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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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Ein preußischer Naturforscher wollte eine wissen¬
schaftliche Reise nach Nordamerika machen und bat
seinen König um Unterstützung. Dieser antwortete:
Amerika sey schon genug ausgeforscht, aber in Si¬
birien wären noch die schönsten Entdeckungen zu ma¬
chen. Als sich nun ein anderer Naturforscher fand
der sich bereitwillig zu Sibirien erklärte, bekam er
achthundert Thaler Reisegeld. Ist das nicht artig?
ja, dieses Amerika thut ihnen wehe wie ein hohler
Zahn und stört sie im Schlafe. Wenn es nur zu
plombiren wäre! Eine Republik ohne Guillotine --
und sie sagen uns doch seit vierzig Jahren: Repu¬
blik und Guillotine, das wäre Alle eins! Freiheit
ohne Blut -- und sie lehren doch der Hofraths-Ju¬
gend in allen Schulen: die Freiheit sey eine Art
Fisch der nur im rothen Meere lebe! Aber sie hof¬
fen sehr auf eine bessere Zukunft, auf Blut und
Königthum auch in der neuen Welt. Sie haben es
längst vorher gesagt, das Band welches die verschie¬
denen Länder Amerikas aneinander knüpfe würde bald
zerrissen und dann würden die vereinigten Staaten
aus der gottlosen Liste der Republiken gestrichen und
in die heilige Civilliste gesetzt werden. Und in diesen
Tagen hat sich wirklich ereignet, daß eine Provinz

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Ein preußiſcher Naturforſcher wollte eine wiſſen¬
ſchaftliche Reiſe nach Nordamerika machen und bat
ſeinen König um Unterſtützung. Dieſer antwortete:
Amerika ſey ſchon genug ausgeforſcht, aber in Si¬
birien wären noch die ſchönſten Entdeckungen zu ma¬
chen. Als ſich nun ein anderer Naturforſcher fand
der ſich bereitwillig zu Sibirien erklärte, bekam er
achthundert Thaler Reiſegeld. Iſt das nicht artig?
ja, dieſes Amerika thut ihnen wehe wie ein hohler
Zahn und ſtört ſie im Schlafe. Wenn es nur zu
plombiren wäre! Eine Republik ohne Guillotine —
und ſie ſagen uns doch ſeit vierzig Jahren: Repu¬
blik und Guillotine, das wäre Alle eins! Freiheit
ohne Blut — und ſie lehren doch der Hofraths-Ju¬
gend in allen Schulen: die Freiheit ſey eine Art
Fiſch der nur im rothen Meere lebe! Aber ſie hof¬
fen ſehr auf eine beſſere Zukunft, auf Blut und
Königthum auch in der neuen Welt. Sie haben es
längſt vorher geſagt, das Band welches die verſchie¬
denen Länder Amerikas aneinander knüpfe würde bald
zerriſſen und dann würden die vereinigten Staaten
aus der gottloſen Liſte der Republiken geſtrichen und
in die heilige Civilliſte geſetzt werden. Und in dieſen
Tagen hat ſich wirklich ereignet, daß eine Provinz

14 *
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[211/0223] Dienſtag, den 15. Januar. Ein preußiſcher Naturforſcher wollte eine wiſſen¬ ſchaftliche Reiſe nach Nordamerika machen und bat ſeinen König um Unterſtützung. Dieſer antwortete: Amerika ſey ſchon genug ausgeforſcht, aber in Si¬ birien wären noch die ſchönſten Entdeckungen zu ma¬ chen. Als ſich nun ein anderer Naturforſcher fand der ſich bereitwillig zu Sibirien erklärte, bekam er achthundert Thaler Reiſegeld. Iſt das nicht artig? ja, dieſes Amerika thut ihnen wehe wie ein hohler Zahn und ſtört ſie im Schlafe. Wenn es nur zu plombiren wäre! Eine Republik ohne Guillotine — und ſie ſagen uns doch ſeit vierzig Jahren: Repu¬ blik und Guillotine, das wäre Alle eins! Freiheit ohne Blut — und ſie lehren doch der Hofraths-Ju¬ gend in allen Schulen: die Freiheit ſey eine Art Fiſch der nur im rothen Meere lebe! Aber ſie hof¬ fen ſehr auf eine beſſere Zukunft, auf Blut und Königthum auch in der neuen Welt. Sie haben es längſt vorher geſagt, das Band welches die verſchie¬ denen Länder Amerikas aneinander knüpfe würde bald zerriſſen und dann würden die vereinigten Staaten aus der gottloſen Liſte der Republiken geſtrichen und in die heilige Civilliſte geſetzt werden. Und in dieſen Tagen hat ſich wirklich ereignet, daß eine Provinz 14 *

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/223>, abgerufen am 21.11.2024.