Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Plato bekömmt Angst und versteckt seine Republik, 7 *
Plato bekömmt Angſt und verſteckt ſeine Republik, 7 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0111" n="99"/> Plato bekömmt Angſt und verſteckt ſeine Republik,<lb/> Perikles reicht ſeiner Freundin Aspaſia den Arm,<lb/> Ariſtoteles zieht ſeine Schreibtafel heraus Alles zu<lb/> notiren, die Blumenmädchen ſuchen Eine der Ande¬<lb/> ren vorzukommen und jetzt alle eilig zum pyräiſchen<lb/> Thor hinaus. Nur Sophokles geht ſeinen ernſt lang¬<lb/> ſamen Schritt; er dichtet ſeine Antigone. Als die<lb/> Athenienſer am Hafen ankamen, war König Otto mit<lb/> ſeinen blauen Baiern ſchon gelandet. Das Erſte<lb/> was er that war, daß er dem Perikles den großen<lb/> Hubertus-Orden umhing. Ariſtoteles erhielt das Di¬<lb/> plom als geheimer Hofrath, und die Berufung als<lb/> Profeſſor der Natur-Geſchichte nach München an<lb/> Okens Stelle. Phidias bekam den ehrenvollen Auf¬<lb/> trag die Büſte des Herrn Jarke für das Regens¬<lb/> burger Walhalla zu verfertigen. Herr Ober-Bau¬<lb/> rath von Klenz zeigte dem Kalikrates die Riſſe ſeiner<lb/> ſchönſten Gebäude in München und dieſer fragte:<lb/> hat Euer Baſileus ſo viele Pferde? Alcibiades be¬<lb/> kam den Kammerherrn-Schlüſſel und ein baierſcher<lb/> Obriſt fragte Epaminondas wie viel Fourage-Gelder<lb/> ein helleniſcher Obriſt bekäme? Profeſſor Thierſch<lb/> unterhielt ſich mit Plato und wurde von den Blumen¬<lb/> mädchen wegen ſeiner ſchlechten Ausſprache verſpottet.<lb/> Herr von Poißl wollte Sophokles gerade ſein Feſt¬<lb/> ſpiel <hi rendition="#g">Vergangenheit und Zukunft</hi> überreichen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0111]
Plato bekömmt Angſt und verſteckt ſeine Republik,
Perikles reicht ſeiner Freundin Aspaſia den Arm,
Ariſtoteles zieht ſeine Schreibtafel heraus Alles zu
notiren, die Blumenmädchen ſuchen Eine der Ande¬
ren vorzukommen und jetzt alle eilig zum pyräiſchen
Thor hinaus. Nur Sophokles geht ſeinen ernſt lang¬
ſamen Schritt; er dichtet ſeine Antigone. Als die
Athenienſer am Hafen ankamen, war König Otto mit
ſeinen blauen Baiern ſchon gelandet. Das Erſte
was er that war, daß er dem Perikles den großen
Hubertus-Orden umhing. Ariſtoteles erhielt das Di¬
plom als geheimer Hofrath, und die Berufung als
Profeſſor der Natur-Geſchichte nach München an
Okens Stelle. Phidias bekam den ehrenvollen Auf¬
trag die Büſte des Herrn Jarke für das Regens¬
burger Walhalla zu verfertigen. Herr Ober-Bau¬
rath von Klenz zeigte dem Kalikrates die Riſſe ſeiner
ſchönſten Gebäude in München und dieſer fragte:
hat Euer Baſileus ſo viele Pferde? Alcibiades be¬
kam den Kammerherrn-Schlüſſel und ein baierſcher
Obriſt fragte Epaminondas wie viel Fourage-Gelder
ein helleniſcher Obriſt bekäme? Profeſſor Thierſch
unterhielt ſich mit Plato und wurde von den Blumen¬
mädchen wegen ſeiner ſchlechten Ausſprache verſpottet.
Herr von Poißl wollte Sophokles gerade ſein Feſt¬
ſpiel Vergangenheit und Zukunft überreichen,
7 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |