Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.man ihnen die Verderblichkeit ihres vaterländischen Nun freilich, wenn man anfängt, sogar in der man ihnen die Verderblichkeit ihres vaterländiſchen Nun freilich, wenn man anfängt, ſogar in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0186" n="174"/> man ihnen die Verderblichkeit ihres vaterländiſchen<lb/> Regierungsſyſtems unwiderleglich klar machte, und<lb/> die dann immer auf das Wort zurückkamen: aber<lb/> wir haben doch eine unabhängige Juſtiz — was<lb/> bliebe ihnen noch für ein Vorwand übrig, ihre<lb/> Loyalität, der ſie ſich ſchon halb ſchämen, nothdürftig<lb/> zu vertheidigen? Freilich blieben ihnen dann noch<lb/> ihre gerühmten <hi rendition="#g">Abc</hi>-Schulen übrig. Ich möchte<lb/> ſie aber fragen: Ob man denn ihren gelehrten <hi rendition="#g">Abc</hi>-<lb/> Bauren etwas anders zu leſen verſtattet als die<lb/> Befehle der Regierung?</p><lb/> <p>Nun freilich, wenn man anfängt, ſogar in der<lb/> Stadt Berlin ſelbſt Verſchwörungen zu entdecken,<lb/> und ſelbſt ein Cavallerie-Offizier und ein Regierungs¬<lb/> rath ſich des Hochverraths verdächtig gemacht haben,<lb/> dann ſcheint es Zeit, die Richter unter der Zucht¬<lb/> ruthe der Polizei zu bringen. Aber was wird es<lb/> ſie helfen? Sie werden höchſtens einige junge Leute<lb/> und dunkle Perſonen ſchuldig finden, aber nie einen<lb/> Menſchen von Bedeutung bis zur Straffälligkeit<lb/> überführen können. Denn in Berlin reichen ſich die<lb/> freiſinnigen Männer bis zu den erſten Stufen des<lb/> Thrones die Hände und ſie laſſen ſich nicht fallen.<lb/><hi rendition="#g">Ich</hi> freilich traute jenen Menſchen nie, die ſeit fünf¬<lb/> zehen Jahren ihren guten Willen zu verheimlichen<lb/> und dem Despotismus, ihn zu verderben, Vertrauen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0186]
man ihnen die Verderblichkeit ihres vaterländiſchen
Regierungsſyſtems unwiderleglich klar machte, und
die dann immer auf das Wort zurückkamen: aber
wir haben doch eine unabhängige Juſtiz — was
bliebe ihnen noch für ein Vorwand übrig, ihre
Loyalität, der ſie ſich ſchon halb ſchämen, nothdürftig
zu vertheidigen? Freilich blieben ihnen dann noch
ihre gerühmten Abc-Schulen übrig. Ich möchte
ſie aber fragen: Ob man denn ihren gelehrten Abc-
Bauren etwas anders zu leſen verſtattet als die
Befehle der Regierung?
Nun freilich, wenn man anfängt, ſogar in der
Stadt Berlin ſelbſt Verſchwörungen zu entdecken,
und ſelbſt ein Cavallerie-Offizier und ein Regierungs¬
rath ſich des Hochverraths verdächtig gemacht haben,
dann ſcheint es Zeit, die Richter unter der Zucht¬
ruthe der Polizei zu bringen. Aber was wird es
ſie helfen? Sie werden höchſtens einige junge Leute
und dunkle Perſonen ſchuldig finden, aber nie einen
Menſchen von Bedeutung bis zur Straffälligkeit
überführen können. Denn in Berlin reichen ſich die
freiſinnigen Männer bis zu den erſten Stufen des
Thrones die Hände und ſie laſſen ſich nicht fallen.
Ich freilich traute jenen Menſchen nie, die ſeit fünf¬
zehen Jahren ihren guten Willen zu verheimlichen
und dem Despotismus, ihn zu verderben, Vertrauen
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