Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.Gesetze entbehren können. Dann aber bleibt in jenem Werden hier die alterthümlichen bekannten Privilegien IV.2
Geſetze entbehren können. Dann aber bleibt in jenem Werden hier die alterthümlichen bekannten Privilegien IV.2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="17"/> Geſetze entbehren können. Dann aber bleibt in jenem<lb/> Grundſatze die reinſte, heiligſte und unverletzlichſte<lb/> Vorſchrift, wie der Sittlichkeit, ſo der Religion übrig.<lb/> Weil ſie rein iſt, wird ſie von allen beſudelt; weil<lb/> ſie heilig iſt, wird ſie verſpottet; weil unverletzlich,<lb/> täglich übertreten. Doch ich mag nicht davon ſprechen.<lb/> Wer nur etwas gelebt hat und nur einen Tag nicht<lb/> ſich allein, der konnte wahrnehmen, wie man überall<lb/> und zu allen Zeiten das niedre Volk als unorgani¬<lb/> ſches Produkt betrachtet, als Erde, Steine, Sand,<lb/> Waſſer — von Gott, dem Hofarchitekten der Vor¬<lb/> nehmen und Reichen, herbeigeſchafft, dieſen das Le¬<lb/> ben wohnlich und angenehm zu machen. Aber der<lb/> Tag wird kommen, wo der zum Himmel geſtiegene<lb/> Thränendunſt aller der Millionen Unglücklichen als<lb/> Sündfluth niederſtürzen, und die Reichen mit allen<lb/> ihren aufgeſparten Gütern bedrohen wird, und dann<lb/> werden Schrecken und zu ſpäte Reue die hohle Bruſt<lb/> der Hartherzigen ausfüllen, und ſie werden das Er¬<lb/> barmen, deſſen Rufe ſie nie gefolgt, ſelbſt anrufen.<lb/><hi rendition="#g">Zweite Grundlehre</hi>. <hi rendition="#aq">Tous les privilèges<lb/> de la naissauce, sans exception, seront abolis</hi>.</p><lb/> <p>Werden hier die alterthümlichen bekannten Privilegien<lb/> gemeint, wie die des Adels, der Pairs, oder ſonſt<lb/> eines bevorrechteten Standes, ſo iſt das eine ſo ent¬<lb/> ſchiedene Wahrheit, ein ſo feſt gegründetes Recht,<lb/> das man durch ein ſchadenfrohes Erwähnen derſelben<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV.</hi>2<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0031]
Geſetze entbehren können. Dann aber bleibt in jenem
Grundſatze die reinſte, heiligſte und unverletzlichſte
Vorſchrift, wie der Sittlichkeit, ſo der Religion übrig.
Weil ſie rein iſt, wird ſie von allen beſudelt; weil
ſie heilig iſt, wird ſie verſpottet; weil unverletzlich,
täglich übertreten. Doch ich mag nicht davon ſprechen.
Wer nur etwas gelebt hat und nur einen Tag nicht
ſich allein, der konnte wahrnehmen, wie man überall
und zu allen Zeiten das niedre Volk als unorgani¬
ſches Produkt betrachtet, als Erde, Steine, Sand,
Waſſer — von Gott, dem Hofarchitekten der Vor¬
nehmen und Reichen, herbeigeſchafft, dieſen das Le¬
ben wohnlich und angenehm zu machen. Aber der
Tag wird kommen, wo der zum Himmel geſtiegene
Thränendunſt aller der Millionen Unglücklichen als
Sündfluth niederſtürzen, und die Reichen mit allen
ihren aufgeſparten Gütern bedrohen wird, und dann
werden Schrecken und zu ſpäte Reue die hohle Bruſt
der Hartherzigen ausfüllen, und ſie werden das Er¬
barmen, deſſen Rufe ſie nie gefolgt, ſelbſt anrufen.
Zweite Grundlehre. Tous les privilèges
de la naissauce, sans exception, seront abolis.
Werden hier die alterthümlichen bekannten Privilegien
gemeint, wie die des Adels, der Pairs, oder ſonſt
eines bevorrechteten Standes, ſo iſt das eine ſo ent¬
ſchiedene Wahrheit, ein ſo feſt gegründetes Recht,
das man durch ein ſchadenfrohes Erwähnen derſelben
IV.2
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