Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

des Königreichs Franckreich.
ein unanständig Mittel. Denn er macht mit
Munuza, so selbst ein Saracenischer Gouverneur in
Spanien ist/ eine Alliance, giebt diesem Ungläubi-
gen seine Tochter wider ihren Willen zur Gemah-
lin. Carl Martel, als er siehet/ daß Eudes seiner
Freundschaft absaget/ versammlet seine Armee; Ja-
get den Hertzog Eudes aus einer Stadt in die andre;
Auf der andern Seiten hat Abderame, welchen
Iscan Califa zum Couverneur von Spanien ge-
macht/ Nachricht/ daß Munuza sich souverain ma-
chen will/ belagert ihn also in Pui-Cerda, dränget
ihn auch so hart/ daß er heimlich mit seiner schönen
Gemahlin die Flucht nimmt. Allein Abderam[e]
setzet ihm nach; Damit nun Munuza nicht lebendig
in seiner Feinde Hände fallen will/ so stürtzet er sich
von einem Felsen herab. Seine Gemahlin aber/
welche von einer vollkommenen Schönheit ist/ wird
nach Africa geschicket/ um dem Mauritani schen Cali-
fa praesenti
ret zu werden. So übel läuft diese ge-
zwungene Heyrath mit Hertzog Eudes seiner schö-
nen Tochter.

Abderame fällt darauf in Franckreich ein/ ver-
wüstet Hertzog Eudes sein Land. Dieser erkennet
seinen Jrrthum: Hält bey Carl Martel um Hülfe
an. Carl, welcher siehet/ von was Wichtigkeit die-
ser Krieg ist/ verspricht solche; Bringet eine starcke
Armee zusammen. Jndeß wird Hertzog Eudes
mit seinem Volcke geschlagen/ wie tapfer er sich auch
hält. Wendet sich also nach solchem Verluste mit
seinen noch übrigen Trouppen nach der Loire zu.
Abderame rücket immer weiter/ nimmt eine Provinz

nach
G 5

des Koͤnigreichs Franckreich.
ein unanſtaͤndig Mittel. Denn er macht mit
Munuza, ſo ſelbſt ein Saraceniſcher Gouverneur in
Spanien iſt/ eine Alliance, giebt dieſem Unglaͤubi-
gen ſeine Tochter wider ihren Willen zur Gemah-
lin. Carl Martel, als er ſiehet/ daß Eudes ſeiner
Freundſchaft abſaget/ verſammlet ſeine Armée; Ja-
get den Hertzog Eudes aus einer Stadt in die andre;
Auf der andern Seiten hat Abderame, welchen
Iscan Califa zum Couverneur von Spanien ge-
macht/ Nachricht/ daß Munuza ſich ſouverain ma-
chen will/ belagert ihn alſo in Pui-Cerda, draͤnget
ihn auch ſo hart/ daß er heimlich mit ſeiner ſchoͤnen
Gemahlin die Flucht nimmt. Allein Abderam[e]
ſetzet ihm nach; Damit nun Munuza nicht lebendig
in ſeiner Feinde Haͤnde fallen will/ ſo ſtuͤrtzet er ſich
von einem Felſen herab. Seine Gemahlin aber/
welche von einer vollkommenen Schoͤnheit iſt/ wird
nach Africa geſchicket/ um dem Mauritani ſchen Cali-
fa præſenti
ret zu werden. So uͤbel laͤuft dieſe ge-
zwungene Heyrath mit Hertzog Eudes ſeiner ſchoͤ-
nen Tochter.

Abderame faͤllt darauf in Franckreich ein/ ver-
wuͤſtet Hertzog Eudes ſein Land. Dieſer erkennet
ſeinen Jrrthum: Haͤlt bey Carl Martel um Huͤlfe
an. Carl, welcher ſiehet/ von was Wichtigkeit die-
ſer Krieg iſt/ verſpricht ſolche; Bringet eine ſtarcke
Armée zuſammen. Jndeß wird Hertzog Eudes
mit ſeinem Volcke geſchlagen/ wie tapfer er ſich auch
haͤlt. Wendet ſich alſo nach ſolchem Verluſte mit
ſeinen noch uͤbrigen Trouppen nach der Loire zu.
Abderame ruͤcket immer weiter/ nimmt eine Provinz

nach
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0125" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Ko&#x0364;nigreichs Franckreich.</hi></fw><lb/>
ein unan&#x017F;ta&#x0364;ndig Mittel. Denn er macht mit<lb/><hi rendition="#aq">Munuza,</hi> &#x017F;o &#x017F;elb&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Saraceni</hi>&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> in<lb/>
Spanien i&#x017F;t/ eine <hi rendition="#aq">Alliance,</hi> giebt die&#x017F;em Ungla&#x0364;ubi-<lb/>
gen &#x017F;eine Tochter wider ihren Willen zur Gemah-<lb/>
lin. <hi rendition="#aq">Carl Martel,</hi> als er &#x017F;iehet/ daß <hi rendition="#aq">Eudes</hi> &#x017F;einer<lb/>
Freund&#x017F;chaft ab&#x017F;aget/ ver&#x017F;ammlet &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Armée;</hi> Ja-<lb/>
get den Hertzog <hi rendition="#aq">Eudes</hi> aus einer Stadt in die andre;<lb/>
Auf der andern Seiten hat <hi rendition="#aq">Abderame,</hi> welchen<lb/><hi rendition="#aq">Iscan Califa</hi> zum <hi rendition="#aq">Couverneur</hi> von Spanien ge-<lb/>
macht/ Nachricht/ daß <hi rendition="#aq">Munuza</hi> &#x017F;ich <hi rendition="#aq">&#x017F;ouverain</hi> ma-<lb/>
chen will/ belagert ihn al&#x017F;o in <hi rendition="#aq">Pui-Cerda,</hi> dra&#x0364;nget<lb/>
ihn auch &#x017F;o hart/ daß er heimlich mit &#x017F;einer &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Gemahlin die Flucht nimmt. Allein <hi rendition="#aq">Abderam<supplied>e</supplied></hi><lb/>
&#x017F;etzet ihm nach; Damit nun <hi rendition="#aq">Munuza</hi> nicht lebendig<lb/>
in &#x017F;einer Feinde Ha&#x0364;nde fallen will/ &#x017F;o &#x017F;tu&#x0364;rtzet er &#x017F;ich<lb/>
von einem Fel&#x017F;en herab. Seine Gemahlin aber/<lb/>
welche von einer vollkommenen Scho&#x0364;nheit i&#x017F;t/ wird<lb/>
nach <hi rendition="#aq">Africa</hi> ge&#x017F;chicket/ um dem <hi rendition="#aq">Mauritani</hi> &#x017F;chen <hi rendition="#aq">Cali-<lb/>
fa præ&#x017F;enti</hi>ret zu werden. So u&#x0364;bel la&#x0364;uft die&#x017F;e ge-<lb/>
zwungene Heyrath mit Hertzog <hi rendition="#aq">Eudes</hi> &#x017F;einer &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Tochter.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Abderame</hi> fa&#x0364;llt darauf in Franckreich ein/ ver-<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;tet Hertzog <hi rendition="#aq">Eudes</hi> &#x017F;ein Land. Die&#x017F;er erkennet<lb/>
&#x017F;einen Jrrthum: Ha&#x0364;lt bey <hi rendition="#aq">Carl Martel</hi> um Hu&#x0364;lfe<lb/>
an. <hi rendition="#aq">Carl,</hi> welcher &#x017F;iehet/ von was Wichtigkeit die-<lb/>
&#x017F;er Krieg i&#x017F;t/ ver&#x017F;pricht &#x017F;olche; Bringet eine &#x017F;tarcke<lb/><hi rendition="#aq">Armée</hi> zu&#x017F;ammen. Jndeß wird Hertzog <hi rendition="#aq">Eudes</hi><lb/>
mit &#x017F;einem Volcke ge&#x017F;chlagen/ wie tapfer er &#x017F;ich auch<lb/>
ha&#x0364;lt. Wendet &#x017F;ich al&#x017F;o nach &#x017F;olchem Verlu&#x017F;te mit<lb/>
&#x017F;einen noch u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">Trouppen</hi> nach der <hi rendition="#aq">Loire</hi> zu.<lb/><hi rendition="#aq">Abderame</hi> ru&#x0364;cket immer weiter/ nimmt eine <hi rendition="#aq">Provinz</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0125] des Koͤnigreichs Franckreich. ein unanſtaͤndig Mittel. Denn er macht mit Munuza, ſo ſelbſt ein Saraceniſcher Gouverneur in Spanien iſt/ eine Alliance, giebt dieſem Unglaͤubi- gen ſeine Tochter wider ihren Willen zur Gemah- lin. Carl Martel, als er ſiehet/ daß Eudes ſeiner Freundſchaft abſaget/ verſammlet ſeine Armée; Ja- get den Hertzog Eudes aus einer Stadt in die andre; Auf der andern Seiten hat Abderame, welchen Iscan Califa zum Couverneur von Spanien ge- macht/ Nachricht/ daß Munuza ſich ſouverain ma- chen will/ belagert ihn alſo in Pui-Cerda, draͤnget ihn auch ſo hart/ daß er heimlich mit ſeiner ſchoͤnen Gemahlin die Flucht nimmt. Allein Abderame ſetzet ihm nach; Damit nun Munuza nicht lebendig in ſeiner Feinde Haͤnde fallen will/ ſo ſtuͤrtzet er ſich von einem Felſen herab. Seine Gemahlin aber/ welche von einer vollkommenen Schoͤnheit iſt/ wird nach Africa geſchicket/ um dem Mauritani ſchen Cali- fa præſentiret zu werden. So uͤbel laͤuft dieſe ge- zwungene Heyrath mit Hertzog Eudes ſeiner ſchoͤ- nen Tochter. Abderame faͤllt darauf in Franckreich ein/ ver- wuͤſtet Hertzog Eudes ſein Land. Dieſer erkennet ſeinen Jrrthum: Haͤlt bey Carl Martel um Huͤlfe an. Carl, welcher ſiehet/ von was Wichtigkeit die- ſer Krieg iſt/ verſpricht ſolche; Bringet eine ſtarcke Armée zuſammen. Jndeß wird Hertzog Eudes mit ſeinem Volcke geſchlagen/ wie tapfer er ſich auch haͤlt. Wendet ſich alſo nach ſolchem Verluſte mit ſeinen noch uͤbrigen Trouppen nach der Loire zu. Abderame ruͤcket immer weiter/ nimmt eine Provinz nach G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/125
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/125>, abgerufen am 22.12.2024.