Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834."wir uns Preußen widersetzen? Der Großherzog Jetzt nach Cassel, wo die Wahlfreiheit auf eine „wir uns Preußen widerſetzen? Der Großherzog Jetzt nach Caſſel, wo die Wahlfreiheit auf eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0166" n="154"/> „wir uns Preußen widerſetzen? Der Großherzog<lb/> „hat mir geſtern geſagt: vor dem Heyer iſt mir am<lb/> „meiſten bange der wird Lärm machen.“ Dabei rieb<lb/> ſich der Baron die Hände, dabei zuckte er die Ach¬<lb/> ſeln, dabei klopfte er mit freiherrlichen Fingern auf<lb/> die bürgerliche Schulter, und ſagte in einer Viertel¬<lb/> ſtunde dreißig Mal: Lieber Heyer! Der liebe Heyer,<lb/> ſonſt ein braver, liberaler, verſtändiger Mann, ließ<lb/> ſich bereden, einſchüchtern, und ſtimmte mit ſeinen<lb/> Freunden gegen Hofmann.</p><lb/> <p>Jetzt nach Caſſel, wo die Wahlfreiheit auf eine<lb/> andere Art verletzt worden. Wenn Sie dieſen<lb/> Brief gehörig ſtudiren, werden Sie eine der vor¬<lb/> züglichſten Publiziſtin von Deutſchland, und können<lb/> Profeſſorin des Staatsrechts auf einer deutſchen<lb/> Univerſität werden, und wenn Sie loyale College<lb/> leſen gar geheime Hofräthin. Was ich Ihnen aber<lb/> folgend mittheile, geſchieht nicht zu Ihrer Belehrung,<lb/> ſondern zu meiner eignen. Vielleicht können Sie<lb/> mir über etwas Aufklärung geben, worin ich ganz<lb/> im Dunkeln bin. In Frankreich und England ſind<lb/> die Regierungen froh, wenn Staatsbeamte zu Depu¬<lb/> tirten gewählt werden! natürlich, weil dieſe von ih¬<lb/> nen abhängen und ihnen alſo am meiſten anhängen:<lb/> In Deutſchland findet das Gegentheil ſtatt. Wenn<lb/> ein Staatsbeamter zum Deputirten gewählt wird:<lb/> muß er, das Recht auszuüben, dazu die Erlaubniß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0166]
„wir uns Preußen widerſetzen? Der Großherzog
„hat mir geſtern geſagt: vor dem Heyer iſt mir am
„meiſten bange der wird Lärm machen.“ Dabei rieb
ſich der Baron die Hände, dabei zuckte er die Ach¬
ſeln, dabei klopfte er mit freiherrlichen Fingern auf
die bürgerliche Schulter, und ſagte in einer Viertel¬
ſtunde dreißig Mal: Lieber Heyer! Der liebe Heyer,
ſonſt ein braver, liberaler, verſtändiger Mann, ließ
ſich bereden, einſchüchtern, und ſtimmte mit ſeinen
Freunden gegen Hofmann.
Jetzt nach Caſſel, wo die Wahlfreiheit auf eine
andere Art verletzt worden. Wenn Sie dieſen
Brief gehörig ſtudiren, werden Sie eine der vor¬
züglichſten Publiziſtin von Deutſchland, und können
Profeſſorin des Staatsrechts auf einer deutſchen
Univerſität werden, und wenn Sie loyale College
leſen gar geheime Hofräthin. Was ich Ihnen aber
folgend mittheile, geſchieht nicht zu Ihrer Belehrung,
ſondern zu meiner eignen. Vielleicht können Sie
mir über etwas Aufklärung geben, worin ich ganz
im Dunkeln bin. In Frankreich und England ſind
die Regierungen froh, wenn Staatsbeamte zu Depu¬
tirten gewählt werden! natürlich, weil dieſe von ih¬
nen abhängen und ihnen alſo am meiſten anhängen:
In Deutſchland findet das Gegentheil ſtatt. Wenn
ein Staatsbeamter zum Deputirten gewählt wird:
muß er, das Recht auszuüben, dazu die Erlaubniß
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