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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

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Kommet her und kaufet ohne Geld etc. Es. 55, 1. Es ist alles bereitet.
Wer zu mir kommt,
(wer es auch sey) den werde ich nicht (mit nich-
ten, keines weges) hinaus stossen. Joh. 6, 37. Wie wolte das Mutter-
herz ein krankes und um Hülfe rufendes Kind hinaus stossen? O Seele,
komm, komm, so gut du kanst! besser mit Elend, Zwang und Trägheit kom-
men, als gar nicht. Denke nicht, solches gezwungene Kommen und Beten,
ohne empfindliche Kraft, ist Christo nicht angenehm; nein, Er sagt nicht: Wer
so empfindlich und stark kommt, sondern: Wer zu mir kommt, ohne Bedin-
gung, den werde ich nicht hinaus stossen. Du darfst ja kein Geld eigener
Würdigkeit, sondern nur dein Elend mit dir bringen, und Gnade begehren:
GOtt siehet nicht auf deine empfindliche Kraft denn das ist seine besondere
Gabe, die kan Er bald geben: sondern Er sieht auf deinen Fleiß, Ernst und
Mühe. "Du bist gleich einem, wie Bunian im zarten Herzen der Liebe Chri-
&q;sti schreibet p. 71. 74. der in vollem Kalob reiten wolte, dessen Pferd aber
&q;schwerlich traben wil, da ist ja seine Begierde nicht zu urtheilen nach dem lang-
&q;samen Schritt seines Pferdes, (das ist bey dir dein träges Fleisch) sondern nach
&q;dem Forttreiben, Stossen und Spornstechen, da er auf dessen Rücken sitzt."

So komm ich denn, so gut ich kan, mein JEsu, ja du nimmst mich an.

Kommet her und kaufet ohne Geld ꝛc. Eſ. 55, 1. Es iſt alles bereitet.
Wer zu mir kommt,
(wer es auch ſey) den werde ich nicht (mit nich-
ten, keines weges) hinaus ſtoſſen. Joh. 6, 37. Wie wolte das Mutter-
herz ein krankes und um Hülfe rufendes Kind hinaus ſtoſſen? O Seele,
komm, komm, ſo gut du kanſt! beſſer mit Elend, Zwang und Trägheit kom-
men, als gar nicht. Denke nicht, ſolches gezwungene Kommen und Beten,
ohne empfindliche Kraft, iſt Chriſto nicht angenehm; nein, Er ſagt nicht: Wer
ſo empfindlich und ſtark kommt, ſondern: Wer zu mir kommt, ohne Bedin-
gung, den werde ich nicht hinaus ſtoſſen. Du darfſt ja kein Geld eigener
Würdigkeit, ſondern nur dein Elend mit dir bringen, und Gnade begehren:
GOtt ſiehet nicht auf deine empfindliche Kraft denn das iſt ſeine beſondere
Gabe, die kan Er bald geben: ſondern Er ſieht auf deinen Fleiß, Ernſt und
Mühe. „Du biſt gleich einem, wie Bunian im zarten Herzen der Liebe Chri-
&q;ſti ſchreibet p. 71. 74. der in vollem Kalob reiten wolte, deſſen Pferd aber
&q;ſchweꝛlich tꝛaben wil, da iſt ja ſeine Begierde nicht zu uꝛtheilen nach dem lang-
&q;ſamen Schꝛitt ſeines Pferdes, (das iſt bey dir dein tꝛäges Fleiſch) ſondern nach
&q;dem Forttreiben, Stoſſen und Spornſtechen, da er auf deſſen Rücken ſitzt.„

So komm ich denn, ſo gut ich kan, mein JEſu, ja du nimmſt mich an.
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[334/0350] 30. Nov. Kommet her und kaufet ohne Geld ꝛc. Eſ. 55, 1. Es iſt alles bereitet. Wer zu mir kommt, (wer es auch ſey) den werde ich nicht (mit nich- ten, keines weges) hinaus ſtoſſen. Joh. 6, 37. Wie wolte das Mutter- herz ein krankes und um Hülfe rufendes Kind hinaus ſtoſſen? O Seele, komm, komm, ſo gut du kanſt! beſſer mit Elend, Zwang und Trägheit kom- men, als gar nicht. Denke nicht, ſolches gezwungene Kommen und Beten, ohne empfindliche Kraft, iſt Chriſto nicht angenehm; nein, Er ſagt nicht: Wer ſo empfindlich und ſtark kommt, ſondern: Wer zu mir kommt, ohne Bedin- gung, den werde ich nicht hinaus ſtoſſen. Du darfſt ja kein Geld eigener Würdigkeit, ſondern nur dein Elend mit dir bringen, und Gnade begehren: GOtt ſiehet nicht auf deine empfindliche Kraft denn das iſt ſeine beſondere Gabe, die kan Er bald geben: ſondern Er ſieht auf deinen Fleiß, Ernſt und Mühe. „Du biſt gleich einem, wie Bunian im zarten Herzen der Liebe Chri- &q;ſti ſchreibet p. 71. 74. der in vollem Kalob reiten wolte, deſſen Pferd aber &q;ſchweꝛlich tꝛaben wil, da iſt ja ſeine Begierde nicht zu uꝛtheilen nach dem lang- &q;ſamen Schꝛitt ſeines Pferdes, (das iſt bey dir dein tꝛäges Fleiſch) ſondern nach &q;dem Forttreiben, Stoſſen und Spornſtechen, da er auf deſſen Rücken ſitzt.„ So komm ich denn, ſo gut ich kan, mein JEſu, ja du nimmſt mich an.

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Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/350>, abgerufen am 24.11.2024.