Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.14. Octobr. Wer sich selbst erniedriget, wie dis Kind, der ist der Grösseste im Präg! o HErr! doch in mein Herze wahre Herzensdemuth ein, Daß ich mich zu iederzeit auf das letzte Bänkgen setze, Und mich im geringsten nicht etwas werth und würdig schätze: Daß ich hier nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel klein, Klein und niedrig wolle werden. Laß mein Herz ein Blümlein seyn, Das mit seiner Stätt und Zier, ohne Neid sich läßt begnügen: So laß mich in dir nur ruhn: mein Vergnügen sey dein Fügen, Daß ich stets mit dir zufrieden, an dir hang, und mich allein Recht ergetz, und hoch erfreu, wenn alhier schon auf der Erden Dein so hoch gepriesner Ruhm recht kan ausgebreitet werden 14. Octobr. Wer ſich ſelbſt erniedriget, wie dis Kind, der iſt der Gröſſeſte im Präg! o HErr! doch in mein Herze wahre Herzensdemuth ein, Daß ich mich zu iederzeit auf das letzte Bänkgen ſetze, Und mich im geringſten nicht etwas werth und würdig ſchätze: Daß ich hier nicht nur auf Erden, ſondern auch im Himmel klein, Klein und niedrig wolle werden. Laß mein Herz ein Blümlein ſeyn, Das mit ſeiner Stätt und Zier, ohne Neid ſich läßt begnügen: So laß mich in dir nur ruhn: mein Vergnügen ſey dein Fügen, Daß ich ſtets mit dir zufrieden, an dir hang, und mich allein Recht ergetz, und hoch erfreu, wenn alhier ſchon auf der Erden Dein ſo hoch geprieſner Ruhm recht kan ausgebreitet werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0299" n="287"/> <div n="2"> <dateline>14. <hi rendition="#aq">Octobr.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">er ſich ſelbſt erniedriget, wie dis Kind, der iſt der Gröſſeſte im<lb/> Himmelreich.</hi> Matth. 18, 4. <hi rendition="#fr">Denn der HErr ſiehet auf das<lb/> Niedrige im Himmel und auf Erden.</hi> Pſ. 113, 6. Wenn wir alles<lb/> gelernet hätten, ſo hätten wir doch noch immer mehr Demuth zu lernen.<lb/> Denn wer gleich einmal ſich für einen Verdammten, ja den größten Sünder<lb/> gehalten, ſieht doch noch in Gefahr, auf Höhen zu kommen. Die Demuth<lb/> kennt ſich ſelbſt nicht; wer ſich für demüthig genug hält, iſt es noch gar nicht<lb/> recht. Ach JEſu! gib mir doch <hi rendition="#fr">deinen</hi> demüthigen Sinn der <hi rendition="#fr">willig,</hi> klein<lb/> und niedrig ſey, und ſich keiner Ehre annehme: denn mir gebühret ſie nicht.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Präg! o HErr! doch in mein Herze wahre Herzensdemuth ein,</l><lb/> <l>Daß ich mich zu iederzeit auf das <hi rendition="#fr">letzte Bänkgen</hi> ſetze,</l><lb/> <l>Und mich im geringſten nicht etwas werth und würdig ſchätze:</l><lb/> <l>Daß ich hier nicht nur auf Erden, ſondern auch im Himmel klein,</l><lb/> <l>Klein und niedrig wolle werden. Laß mein Herz ein <hi rendition="#fr">Blümlein</hi> ſeyn,</l><lb/> <l>Das mit ſeiner <hi rendition="#fr">Stätt und Zier, ohne Neid ſich läßt begnügen:</hi></l><lb/> <l>So laß mich in dir nur ruhn: mein Vergnügen ſey dein Fügen,</l><lb/> <l>Daß ich ſtets mit dir zufrieden, an dir hang, und mich allein</l><lb/> <l>Recht ergetz, und hoch erfreu, wenn alhier ſchon auf der Erden</l><lb/> <l>Dein ſo hoch geprieſner Ruhm recht kan ausgebreitet werden</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [287/0299]
14. Octobr.
Wer ſich ſelbſt erniedriget, wie dis Kind, der iſt der Gröſſeſte im
Himmelreich. Matth. 18, 4. Denn der HErr ſiehet auf das
Niedrige im Himmel und auf Erden. Pſ. 113, 6. Wenn wir alles
gelernet hätten, ſo hätten wir doch noch immer mehr Demuth zu lernen.
Denn wer gleich einmal ſich für einen Verdammten, ja den größten Sünder
gehalten, ſieht doch noch in Gefahr, auf Höhen zu kommen. Die Demuth
kennt ſich ſelbſt nicht; wer ſich für demüthig genug hält, iſt es noch gar nicht
recht. Ach JEſu! gib mir doch deinen demüthigen Sinn der willig, klein
und niedrig ſey, und ſich keiner Ehre annehme: denn mir gebühret ſie nicht.
Präg! o HErr! doch in mein Herze wahre Herzensdemuth ein,
Daß ich mich zu iederzeit auf das letzte Bänkgen ſetze,
Und mich im geringſten nicht etwas werth und würdig ſchätze:
Daß ich hier nicht nur auf Erden, ſondern auch im Himmel klein,
Klein und niedrig wolle werden. Laß mein Herz ein Blümlein ſeyn,
Das mit ſeiner Stätt und Zier, ohne Neid ſich läßt begnügen:
So laß mich in dir nur ruhn: mein Vergnügen ſey dein Fügen,
Daß ich ſtets mit dir zufrieden, an dir hang, und mich allein
Recht ergetz, und hoch erfreu, wenn alhier ſchon auf der Erden
Dein ſo hoch geprieſner Ruhm recht kan ausgebreitet werden
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