Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.Und was nützt ihm die Heuchelei. Seine russische Daß Beide mich getadelt, kann ich ihnen ver¬ Und was nützt ihm die Heuchelei. Seine ruſſiſche Daß Beide mich getadelt, kann ich ihnen ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="70"/> Und was nützt ihm die Heuchelei. Seine ruſſiſche<lb/> Praxis iſt ihm auf immer verlohren, denn er hat<lb/> Rußland geläſtert. Seine franzöſiſche Praxis iſt<lb/> ihm auch verlohren, denn er hat Frankreich ge¬<lb/> läſtert. Seine preußiſche Praxis iſt ihm auch<lb/> verlohren, denn er hat Preußen für anſteckend<lb/> erklärt; und was ihm von deutſchen Bundeskrankhei¬<lb/> ten noch übrig bleibt, wird ihm zur Strafe entzogen<lb/> werden, weil er, ein badiſcher Unterthan, ein Staats¬<lb/> diener, ein Medizinalrath, ſich erlaubt hat, von Po¬<lb/> litik zu ſprechen, ehe er zweitauſend Gulden Cau¬<lb/> tion geleiſtet hat. Darum werfe er ſich ganz in<lb/> meine Arme; er hat ſich mir verſchrieben, mein iſt<lb/> er und mir gehört er zu. Es wäre nicht dazu ge¬<lb/> kommen, wenn ihn Robert nicht verführt.</p><lb/> <p>Daß Beide mich getadelt, kann ich ihnen ver¬<lb/> zeihen; aber daß ſie mich gelobt, das verzeihe ich<lb/> ihnen nie. Sie rühmen meine Unbeſtechlichkeit. Pitt¬<lb/> ſchaft ſagt: Er wolle nicht glauben, daß die Heraus¬<lb/> gabe der Briefe eine Geldſpekulation geweſen, und<lb/> Robert verbürgt ſich, daß ich nicht feil bin. Wer<lb/> wird eine ſolche Bürgſchaft verſchmähen? Auch<lb/> danke ich ſchön für die gute Meinung. Aber das<lb/> Lob der Unbeſtechlichkeit muß man keinem Freunde<lb/> öffentlich geben; das iſt ein Tadel für Tauſende,<lb/> erweckt den Neid und ruft nur den Widerſpruch her¬<lb/> vor. Nun werden meine Gegner ſagen: Er iſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0084]
Und was nützt ihm die Heuchelei. Seine ruſſiſche
Praxis iſt ihm auf immer verlohren, denn er hat
Rußland geläſtert. Seine franzöſiſche Praxis iſt
ihm auch verlohren, denn er hat Frankreich ge¬
läſtert. Seine preußiſche Praxis iſt ihm auch
verlohren, denn er hat Preußen für anſteckend
erklärt; und was ihm von deutſchen Bundeskrankhei¬
ten noch übrig bleibt, wird ihm zur Strafe entzogen
werden, weil er, ein badiſcher Unterthan, ein Staats¬
diener, ein Medizinalrath, ſich erlaubt hat, von Po¬
litik zu ſprechen, ehe er zweitauſend Gulden Cau¬
tion geleiſtet hat. Darum werfe er ſich ganz in
meine Arme; er hat ſich mir verſchrieben, mein iſt
er und mir gehört er zu. Es wäre nicht dazu ge¬
kommen, wenn ihn Robert nicht verführt.
Daß Beide mich getadelt, kann ich ihnen ver¬
zeihen; aber daß ſie mich gelobt, das verzeihe ich
ihnen nie. Sie rühmen meine Unbeſtechlichkeit. Pitt¬
ſchaft ſagt: Er wolle nicht glauben, daß die Heraus¬
gabe der Briefe eine Geldſpekulation geweſen, und
Robert verbürgt ſich, daß ich nicht feil bin. Wer
wird eine ſolche Bürgſchaft verſchmähen? Auch
danke ich ſchön für die gute Meinung. Aber das
Lob der Unbeſtechlichkeit muß man keinem Freunde
öffentlich geben; das iſt ein Tadel für Tauſende,
erweckt den Neid und ruft nur den Widerſpruch her¬
vor. Nun werden meine Gegner ſagen: Er iſt
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