Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geduld des HErrn achtet für eure Seligkeit. 2 Petr. 3, 15.
Damit auch noch die Gläubigen wegen ihres itzigen Zustandes diese
Geduld für ihre Seligkeit achten, und auch mit andern Geduld haben; so
gehts mit der Erneurung nicht so geschwinde zu.

Wie soll ich doch dein Lob vermehren? wie deine Treu und Langmuth ehren,
Die mich bey mancher Frevelthat, o grosser GOtt! getragen hat?
Ich hatte wider mein Gewissen den Liebesbund mit dir zerrissen,
Ich wich von schon betret'nem Steg', und dennoch warfst du mich nicht weg.
Du hast mein Elend mir entdecket, und selbst mich wieder aufgewecket,
O wie ein treuer GOtt bist du! Du läst im Fleisch mir keine Ruh.
Drum sey dir Preis, Dank, Kraft und Stärke für deiner Liebe Wun-
derwerke,
Für deine Langmuth, Treu und Huld, für dein' Erbarmung und Geduld.
Hilf auch, daß mich doch solche Güte mit Scham und Weh muth überschütte,
Daß alle Sünd und Heucheley mir nur noch mehr verekelt sey.
Ach! wenn ich, wie ich dich betrübte, nun zehnmal mehr're Treu ausübte!
O, daß mein Herz durch deine Treu, nun gänzlich umgeschmolzen sey!

Die Geduld des HErrn achtet für eure Seligkeit. 2 Petr. 3, 15.
Damit auch noch die Gläubigen wegen ihres itzigen Zuſtandes dieſe
Geduld für ihre Seligkeit achten, und auch mit andern Geduld haben; ſo
gehts mit der Erneurung nicht ſo geſchwinde zu.

Wie ſoll ich doch dein Lob vermehren? wie deine Treu und Langmuth ehren,
Die mich bey mancher Frevelthat, o groſſer GOtt! getragen hat?
Ich hatte wider mein Gewiſſen den Liebesbund mit dir zerriſſen,
Ich wich von ſchon betret’nem Steg’, und dennoch warfſt du mich nicht weg.
Du haſt mein Elend mir entdecket, und ſelbſt mich wieder aufgewecket,
O wie ein treuer GOtt biſt du! Du läſt im Fleiſch mir keine Ruh.
Drum ſey dir Preis, Dank, Kraft und Stärke für deiner Liebe Wun-
derwerke,
Für deine Langmuth, Treu und Huld, für dein’ Erbarmung und Geduld.
Hilf auch, daß mich doch ſolche Güte mit Scham und Weh muth überſchütte,
Daß alle Sünd und Heucheley mir nur noch mehr verekelt ſey.
Ach! wenn ich, wie ich dich betrübte, nun zehnmal mehr’re Treu ausübte!
O, daß mein Herz durch deine Treu, nun gänzlich umgeſchmolzen ſey!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0080" n="68"/>
        <div n="2">
          <dateline>9. <hi rendition="#aq">Mart.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">ie Geduld des HErrn achtet für eure Seligkeit.</hi> 2 Petr. 3, 15.<lb/>
Damit auch noch die Gläubigen wegen ihres itzigen Zu&#x017F;tandes die&#x017F;e<lb/>
Geduld für ihre Seligkeit achten, und auch mit andern Geduld haben; &#x017F;o<lb/>
gehts mit der Erneurung nicht &#x017F;o ge&#x017F;chwinde zu.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wie &#x017F;oll ich doch dein Lob vermehren? wie deine Treu und Langmuth ehren,</l><lb/>
            <l>Die mich bey mancher Frevelthat, o gro&#x017F;&#x017F;er GOtt! getragen hat?</l><lb/>
            <l>Ich hatte wider mein Gewi&#x017F;&#x017F;en den Liebesbund mit dir zerri&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Ich wich von &#x017F;chon betret&#x2019;nem Steg&#x2019;, und dennoch warf&#x017F;t du mich nicht weg.</l><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t mein Elend mir entdecket, und &#x017F;elb&#x017F;t mich wieder aufgewecket,</l><lb/>
            <l>O wie ein treuer GOtt bi&#x017F;t du! Du lä&#x017F;t im Flei&#x017F;ch mir keine Ruh.</l><lb/>
            <l>Drum &#x017F;ey dir Preis, Dank, Kraft und Stärke für deiner Liebe Wun-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">derwerke,</hi> </l><lb/>
            <l>Für deine Langmuth, Treu und Huld, für dein&#x2019; Erbarmung und Geduld.</l><lb/>
            <l>Hilf auch, daß mich doch &#x017F;olche Güte mit Scham und Weh muth über&#x017F;chütte,</l><lb/>
            <l>Daß alle Sünd und Heucheley mir nur noch mehr verekelt &#x017F;ey.</l><lb/>
            <l>Ach! wenn ich, wie ich dich betrübte, nun zehnmal mehr&#x2019;re Treu ausübte!</l><lb/>
            <l>O, daß mein Herz durch deine Treu, nun gänzlich umge&#x017F;chmolzen &#x017F;ey!</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0080] 9. Mart. Die Geduld des HErrn achtet für eure Seligkeit. 2 Petr. 3, 15. Damit auch noch die Gläubigen wegen ihres itzigen Zuſtandes dieſe Geduld für ihre Seligkeit achten, und auch mit andern Geduld haben; ſo gehts mit der Erneurung nicht ſo geſchwinde zu. Wie ſoll ich doch dein Lob vermehren? wie deine Treu und Langmuth ehren, Die mich bey mancher Frevelthat, o groſſer GOtt! getragen hat? Ich hatte wider mein Gewiſſen den Liebesbund mit dir zerriſſen, Ich wich von ſchon betret’nem Steg’, und dennoch warfſt du mich nicht weg. Du haſt mein Elend mir entdecket, und ſelbſt mich wieder aufgewecket, O wie ein treuer GOtt biſt du! Du läſt im Fleiſch mir keine Ruh. Drum ſey dir Preis, Dank, Kraft und Stärke für deiner Liebe Wun- derwerke, Für deine Langmuth, Treu und Huld, für dein’ Erbarmung und Geduld. Hilf auch, daß mich doch ſolche Güte mit Scham und Weh muth überſchütte, Daß alle Sünd und Heucheley mir nur noch mehr verekelt ſey. Ach! wenn ich, wie ich dich betrübte, nun zehnmal mehr’re Treu ausübte! O, daß mein Herz durch deine Treu, nun gänzlich umgeſchmolzen ſey!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/80
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/80>, abgerufen am 21.11.2024.