Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Krieg der Eloquenz

Die Troupen nun der Königin Rhetorices ran-
gi
ren sich von neuen in Schlacht-Ordnung/ mit ih-
rem im abermahligen Anzuge begriffenen Feinde ei-
nes wieder zu wagen: Allein es kömmt einige Zwi-
stigkeit unter etliche ihrer vornehmsten Krieges-
Häupter/ deren unterschiedene als malcontent sich
retiriren/ und weil sie viele ihrer Freunde mit sich
nehmen/ dadurch die Armee weit schwächer machen.
Was aber der Königin noch mehr schadet/ das ist/
daß ein gewisser Hagel auf die Pensionen gefallen/
(dieses sind gewisse Weinberge und Meyer-Höfe
der vornehmsten Herren ihres Hofes) welches eine
so grosse Unfruchtbarkeit in dem Königreiche ge-
machet/ daß nachdem viel ungebauet geblieben. Die-
ses grosse Unglück ist eine Würckung einer Finster-
niß eines grossen Lichtes/ a) so einige Zeit vorher
sich zugetragen. Denn so lange dieses helle geschie-
nen/ hatte es reiche Erndten und Subsistenz vor die
vornehmsten Officiers gegeben: Allein nach dessen
Verdunckelung haben sich welche hier und dar von
der Armee retiriren müssen/ um andern Unterhalt
zu suchen. Die Glückseligsten erlangen Secretaria-
te: Andere begeben sich nach Schweden und Dän-
nemarck: Einige fliehen gar auf Paedagogien; wie-
der andere engagiren sich bey Comoedianten und
Buchführern; wo sie ihre Besoldung suchen.

Die Königin Rhetorica, da sie also wegen ihrer

so
a) Dieses ist der Cardinal Richelieu; da derselbe
verstorben; denn da wurden viele Pensionen ein-
gezogen/ so man denen Gelehrten sonst gegeben.
Krieg der Eloquenz

Die Troupen nun der Koͤnigin Rhetorices ran-
gi
ren ſich von neuen in Schlacht-Ordnung/ mit ih-
rem im abermahligen Anzuge begriffenen Feinde ei-
nes wieder zu wagen: Allein es koͤmmt einige Zwi-
ſtigkeit unter etliche ihrer vornehmſten Krieges-
Haͤupter/ deren unterſchiedene als malcontent ſich
retiriren/ und weil ſie viele ihrer Freunde mit ſich
nehmen/ dadurch die Armée weit ſchwaͤcher machen.
Was aber der Koͤnigin noch mehr ſchadet/ das iſt/
daß ein gewiſſer Hagel auf die Penſionen gefallen/
(dieſes ſind gewiſſe Weinberge und Meyer-Hoͤfe
der vornehmſten Herren ihres Hofes) welches eine
ſo groſſe Unfruchtbarkeit in dem Koͤnigreiche ge-
machet/ daß nachdem viel ungebauet geblieben. Die-
ſes groſſe Ungluͤck iſt eine Wuͤrckung einer Finſter-
niß eines groſſen Lichtes/ a) ſo einige Zeit vorher
ſich zugetragen. Denn ſo lange dieſes helle geſchie-
nen/ hatte es reiche Erndten und Subſiſtenz vor die
vornehmſten Officiers gegeben: Allein nach deſſen
Verdunckelung haben ſich welche hier und dar von
der Armée retiriren muͤſſen/ um andern Unterhalt
zu ſuchen. Die Gluͤckſeligſten erlangen Secretaria-
te: Andere begeben ſich nach Schweden und Daͤn-
nemarck: Einige fliehen gar auf Pædagogien; wie-
der andere engagiren ſich bey Comœdianten und
Buchfuͤhrern; wo ſie ihre Beſoldung ſuchen.

Die Koͤnigin Rhetorica, da ſie alſo wegen ihrer

ſo
a) Dieſes iſt der Cardinal Richelieu; da derſelbe
verſtorben; denn da wurden viele Penſionen ein-
gezogen/ ſo man denen Gelehrten ſonſt gegeben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0224" n="224[204]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Krieg der</hi> <hi rendition="#aq">Eloquenz</hi> </fw><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#aq">Troupen</hi> nun der Ko&#x0364;nigin <hi rendition="#aq">Rhetorices ran-<lb/>
gi</hi>ren &#x017F;ich von neuen in Schlacht-Ordnung/ mit ih-<lb/>
rem im abermahligen Anzuge begriffenen Feinde ei-<lb/>
nes wieder zu wagen: Allein es ko&#x0364;mmt einige Zwi-<lb/>
&#x017F;tigkeit unter etliche ihrer vornehm&#x017F;ten Krieges-<lb/>
Ha&#x0364;upter/ deren unter&#x017F;chiedene als <hi rendition="#aq">malcontent</hi> &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#aq">retiri</hi>ren/ und weil &#x017F;ie viele ihrer Freunde mit &#x017F;ich<lb/>
nehmen/ dadurch die <hi rendition="#aq">Armée</hi> weit &#x017F;chwa&#x0364;cher machen.<lb/>
Was aber der Ko&#x0364;nigin noch mehr &#x017F;chadet/ das i&#x017F;t/<lb/>
daß ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#fr">Hagel</hi> auf die <hi rendition="#aq">Pen&#x017F;ionen</hi> gefallen/<lb/>
(die&#x017F;es &#x017F;ind gewi&#x017F;&#x017F;e Weinberge und Meyer-Ho&#x0364;fe<lb/>
der vornehm&#x017F;ten Herren ihres Hofes) welches eine<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Unfruchtbarkeit in dem Ko&#x0364;nigreiche ge-<lb/>
machet/ daß nachdem viel ungebauet geblieben. Die-<lb/>
&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;e Unglu&#x0364;ck i&#x017F;t eine Wu&#x0364;rckung einer Fin&#x017F;ter-<lb/>
niß eines gro&#x017F;&#x017F;en Lichtes/ <note place="foot" n="a)">Die&#x017F;es i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Cardinal Richelieu;</hi> da der&#x017F;elbe<lb/>
ver&#x017F;torben; denn da wurden viele <hi rendition="#aq">Pen&#x017F;ionen</hi> ein-<lb/>
gezogen/ &#x017F;o man denen Gelehrten &#x017F;on&#x017F;t gegeben.</note> &#x017F;o einige Zeit vorher<lb/>
&#x017F;ich zugetragen. Denn &#x017F;o lange die&#x017F;es helle ge&#x017F;chie-<lb/>
nen/ hatte es reiche Erndten und <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;i&#x017F;tenz</hi> vor die<lb/>
vornehm&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Officiers</hi> gegeben: Allein nach de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Verdunckelung haben &#x017F;ich welche hier und dar von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Armée retiri</hi>ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ um andern Unterhalt<lb/>
zu &#x017F;uchen. Die Glu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;ten erlangen <hi rendition="#aq">Secretaria-</hi><lb/>
te: Andere begeben &#x017F;ich nach Schweden und Da&#x0364;n-<lb/>
nemarck: Einige fliehen gar auf <hi rendition="#aq">Pædagogien;</hi> wie-<lb/>
der andere <hi rendition="#aq">engagi</hi>ren &#x017F;ich bey <hi rendition="#aq">Com&#x0153;dianten</hi> und<lb/>
Buchfu&#x0364;hrern; wo &#x017F;ie ihre Be&#x017F;oldung &#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Die Ko&#x0364;nigin <hi rendition="#aq">Rhetorica,</hi> da &#x017F;ie al&#x017F;o wegen ihrer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224[204]/0224] Krieg der Eloquenz Die Troupen nun der Koͤnigin Rhetorices ran- giren ſich von neuen in Schlacht-Ordnung/ mit ih- rem im abermahligen Anzuge begriffenen Feinde ei- nes wieder zu wagen: Allein es koͤmmt einige Zwi- ſtigkeit unter etliche ihrer vornehmſten Krieges- Haͤupter/ deren unterſchiedene als malcontent ſich retiriren/ und weil ſie viele ihrer Freunde mit ſich nehmen/ dadurch die Armée weit ſchwaͤcher machen. Was aber der Koͤnigin noch mehr ſchadet/ das iſt/ daß ein gewiſſer Hagel auf die Penſionen gefallen/ (dieſes ſind gewiſſe Weinberge und Meyer-Hoͤfe der vornehmſten Herren ihres Hofes) welches eine ſo groſſe Unfruchtbarkeit in dem Koͤnigreiche ge- machet/ daß nachdem viel ungebauet geblieben. Die- ſes groſſe Ungluͤck iſt eine Wuͤrckung einer Finſter- niß eines groſſen Lichtes/ a) ſo einige Zeit vorher ſich zugetragen. Denn ſo lange dieſes helle geſchie- nen/ hatte es reiche Erndten und Subſiſtenz vor die vornehmſten Officiers gegeben: Allein nach deſſen Verdunckelung haben ſich welche hier und dar von der Armée retiriren muͤſſen/ um andern Unterhalt zu ſuchen. Die Gluͤckſeligſten erlangen Secretaria- te: Andere begeben ſich nach Schweden und Daͤn- nemarck: Einige fliehen gar auf Pædagogien; wie- der andere engagiren ſich bey Comœdianten und Buchfuͤhrern; wo ſie ihre Beſoldung ſuchen. Die Koͤnigin Rhetorica, da ſie alſo wegen ihrer ſo a) Dieſes iſt der Cardinal Richelieu; da derſelbe verſtorben; denn da wurden viele Penſionen ein- gezogen/ ſo man denen Gelehrten ſonſt gegeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/224
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 224[204]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/224>, abgerufen am 22.12.2024.