Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.wesen und man habe ihn in Deutschland todt gesagt. Da überlegte ich nun bei mir, daß, weil ich weſen und man habe ihn in Deutſchland todt geſagt. Da überlegte ich nun bei mir, daß, weil ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0179" n="167"/> weſen und man habe ihn in Deutſchland todt geſagt.<lb/> Gleich mit der nächſten Poſt, nachdem ſich das falſche<lb/> Gerücht verbreitet, wäre ſein Nekrolog, von Böttiger<lb/> verfaßt, für die allgemeine Zeitung eingegangen. Sie<lb/> kam aber zu früh und brauchte glücklicher Weiſe nicht<lb/> honorirt zu werden.</p><lb/> <p>Da überlegte ich nun bei mir, daß, weil ich<lb/> auch ein berühmter Mann bin und mein vierzigſtes<lb/> Jahr zurückgelegt habe, ich ganz ohne Zweifel in<lb/> des Hofraths nekrologiſchem Schranke in der <hi rendition="#aq">B</hi>-<lb/> Schublade eingeſargt liege. Zwar iſt Böttiger viel<lb/> älter als ich; da er aber einen Orden, nicht blos<lb/> erhalten, ſondern auch verdient hat und er überhaupt<lb/> ein Mann iſt, der nicht blos fünf grade ſein läßt,<lb/> ſondern auch vier, wenn es ein großer Herr haben<lb/> will: ſo gehört er zu denjenigen Menſchen, die ein<lb/> hohes Alter erreichen. Er kann mich daher leicht<lb/> überleben und meine Nekrologie ſchreiben. Nun muß<lb/> von zwei Dingen nothwendig eins geſchehen: entwe¬<lb/> der er lobt mich oder er tadelt mich. Lobt er mich,<lb/> ſo wird das auf Europa einen ungeheuern Einfluß<lb/> haben; denn da es bekannt iſt, daß ich ſein Feind<lb/> bin, wird jedermann begreifen, daß nur das große<lb/> Gewicht meiner Verdienſte ihn zur Gerechtigkeit zwin¬<lb/> gen konnte. Tadelt er mich aber, glaubt ihm keiner<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0179]
weſen und man habe ihn in Deutſchland todt geſagt.
Gleich mit der nächſten Poſt, nachdem ſich das falſche
Gerücht verbreitet, wäre ſein Nekrolog, von Böttiger
verfaßt, für die allgemeine Zeitung eingegangen. Sie
kam aber zu früh und brauchte glücklicher Weiſe nicht
honorirt zu werden.
Da überlegte ich nun bei mir, daß, weil ich
auch ein berühmter Mann bin und mein vierzigſtes
Jahr zurückgelegt habe, ich ganz ohne Zweifel in
des Hofraths nekrologiſchem Schranke in der B-
Schublade eingeſargt liege. Zwar iſt Böttiger viel
älter als ich; da er aber einen Orden, nicht blos
erhalten, ſondern auch verdient hat und er überhaupt
ein Mann iſt, der nicht blos fünf grade ſein läßt,
ſondern auch vier, wenn es ein großer Herr haben
will: ſo gehört er zu denjenigen Menſchen, die ein
hohes Alter erreichen. Er kann mich daher leicht
überleben und meine Nekrologie ſchreiben. Nun muß
von zwei Dingen nothwendig eins geſchehen: entwe¬
der er lobt mich oder er tadelt mich. Lobt er mich,
ſo wird das auf Europa einen ungeheuern Einfluß
haben; denn da es bekannt iſt, daß ich ſein Feind
bin, wird jedermann begreifen, daß nur das große
Gewicht meiner Verdienſte ihn zur Gerechtigkeit zwin¬
gen konnte. Tadelt er mich aber, glaubt ihm keiner
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