die Menschen zum Guten vereinigen? Das ist der Jammer. In jedem Lande, in jeder Stadt, in jeder Gemeinde, in jeder Regierung und in jeder Amts¬ stube giebt es edle Menschen genug; aber jeder glaubt, er sey allein gut gesinnt, und so fürchtend, Alle ge¬ gen sich zu haben, wagt es Keiner mit seiner Stimme hervorzutreten, und der Sieg bleibt den Schlechten die sich besser errathen, sich leichter finden. Das ists, was mir vor vielen Andern den Muth giebt, für Recht und Freiheit so laut das Wort zu führen: daß ich weiß, ich stehe nicht allein, daß ich weiß, es giebt Tausende, die so gut und besser sind als ich, die meinem Rufe folgen und sich mir anschließen. Wüßte ich das nicht, glaubte ich im selbstverliebten Dünkel allein zu stehen im Vaterlande, wahrlich, ich wäre nicht der Thor, einer dummen, feigen und un¬ dankbaren Menge meine Ruhe fruchtlos aufzuopfern, und ich schwiege und duldete wie die Andern alle.
-- Gleich nach Empfange Ihres Briefes schrieb ich nach Stuttgardt, und bestellte dort das Hofblatt, das die Donau- und Neckarzeitung gewaschen hat. Ich behalte mir vor, es zu bläuen und zu bügeln. Erwünschter konnte mir nichts kommen. Da finde ich den General-Stab und das Genie-Corps der Süddeutschen Ministerial-Armee auf einem Flecke beisammen. In Würtemberg bereitet man sich auf die schrecklich drohende unvermeidliche Landplage der
die Menſchen zum Guten vereinigen? Das iſt der Jammer. In jedem Lande, in jeder Stadt, in jeder Gemeinde, in jeder Regierung und in jeder Amts¬ ſtube giebt es edle Menſchen genug; aber jeder glaubt, er ſey allein gut geſinnt, und ſo fürchtend, Alle ge¬ gen ſich zu haben, wagt es Keiner mit ſeiner Stimme hervorzutreten, und der Sieg bleibt den Schlechten die ſich beſſer errathen, ſich leichter finden. Das iſts, was mir vor vielen Andern den Muth giebt, für Recht und Freiheit ſo laut das Wort zu führen: daß ich weiß, ich ſtehe nicht allein, daß ich weiß, es giebt Tauſende, die ſo gut und beſſer ſind als ich, die meinem Rufe folgen und ſich mir anſchließen. Wüßte ich das nicht, glaubte ich im ſelbſtverliebten Dünkel allein zu ſtehen im Vaterlande, wahrlich, ich wäre nicht der Thor, einer dummen, feigen und un¬ dankbaren Menge meine Ruhe fruchtlos aufzuopfern, und ich ſchwiege und duldete wie die Andern alle.
— Gleich nach Empfange Ihres Briefes ſchrieb ich nach Stuttgardt, und beſtellte dort das Hofblatt, das die Donau- und Neckarzeitung gewaſchen hat. Ich behalte mir vor, es zu bläuen und zu bügeln. Erwünſchter konnte mir nichts kommen. Da finde ich den General-Stab und das Genie-Corps der Süddeutſchen Miniſterial-Armee auf einem Flecke beiſammen. In Würtemberg bereitet man ſich auf die ſchrecklich drohende unvermeidliche Landplage der
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die Menſchen zum Guten vereinigen? Das iſt der
Jammer. In jedem Lande, in jeder Stadt, in jeder
Gemeinde, in jeder Regierung und in jeder Amts¬
ſtube giebt es edle Menſchen genug; aber jeder glaubt,
er ſey allein gut geſinnt, und ſo fürchtend, Alle ge¬
gen ſich zu haben, wagt es Keiner mit ſeiner Stimme
hervorzutreten, und der Sieg bleibt den Schlechten
die ſich beſſer errathen, ſich leichter finden. Das iſts,
was mir vor vielen Andern den Muth giebt, für
Recht und Freiheit ſo laut das Wort zu führen:
daß ich weiß, ich ſtehe nicht allein, daß ich weiß, es
giebt Tauſende, die ſo gut und beſſer ſind als ich,
die meinem Rufe folgen und ſich mir anſchließen.
Wüßte ich das nicht, glaubte ich im ſelbſtverliebten
Dünkel allein zu ſtehen im Vaterlande, wahrlich, ich
wäre nicht der Thor, einer dummen, feigen und un¬
dankbaren Menge meine Ruhe fruchtlos aufzuopfern,
und ich ſchwiege und duldete wie die Andern alle.
— Gleich nach Empfange Ihres Briefes ſchrieb
ich nach Stuttgardt, und beſtellte dort das Hofblatt,
das die Donau- und Neckarzeitung gewaſchen hat.
Ich behalte mir vor, es zu bläuen und zu bügeln.
Erwünſchter konnte mir nichts kommen. Da finde
ich den General-Stab und das Genie-Corps der
Süddeutſchen Miniſterial-Armee auf einem Flecke
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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