Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Bauern für den König schlugen. Zu vertheidigen Bauern für den König ſchlugen. Zu vertheidigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0161" n="149"/> Bauern für den König ſchlugen. Zu vertheidigen<lb/> war Antwerpen gar nicht, nicht mit aller Tapferkeit;<lb/> der König von Holland wollte ſeine Ehre retten<lb/> Die Ehre eines Königs erhält ſich nur, im Blute —<lb/> das iſt bekannt. Es iſt mir als wenn ich dabei wäre:<lb/> der Marſchall Gerard wird den General Chaſſ<hi rendition="#aq">é</hi> zu<lb/> Tiſche bitten und da werden ſie ſich wechſelſeitig die<lb/> artigſten, ſchönſten Dinge von der Welt ſagen; dem<lb/> Einen für ſeine heldenmüthige Vertheidigung, dem<lb/> Andern für ſeinen heldenmüthigen Angriff. Es wird<lb/> viel gelacht und Champagner getrunken und vor der<lb/> Thüre ſpielt die Regimentsmuſik. Unterdeſſen jam¬<lb/> mern die holländiſchen und franzöſiſchen Verwundeten<lb/> in den Spitälern, unterdeſſen jammern ihre Mütter,<lb/> Weiber und Bräute. Der Herzog von Orleans zieht<lb/> triumphirend in Paris ein, Marſchall Gerard wird<lb/> belohnt, und die Gebliebenen bekommen den Orden<lb/> des heiligen Grabes. Warum? Leſen Sie in den<lb/><hi rendition="#g">Spaziergängen eines Wiener Poeten</hi>, das<lb/> herrliche Gedicht. <hi rendition="#g">Warum</hi>? „Von dem poßierlich<lb/> „kleinen Männlein, das ſich <hi rendition="#g">auf der Sprache</hi><lb/> „<hi rendition="#g">garbenreichem</hi>, <hi rendition="#g">unermeßnem Erntefeld ein</hi><lb/> „<hi rendition="#g">einziges goldnes Körnlein liebend auser¬</hi><lb/> „<hi rendition="#g">wählt</hi>; das Männerwort: <hi rendition="#g">Warum</hi>?“ Ich bin<lb/> ſelbſt ſolch ein poßierlich kleines Männlein: wenn<lb/> man mir den Kopf herunterſchlüge, er murmelte im¬<lb/> mer fort: warum? — Doch wer weiß! die heilige<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0161]
Bauern für den König ſchlugen. Zu vertheidigen
war Antwerpen gar nicht, nicht mit aller Tapferkeit;
der König von Holland wollte ſeine Ehre retten
Die Ehre eines Königs erhält ſich nur, im Blute —
das iſt bekannt. Es iſt mir als wenn ich dabei wäre:
der Marſchall Gerard wird den General Chaſſé zu
Tiſche bitten und da werden ſie ſich wechſelſeitig die
artigſten, ſchönſten Dinge von der Welt ſagen; dem
Einen für ſeine heldenmüthige Vertheidigung, dem
Andern für ſeinen heldenmüthigen Angriff. Es wird
viel gelacht und Champagner getrunken und vor der
Thüre ſpielt die Regimentsmuſik. Unterdeſſen jam¬
mern die holländiſchen und franzöſiſchen Verwundeten
in den Spitälern, unterdeſſen jammern ihre Mütter,
Weiber und Bräute. Der Herzog von Orleans zieht
triumphirend in Paris ein, Marſchall Gerard wird
belohnt, und die Gebliebenen bekommen den Orden
des heiligen Grabes. Warum? Leſen Sie in den
Spaziergängen eines Wiener Poeten, das
herrliche Gedicht. Warum? „Von dem poßierlich
„kleinen Männlein, das ſich auf der Sprache
„garbenreichem, unermeßnem Erntefeld ein
„einziges goldnes Körnlein liebend auser¬
„wählt; das Männerwort: Warum?“ Ich bin
ſelbſt ſolch ein poßierlich kleines Männlein: wenn
man mir den Kopf herunterſchlüge, er murmelte im¬
mer fort: warum? — Doch wer weiß! die heilige
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