ſchickt ſeit der Revolution die preußiſche
Regierung eine Menge hierher. Aber ſtatt zu ſpio¬
niren, welches ihre Sendung iſt, werden ſie ſpionirt.
Die franzöſiſche Regierung erſpart dadurch Geld,
Spione in Berlin zu beſolden. Bequemer und beſ¬
ſer kann man es nicht haben. Schlegel wohnt, aus
alter Freundſchaft von der Staël her, bei deren
Schwiegerſohn, dem Herzog von Broglie, und wird
dort, wie man mir erzählt, zum Beſten gehabt, und
en bas behandelt.
Die Damen hier und eine große Zahl von
Künſtlern haben ſich vereinigt, Handarbeiten, kleine
Kunſtwerke zu verfertigen, und ſie zum Vortheile der
Polen auszuſpielen. Die Gegenſtände der Lotterie
werden bis zur Ziehung in einem Saale öffentlich
ausgeſtellt. Der Zettel koſtet zwei und einen halben
Frank. Wie gewöhnlich bei ſolchen Unternehmungen,
ſtehen die Namen der Frauenzimmer in der Zeitung,
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