Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.zum Laster ausgebrannt. Nicht blos einzelne 13 *
zum Laſter ausgebrannt. Nicht blos einzelne 13 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0207" n="195"/> zum Laſter ausgebrannt. Nicht blos einzelne<lb/> Menſchen, ganze Provinzen, Städte, Gemeinden,<lb/> werden verführt, beſtochen, beſoldet, zum ſchnödeſten<lb/> Knechtdienſte angeworben. Weil der einzelne Menſch,<lb/> ſo ſchwach und lüſtern er auch iſt, doch nicht immer<lb/> das Herz hat, um ſeines eignen Vortheils willen<lb/> ein Verbrechen auf ſich allein zu nehmen, giebt man<lb/> ihm den willkommenen Vorwand, ſeine Tugend für<lb/> das beſte ſeiner Gemeinde zu verkaufen; ſo beſchwich¬<lb/> tigt er ſein Gewiſſen, ſo vergißt er, daß ein Theil<lb/> des Sünderlohns ihm ſelbſt zukömmt. Der König<lb/> von Baiern, von Oeſterreich und den Jeſuiten belehrt<lb/> und gegängelt, übt dieſe Regierungskunſt mit einer<lb/> ſchauderhaften Unbedenklichkeit. Die Aqua Toffana<lb/> der Machiavelliſten-Politik wird in das reine deutſche<lb/> Blut getröpfelt, daß es ſchwarz werde wie die Seele<lb/> des Giftmiſchers. Die Aemter, die Behörden, die<lb/> Gerichtshöfe, die der Stadt in welcher ſie wohnen,<lb/> Geldvortheile bringen, werden verſteigert und den¬<lb/> jenigen Gemeinden zugeſchlagen, die am meiſten<lb/> Niederträchtigkeit dafür bieten. So wurde Aſchaffen¬<lb/> burg und Würzburg, Zweibrücken und Kaiſerslautern<lb/> hinter einander gehetzt. Die Bürgerſchaft, die<lb/> Magiſtrate ſchickten Deputationen nach München.<lb/> Dieſe verſprachen alles, verleugneten alles,<lb/> verriethen alles was man wollte, und bettelten<lb/> <fw place="bottom" type="sig">13 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0207]
zum Laſter ausgebrannt. Nicht blos einzelne
Menſchen, ganze Provinzen, Städte, Gemeinden,
werden verführt, beſtochen, beſoldet, zum ſchnödeſten
Knechtdienſte angeworben. Weil der einzelne Menſch,
ſo ſchwach und lüſtern er auch iſt, doch nicht immer
das Herz hat, um ſeines eignen Vortheils willen
ein Verbrechen auf ſich allein zu nehmen, giebt man
ihm den willkommenen Vorwand, ſeine Tugend für
das beſte ſeiner Gemeinde zu verkaufen; ſo beſchwich¬
tigt er ſein Gewiſſen, ſo vergißt er, daß ein Theil
des Sünderlohns ihm ſelbſt zukömmt. Der König
von Baiern, von Oeſterreich und den Jeſuiten belehrt
und gegängelt, übt dieſe Regierungskunſt mit einer
ſchauderhaften Unbedenklichkeit. Die Aqua Toffana
der Machiavelliſten-Politik wird in das reine deutſche
Blut getröpfelt, daß es ſchwarz werde wie die Seele
des Giftmiſchers. Die Aemter, die Behörden, die
Gerichtshöfe, die der Stadt in welcher ſie wohnen,
Geldvortheile bringen, werden verſteigert und den¬
jenigen Gemeinden zugeſchlagen, die am meiſten
Niederträchtigkeit dafür bieten. So wurde Aſchaffen¬
burg und Würzburg, Zweibrücken und Kaiſerslautern
hinter einander gehetzt. Die Bürgerſchaft, die
Magiſtrate ſchickten Deputationen nach München.
Dieſe verſprachen alles, verleugneten alles,
verriethen alles was man wollte, und bettelten
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