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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

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Sehet euch vor vor eurem Geiste. Malach. 2, 15. es ist das Herz
ein trotzig und verzagt Ding, wer kans ergründen?
Jer. 17, 9.
Dieses Herze fühlen auch noch die Gläubigen, Ps. 30, 7. 8. Denn das Herz
ist voller heimlichen Gänge und Schlupfwinkel, in welchen sich die * Diabo-
listen, das ist, die sündlichen Begierden, also verbergen können, daß man mei-
nen solte, sie wären völlig überwunden; allein bey Gelegenheit, oder wenn wir
sicher werden, kommen sie schon wieder hervor, nur oft mit andern, auch wol
ganz geistlichen Namen. Darum traue dir nimmermehr. Denn das Fleisch
ist am fleischlichsten und gefährlichsten, wenn es sich am geistlichsten stellt, und
seine Lust für lauter Heiligkeit und Geistlichkeit der Engel ausgiebt.

HERR, laß mich nimmermehr dem eignen Herzen traun,
Das voller Tücken ist. Ach! komm, sie aufzudecken,
Und laß mich vor mir selbst mich fürchten und erschrecken.
Ach! laß mich ganz allein auf deine Hülfe schaun,     Ps. 139, 23. 24.
Ja zeige, was Natur, was Gnade sey zu nennen,     2 Cor. 1, 9.
Und laß den Selbstbetrug mich allemal erkennen.
* Siehe Bunians heiligen Krieg p. 486. etc. B. Franck. Lect. Paraen. Viter Th.
p. 190-192. Bunians Lebenslauf p. 233. Da zeigt er, daß noch 7. Grenet
in seinem Herzen steckten, die ihn ohn Unterlaß quälten.

Sehet euch vor vor eurem Geiſte. Malach. 2, 15. es iſt das Herz
ein trotzig und verzagt Ding, wer kans ergründen?
Jer. 17, 9.
Dieſes Herze fühlen auch noch die Gläubigen, Pſ. 30, 7. 8. Denn das Herz
iſt voller heimlichen Gänge und Schlupfwinkel, in welchen ſich die * Diabo-
liſten, das iſt, die ſündlichen Begierden, alſo verbergen können, daß man mei-
nen ſolte, ſie wären völlig überwunden; allein bey Gelegenheit, oder wenn wir
ſicher werden, kommen ſie ſchon wieder hervor, nur oft mit andern, auch wol
ganz geiſtlichen Namen. Darum traue dir nimmermehr. Denn das Fleiſch
iſt am fleiſchlichſten und gefährlichſten, wenn es ſich am geiſtlichſten ſtellt, und
ſeine Luſt für lauter Heiligkeit und Geiſtlichkeit der Engel ausgiebt.

HERR, laß mich nimmermehr dem eignen Herzen traun,
Das voller Tücken iſt. Ach! komm, ſie aufzudecken,
Und laß mich vor mir ſelbſt mich fürchten und erſchrecken.
Ach! laß mich ganz allein auf deine Hülfe ſchaun,     Pſ. 139, 23. 24.
Ja zeige, was Natur, was Gnade ſey zu nennen,     2 Cor. 1, 9.
Und laß den Selbſtbetrug mich allemal erkennen.
* Siehe Bunians heiligen Krieg p. 486. ꝛc. B. Franck. Lect. Paræn. Viter Th.
p. 190-192. Bunians Lebenslauf p. 233. Da zeigt er, daß noch 7. Grenet
in ſeinem Herzen ſteckten, die ihn ohn Unterlaß quälten.
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[221/0233] 9. Aug. Sehet euch vor vor eurem Geiſte. Malach. 2, 15. es iſt das Herz ein trotzig und verzagt Ding, wer kans ergründen? Jer. 17, 9. Dieſes Herze fühlen auch noch die Gläubigen, Pſ. 30, 7. 8. Denn das Herz iſt voller heimlichen Gänge und Schlupfwinkel, in welchen ſich die * Diabo- liſten, das iſt, die ſündlichen Begierden, alſo verbergen können, daß man mei- nen ſolte, ſie wären völlig überwunden; allein bey Gelegenheit, oder wenn wir ſicher werden, kommen ſie ſchon wieder hervor, nur oft mit andern, auch wol ganz geiſtlichen Namen. Darum traue dir nimmermehr. Denn das Fleiſch iſt am fleiſchlichſten und gefährlichſten, wenn es ſich am geiſtlichſten ſtellt, und ſeine Luſt für lauter Heiligkeit und Geiſtlichkeit der Engel ausgiebt. HERR, laß mich nimmermehr dem eignen Herzen traun, Das voller Tücken iſt. Ach! komm, ſie aufzudecken, Und laß mich vor mir ſelbſt mich fürchten und erſchrecken. Ach! laß mich ganz allein auf deine Hülfe ſchaun, Pſ. 139, 23. 24. Ja zeige, was Natur, was Gnade ſey zu nennen, 2 Cor. 1, 9. Und laß den Selbſtbetrug mich allemal erkennen. * Siehe Bunians heiligen Krieg p. 486. ꝛc. B. Franck. Lect. Paræn. Viter Th. p. 190-192. Bunians Lebenslauf p. 233. Da zeigt er, daß noch 7. Grenet in ſeinem Herzen ſteckten, die ihn ohn Unterlaß quälten.

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Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/233>, abgerufen am 21.11.2024.