Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.hätten. Um die kleinen Fürsten leichter in das Garn 10 *
hätten. Um die kleinen Fürſten leichter in das Garn 10 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0159" n="147"/> hätten. Um die kleinen Fürſten leichter in das Garn<lb/> zu locken, ſtellte ſich Preußen damals an, als wolle<lb/> es auch eine repräſentative Verfaſſung einführen.<lb/> Die kleinen Fürſten merkten die Liſt nicht und alle<lb/> die Angſt, die ſie bei der Sache hatten, kam von<lb/> ihren eigenen Völkern; die andern größern Gefahren<lb/> ſahen ſie nicht. Aber dieſe Angſt vor Conſtitutionen<lb/> war fürchterlich. Schon ſahen ſie eine demokratiſche<lb/> Sündfluth über ihre Throne zuſammenſtürzen und<lb/> ſie dachten gleich an Noah's Arche, in welcher ſie<lb/> ſich im Falle der höchſten Noth mit all ihrem Viehe<lb/> retten könnten. Wie es ſich mit dieſen Archen ver¬<lb/> halte, an welchen die kleinen deutſchen Fürſten zim¬<lb/> mern, will ich Ihnen ein andersmal erklären. Ehe<lb/> ſie es nun wagten, ein kleines ſeichtes Wäſſerchen<lb/> von Volksfreiheit durch ihre Ländchen ſchleichen zu<lb/> laſſen, zogen ſie aus Furcht vor Ueberſchwemmungen,<lb/> Kanäle ſo breit und ſo tief, daß der Rhein, die<lb/> Donau, und die Elbe zugleich darin Platz hätten.<lb/> Und ſie baueten Rieſenwerke von Dämmen aus mäch¬<lb/> tigen Quaderſteinen und gewaltigen Schleußen. Un¬<lb/> ſere Conſtitutionen ſind nichts anders als Gefäng¬<lb/> niſſe der Freiheit: daß die Freiheit nicht frei im<lb/> Lande herumlaufe, wird ſie in eine Kammer geſperrt.<lb/> In dieſe Conſtitutionen, beſonders aber in das<lb/> Wahlſyſtem der Volks-Deputirten und in der Ge¬<lb/> ſchäfts-Ordnung der Kammern, wurden hundert Be¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">10 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0159]
hätten. Um die kleinen Fürſten leichter in das Garn
zu locken, ſtellte ſich Preußen damals an, als wolle
es auch eine repräſentative Verfaſſung einführen.
Die kleinen Fürſten merkten die Liſt nicht und alle
die Angſt, die ſie bei der Sache hatten, kam von
ihren eigenen Völkern; die andern größern Gefahren
ſahen ſie nicht. Aber dieſe Angſt vor Conſtitutionen
war fürchterlich. Schon ſahen ſie eine demokratiſche
Sündfluth über ihre Throne zuſammenſtürzen und
ſie dachten gleich an Noah's Arche, in welcher ſie
ſich im Falle der höchſten Noth mit all ihrem Viehe
retten könnten. Wie es ſich mit dieſen Archen ver¬
halte, an welchen die kleinen deutſchen Fürſten zim¬
mern, will ich Ihnen ein andersmal erklären. Ehe
ſie es nun wagten, ein kleines ſeichtes Wäſſerchen
von Volksfreiheit durch ihre Ländchen ſchleichen zu
laſſen, zogen ſie aus Furcht vor Ueberſchwemmungen,
Kanäle ſo breit und ſo tief, daß der Rhein, die
Donau, und die Elbe zugleich darin Platz hätten.
Und ſie baueten Rieſenwerke von Dämmen aus mäch¬
tigen Quaderſteinen und gewaltigen Schleußen. Un¬
ſere Conſtitutionen ſind nichts anders als Gefäng¬
niſſe der Freiheit: daß die Freiheit nicht frei im
Lande herumlaufe, wird ſie in eine Kammer geſperrt.
In dieſe Conſtitutionen, beſonders aber in das
Wahlſyſtem der Volks-Deputirten und in der Ge¬
ſchäfts-Ordnung der Kammern, wurden hundert Be¬
10 *
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