Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Drei und zwanzigster Brief. Paris, Samstag, den 26. Januar 1833.In der Hochzeit des Figaro spielte die alte Drei und zwanzigſter Brief. Paris, Samſtag, den 26. Januar 1833.In der Hochzeit des Figaro ſpielte die alte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0040" n="[28]"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b #g">Drei und zwanzigſter Brief</hi>.<lb/></head> <dateline rendition="#right">Paris, Samſtag, den 26. Januar 1833.</dateline><lb/> <p>In der <hi rendition="#g">Hochzeit des Figaro</hi> ſpielte die alte<lb/> Mars die Suſanna. So etwas kann mich zugleich<lb/> betrübt und zornig machen. Wenn ausgezeichnete<lb/> Menſchen, von ächten und anerkannten Verdienſten,<lb/> ſich ſolche kleine Eitelkeiten erlauben, was bleibt dann<lb/> der Gemeinheit übrig? Sechszig Jahre iſt ſie alt<lb/> und übernimmt eine Rolle, für die man ſchon im<lb/> dreißigſten nicht jung genug mehr iſt. Eine Frau,<lb/> welche die ſeltene glückliche Natur einer Ninon hätte,<lb/> könnte vielleicht in ihrem ſechszigſten Jahr noch eine<lb/> Suſanne <hi rendition="#g">ſeyn</hi>; aber eine <hi rendition="#g">ſpielen</hi> — niemals.<lb/> Und was mir am ſchlimmſten ſchien, war: daß die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[28]/0040]
Drei und zwanzigſter Brief.
Paris, Samſtag, den 26. Januar 1833.
In der Hochzeit des Figaro ſpielte die alte
Mars die Suſanna. So etwas kann mich zugleich
betrübt und zornig machen. Wenn ausgezeichnete
Menſchen, von ächten und anerkannten Verdienſten,
ſich ſolche kleine Eitelkeiten erlauben, was bleibt dann
der Gemeinheit übrig? Sechszig Jahre iſt ſie alt
und übernimmt eine Rolle, für die man ſchon im
dreißigſten nicht jung genug mehr iſt. Eine Frau,
welche die ſeltene glückliche Natur einer Ninon hätte,
könnte vielleicht in ihrem ſechszigſten Jahr noch eine
Suſanne ſeyn; aber eine ſpielen — niemals.
Und was mir am ſchlimmſten ſchien, war: daß die
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