Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

gierung zurecht zu weisen. Heinrich IV., Gustav III.,
Paul I. fielen von edlen Mörderhänden; kaum ein
Land das nicht einen Fürsten gehabt, der das Rache¬
opfer des Adels oder der Geistlichkeit geworden.
Aber solche Tage sind keine jours funestes et a
jamais deplorables
, die man bei jedem Wie¬
derkehr mit Trauer und Buße begeht. Wenn Adel
und Pfaffheit einen König meuchelmorden, so ist
das ehrwürdiger Richter Spur; wenn aber, wie
es nur zweimal geschehen nach tausendjähriger Ge¬
duld, ein Volk seinen König richtet, ist das schnö¬
der Meuchelmord
, ein jour funeste et a
jamais deplorable
! Das sagen Adel und
Geistlichkeit, die ihre Privelegien klug zu wahren
wissen.


gierung zurecht zu weiſen. Heinrich IV., Guſtav III.,
Paul I. fielen von edlen Mörderhänden; kaum ein
Land das nicht einen Fürſten gehabt, der das Rache¬
opfer des Adels oder der Geiſtlichkeit geworden.
Aber ſolche Tage ſind keine jours funestes et à
jamais déplorables
, die man bei jedem Wie¬
derkehr mit Trauer und Buße begeht. Wenn Adel
und Pfaffheit einen König meuchelmorden, ſo iſt
das ehrwürdiger Richter Spur; wenn aber, wie
es nur zweimal geſchehen nach tauſendjähriger Ge¬
duld, ein Volk ſeinen König richtet, iſt das ſchnö¬
der Meuchelmord
, ein jour funeste et à
jamais déplorable
! Das ſagen Adel und
Geiſtlichkeit, die ihre Privelegien klug zu wahren
wiſſen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0049" n="37"/>
gierung zurecht zu wei&#x017F;en. Heinrich <hi rendition="#aq">IV</hi>., Gu&#x017F;tav <hi rendition="#aq">III</hi>.,<lb/>
Paul <hi rendition="#aq">I</hi>. fielen von edlen Mörderhänden; kaum ein<lb/>
Land das nicht einen Für&#x017F;ten gehabt, der das Rache¬<lb/>
opfer des Adels oder der Gei&#x017F;tlichkeit geworden.<lb/>
Aber &#x017F;olche Tage &#x017F;ind keine <hi rendition="#aq #g">jours funestes et à<lb/>
jamais déplorables</hi>, die man bei jedem Wie¬<lb/>
derkehr mit Trauer und Buße begeht. Wenn Adel<lb/>
und Pfaffheit einen König <hi rendition="#g">meuchelmorden</hi>, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
das ehrwürdiger <hi rendition="#g">Richter Spur</hi>; wenn aber, wie<lb/>
es nur zweimal ge&#x017F;chehen nach tau&#x017F;endjähriger Ge¬<lb/>
duld, ein Volk &#x017F;einen König richtet, i&#x017F;t das <hi rendition="#g">&#x017F;chnö¬<lb/>
der Meuchelmord</hi>, ein <hi rendition="#aq #g">jour funeste et à<lb/>
jamais déplorable</hi>! Das &#x017F;agen Adel und<lb/>
Gei&#x017F;tlichkeit, die ihre Privelegien klug zu wahren<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0049] gierung zurecht zu weiſen. Heinrich IV., Guſtav III., Paul I. fielen von edlen Mörderhänden; kaum ein Land das nicht einen Fürſten gehabt, der das Rache¬ opfer des Adels oder der Geiſtlichkeit geworden. Aber ſolche Tage ſind keine jours funestes et à jamais déplorables, die man bei jedem Wie¬ derkehr mit Trauer und Buße begeht. Wenn Adel und Pfaffheit einen König meuchelmorden, ſo iſt das ehrwürdiger Richter Spur; wenn aber, wie es nur zweimal geſchehen nach tauſendjähriger Ge¬ duld, ein Volk ſeinen König richtet, iſt das ſchnö¬ der Meuchelmord, ein jour funeste et à jamais déplorable! Das ſagen Adel und Geiſtlichkeit, die ihre Privelegien klug zu wahren wiſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/49
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/49>, abgerufen am 21.11.2024.