Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

So sie entflohen sind dem Unflath der Welt, etc. werden aber wie-
der in dieselbigen geflochten, und über wunden ist mit ihnen das
letzte ärger worden, denn das erste.
2 Petr. 2, 20. Manche leugnen nicht
nur die hohe Anfechtungen, sondern auch die innere Reitzung u. den Streit da-
gegen, sonderlich bey Geübten; aber umgekehrt: Anfänger streiten mehr gegen
den äussern Unflath der Welt, Geübte mehr gegen die ganz innern geistlichen
Bosheiten. O so hüte dich vor dem eignen Geiste, auch bey der besten Mei-
nung, und größten Freudigkeit. Fliege nicht so hoch, sonst fällst du.

Hüte dich vor allen Sünden; Denn die kleinste kan dich binden,
O! du kanst so all gemach, eh du denkest, nach und nach,
Durch die schnöde Lust der Erden wieder eingeflochten werden,
So, daß du hernach erst siehst, wenn du solcher Lust entfliehst,
Wie du dich so sehr verstricket; doch eh' du wirst raus gerücket,
Kostet es gar vielen Streit; drum fleuch die Gelegenheit.
Sprich nicht; ey, was lieget dran? Es kommt auf nichts äussers an:
Denn dasäussre zeugt von innen, gläube du nur, solch Beginnen
Zeigt der falschen Freyheit Wahn. Man nimmt vieles wieder an,
Um der Welt sich gleich zu stellen, da kan uns der Feind bald fällen:
Und da wird es offenbar ärger, als es vormals war.

So ſie entflohen ſind dem Unflath der Welt, ꝛc. werden aber wie-
der in dieſelbigen geflochten, und über wunden iſt mit ihnen das
letzte ärger worden, denn das erſte.
2 Petr. 2, 20. Manche leugnen nicht
nur die hohe Anfechtungen, ſondern auch die innere Reitzung u. den Streit da-
gegen, ſonderlich bey Geübten; aber umgekehrt: Anfänger ſtreiten mehr gegen
den äuſſern Unflath der Welt, Geübte mehr gegen die ganz innern geiſtlichen
Bosheiten. O ſo hüte dich vor dem eignen Geiſte, auch bey der beſten Mei-
nung, und größten Freudigkeit. Fliege nicht ſo hoch, ſonſt fällſt du.

Hüte dich vor allen Sünden; Denn die kleinſte kan dich binden,
O! du kanſt ſo all gemach, eh du denkeſt, nach und nach,
Durch die ſchnöde Luſt der Erden wieder eingeflochten werden,
So, daß du hernach erſt ſiehſt, wenn du ſolcher Luſt entfliehſt,
Wie du dich ſo ſehr verſtricket; doch eh’ du wirſt raus gerücket,
Koſtet es gar vielen Streit; drum fleuch die Gelegenheit.
Sprich nicht; ey, was lieget dran? Es kommt auf nichts äuſſers an:
Denn dasäuſſre zeugt von innen, gläube du nur, ſolch Beginnen
Zeigt der falſchen Freyheit Wahn. Man nimmt vieles wieder an,
Um der Welt ſich gleich zu ſtellen, da kan uns der Feind bald fällen:
Und da wird es offenbar ärger, als es vormals war.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0250" n="238"/>
        <div n="2">
          <dateline>26. <hi rendition="#aq">Aug.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi><hi rendition="#fr">o &#x017F;ie entflohen &#x017F;ind dem Unflath der Welt, &#xA75B;c. werden aber wie-<lb/>
der in die&#x017F;elbigen geflochten, und über wunden i&#x017F;t mit ihnen das<lb/>
letzte ärger worden, denn das er&#x017F;te.</hi> 2 Petr. 2, 20. Manche leugnen nicht<lb/>
nur die hohe Anfechtungen, &#x017F;ondern auch die innere Reitzung u. den Streit da-<lb/>
gegen, &#x017F;onderlich bey Geübten; aber umgekehrt: Anfänger &#x017F;treiten mehr gegen<lb/>
den äu&#x017F;&#x017F;ern Unflath der Welt, Geübte mehr gegen die ganz innern gei&#x017F;tlichen<lb/>
Bosheiten. O &#x017F;o hüte dich vor dem eignen Gei&#x017F;te, auch bey der be&#x017F;ten Mei-<lb/>
nung, und größten Freudigkeit. Fliege nicht &#x017F;o hoch, &#x017F;on&#x017F;t fäll&#x017F;t du.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Hüte dich vor allen Sünden; Denn die klein&#x017F;te kan dich binden,</l><lb/>
            <l>O! du kan&#x017F;t &#x017F;o <hi rendition="#fr">all gemach,</hi> eh du denke&#x017F;t, nach und nach,</l><lb/>
            <l>Durch die &#x017F;chnöde Lu&#x017F;t der Erden wieder eingeflochten werden,</l><lb/>
            <l>So, daß du hernach er&#x017F;t &#x017F;ieh&#x017F;t, wenn du &#x017F;olcher Lu&#x017F;t entflieh&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Wie du dich &#x017F;o &#x017F;ehr ver&#x017F;tricket; doch eh&#x2019; du wir&#x017F;t raus gerücket,</l><lb/>
            <l>Ko&#x017F;tet es gar vielen Streit; drum <hi rendition="#fr">fleuch die Gelegenheit.</hi></l><lb/>
            <l>Sprich nicht; ey, was lieget dran? Es kommt auf nichts äu&#x017F;&#x017F;ers an:</l><lb/>
            <l>Denn das<hi rendition="#fr">äu&#x017F;&#x017F;re</hi> zeugt von <hi rendition="#fr">innen,</hi> gläube du nur, &#x017F;olch Beginnen</l><lb/>
            <l>Zeigt der fal&#x017F;chen Freyheit Wahn. Man nimmt vieles wieder an,</l><lb/>
            <l>Um der Welt &#x017F;ich gleich zu &#x017F;tellen, da kan uns der Feind bald fällen:</l><lb/>
            <l>Und da wird es offenbar ärger, als es vormals war.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0250] 26. Aug. So ſie entflohen ſind dem Unflath der Welt, ꝛc. werden aber wie- der in dieſelbigen geflochten, und über wunden iſt mit ihnen das letzte ärger worden, denn das erſte. 2 Petr. 2, 20. Manche leugnen nicht nur die hohe Anfechtungen, ſondern auch die innere Reitzung u. den Streit da- gegen, ſonderlich bey Geübten; aber umgekehrt: Anfänger ſtreiten mehr gegen den äuſſern Unflath der Welt, Geübte mehr gegen die ganz innern geiſtlichen Bosheiten. O ſo hüte dich vor dem eignen Geiſte, auch bey der beſten Mei- nung, und größten Freudigkeit. Fliege nicht ſo hoch, ſonſt fällſt du. Hüte dich vor allen Sünden; Denn die kleinſte kan dich binden, O! du kanſt ſo all gemach, eh du denkeſt, nach und nach, Durch die ſchnöde Luſt der Erden wieder eingeflochten werden, So, daß du hernach erſt ſiehſt, wenn du ſolcher Luſt entfliehſt, Wie du dich ſo ſehr verſtricket; doch eh’ du wirſt raus gerücket, Koſtet es gar vielen Streit; drum fleuch die Gelegenheit. Sprich nicht; ey, was lieget dran? Es kommt auf nichts äuſſers an: Denn dasäuſſre zeugt von innen, gläube du nur, ſolch Beginnen Zeigt der falſchen Freyheit Wahn. Man nimmt vieles wieder an, Um der Welt ſich gleich zu ſtellen, da kan uns der Feind bald fällen: Und da wird es offenbar ärger, als es vormals war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/250
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/250>, abgerufen am 21.11.2024.