Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.nen; die Schlachtopfer der Fürsten verdienen keine Dieser Jarke ist ein merkwürdiger Mensch. nen; die Schlachtopfer der Fürſten verdienen keine Dieſer Jarke iſt ein merkwürdiger Menſch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="46"/> nen; die Schlachtopfer der Fürſten verdienen keine<lb/> Thränen. Darum habe ich mir vorgenommen: es<lb/> ſoll mein <choice><sic>nächſtens</sic><corr>nächſtes</corr></choice> Werk ſein, die Unſchuld der Re¬<lb/> publiken zu vertheidigen und die Verbrechen der Mo¬<lb/> narchieen anzuklagen. Zwanzig Jahrhunderte werde<lb/> ich als Zeugen um mich herumſtellen, vier Welttheile<lb/> werde ich als Beweisſtätte auf den Tiſch legen, funf¬<lb/> zig Millionen Leichen denke ich, werden den Thatbe¬<lb/> ſtand des Verbrechens hinlänglich feſtſtellen, und dann<lb/> wollen wir doch ſehen, was die Advokaten der Für¬<lb/> ſten, die wortreichen Jarkes darauf zu antworten<lb/> finden.</p><lb/> <p>Dieſer Jarke iſt ein merkwürdiger Menſch.<lb/> Man hat ihn von Berlin nach Wien berufen, wo er<lb/> die halbe Beſoldung von Genz bekömmt. Aber er<lb/> verdiente nicht deren hunderſten Theil, oder er ver¬<lb/> diente eine hundertmal größere — es kömmt nur<lb/> darauf an, was man dem Genz bezahlen wollte, das<lb/> Gute oder Schlechte an ihm. Dieſen katholiſch und<lb/> toll gewordenen Jarke liebe ich ungemein, denn er<lb/> dient mir, wie gewiß auch vielen andern zum nützli¬<lb/> chen Spiele und zum angenehmen Zeitvertreibe. Er<lb/> giebt ſeit einem Jahre ein politiſches Wochenblatt<lb/> heraus. Das iſt eine unterhaltende Camera obſcura;<lb/> darin gehen alle Neigungen und Abneigungen, Wün¬<lb/> ſche und Verwünſchungen, Hoffnungen und Befürch¬<lb/> tungen, Freuden und Leiden, Aengſte und Tollkühn¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0058]
nen; die Schlachtopfer der Fürſten verdienen keine
Thränen. Darum habe ich mir vorgenommen: es
ſoll mein nächſtes Werk ſein, die Unſchuld der Re¬
publiken zu vertheidigen und die Verbrechen der Mo¬
narchieen anzuklagen. Zwanzig Jahrhunderte werde
ich als Zeugen um mich herumſtellen, vier Welttheile
werde ich als Beweisſtätte auf den Tiſch legen, funf¬
zig Millionen Leichen denke ich, werden den Thatbe¬
ſtand des Verbrechens hinlänglich feſtſtellen, und dann
wollen wir doch ſehen, was die Advokaten der Für¬
ſten, die wortreichen Jarkes darauf zu antworten
finden.
Dieſer Jarke iſt ein merkwürdiger Menſch.
Man hat ihn von Berlin nach Wien berufen, wo er
die halbe Beſoldung von Genz bekömmt. Aber er
verdiente nicht deren hunderſten Theil, oder er ver¬
diente eine hundertmal größere — es kömmt nur
darauf an, was man dem Genz bezahlen wollte, das
Gute oder Schlechte an ihm. Dieſen katholiſch und
toll gewordenen Jarke liebe ich ungemein, denn er
dient mir, wie gewiß auch vielen andern zum nützli¬
chen Spiele und zum angenehmen Zeitvertreibe. Er
giebt ſeit einem Jahre ein politiſches Wochenblatt
heraus. Das iſt eine unterhaltende Camera obſcura;
darin gehen alle Neigungen und Abneigungen, Wün¬
ſche und Verwünſchungen, Hoffnungen und Befürch¬
tungen, Freuden und Leiden, Aengſte und Tollkühn¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |