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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Die Würckungen

Dieser Abfall verdrießt den König nicht wenig:
so ist auch der Admiral, den er an statt des Monsr.
Lautrees
mit einer Armee fortgeschicket/ um das
Hertzogthum Milano vollends wieder zu erobern/
eben nicht glücklich. Der Admiral selbst/ ersuchet
endlich den König/ in eigener hohen Person sich ein-
zufinden/ so würden die Soldaten durch dessen löb-
lichstes Exempel angefrischet desto tapfferer fechten.
Diesen Vorschlag billiget der König/ und der ver-
drießliche Zufall von der Rebellion des Reichs-
Marschalls beschleuniget dessen Ausübung.

Doch ist dieser Reise fast der gantze Hof zuwider.
Und nimmt man dazu vor eine übele Vorbedeutung
auf/ daß der König gleich die Trauer wegen der
Königin träget/ welche er zu Blois verlohren. Ma-
dame de Chateau-Briant
wendet theils aus Zärt-
lichkeit ihrer Liebe/ theils aus einem geheimen Trie-
be/ daß ihr ein Unglück ahnet/ alle Bemühung an/
ihn davon abzuwenden. Aber wie dieser Herr von der
Tapfferkeit und der Ehre am meisten regieret wurde/
also bleibt er auch bey diesem Entschluß/ selbst ins
Feld zu gehen. Er tröstet immittelst seine geliebte
Gräfin bald zurück zu kommen/ und indeß ihr unauf-
hörliche Currier zu senden/ um ihr von allem Nach-
richt zu geben/ was passirete. Die Königliche Frau
Mutter versuchet auch/ ob sie des Königes Reise hin-
tertreiben könne: allein dir Zärtlichkeit des Geblüts
wird bey einem Hertzen wenig fruchten/ welches der
Liebe Bitten ausgeschlagen.

Also reiset er/ und alle Damen begleiten ihn biß
nach Avignon, wo er mit einer Armee von funffzig
tausend Mann einziehet.

Da-
Die Wuͤrckungen

Dieſer Abfall verdrießt den Koͤnig nicht wenig:
ſo iſt auch der Admiral, den er an ſtatt des Monſr.
Lautrees
mit einer Armée fortgeſchicket/ um das
Hertzogthum Milano vollends wieder zu erobern/
eben nicht gluͤcklich. Der Admiral ſelbſt/ erſuchet
endlich den Koͤnig/ in eigener hohen Perſon ſich ein-
zufinden/ ſo wuͤrden die Soldaten durch deſſen loͤb-
lichſtes Exempel angefriſchet deſto tapfferer fechten.
Dieſen Vorſchlag billiget der Koͤnig/ und der ver-
drießliche Zufall von der Rebellion des Reichs-
Marſchalls beſchleuniget deſſen Ausuͤbung.

Doch iſt dieſer Reiſe faſt der gantze Hof zuwider.
Und nim̃t man dazu vor eine uͤbele Vorbedeutung
auf/ daß der Koͤnig gleich die Trauer wegen der
Koͤnigin traͤget/ welche er zu Blois verlohren. Ma-
dame de Chateau-Briant
wendet theils aus Zaͤrt-
lichkeit ihrer Liebe/ theils aus einem geheimen Trie-
be/ daß ihr ein Ungluͤck ahnet/ alle Bemuͤhung an/
ihn davon abzuwenden. Aber wie dieſer Herꝛ von der
Tapfferkeit und der Ehre am meiſten regieret wurde/
alſo bleibt er auch bey dieſem Entſchluß/ ſelbſt ins
Feld zu gehen. Er troͤſtet immittelſt ſeine geliebte
Graͤfin bald zuruͤck zu kommen/ und indeß ihr unauf-
hoͤrliche Currier zu ſenden/ um ihr von allem Nach-
richt zu geben/ was paſſirete. Die Koͤnigliche Frau
Mutter verſuchet auch/ ob ſie des Koͤniges Reiſe hin-
tertreiben koͤnne: allein dir Zaͤrtlichkeit des Gebluͤts
wird bey einem Hertzen wenig fruchten/ welches der
Liebe Bitten ausgeſchlagen.

Alſo reiſet er/ und alle Damen begleiten ihn biß
nach Avignon, wo er mit einer Armée von funffzig
tauſend Mann einziehet.

Da-
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[178/0202] Die Wuͤrckungen Dieſer Abfall verdrießt den Koͤnig nicht wenig: ſo iſt auch der Admiral, den er an ſtatt des Monſr. Lautrees mit einer Armée fortgeſchicket/ um das Hertzogthum Milano vollends wieder zu erobern/ eben nicht gluͤcklich. Der Admiral ſelbſt/ erſuchet endlich den Koͤnig/ in eigener hohen Perſon ſich ein- zufinden/ ſo wuͤrden die Soldaten durch deſſen loͤb- lichſtes Exempel angefriſchet deſto tapfferer fechten. Dieſen Vorſchlag billiget der Koͤnig/ und der ver- drießliche Zufall von der Rebellion des Reichs- Marſchalls beſchleuniget deſſen Ausuͤbung. Doch iſt dieſer Reiſe faſt der gantze Hof zuwider. Und nim̃t man dazu vor eine uͤbele Vorbedeutung auf/ daß der Koͤnig gleich die Trauer wegen der Koͤnigin traͤget/ welche er zu Blois verlohren. Ma- dame de Chateau-Briant wendet theils aus Zaͤrt- lichkeit ihrer Liebe/ theils aus einem geheimen Trie- be/ daß ihr ein Ungluͤck ahnet/ alle Bemuͤhung an/ ihn davon abzuwenden. Aber wie dieſer Herꝛ von der Tapfferkeit und der Ehre am meiſten regieret wurde/ alſo bleibt er auch bey dieſem Entſchluß/ ſelbſt ins Feld zu gehen. Er troͤſtet immittelſt ſeine geliebte Graͤfin bald zuruͤck zu kommen/ und indeß ihr unauf- hoͤrliche Currier zu ſenden/ um ihr von allem Nach- richt zu geben/ was paſſirete. Die Koͤnigliche Frau Mutter verſuchet auch/ ob ſie des Koͤniges Reiſe hin- tertreiben koͤnne: allein dir Zaͤrtlichkeit des Gebluͤts wird bey einem Hertzen wenig fruchten/ welches der Liebe Bitten ausgeſchlagen. Alſo reiſet er/ und alle Damen begleiten ihn biß nach Avignon, wo er mit einer Armée von funffzig tauſend Mann einziehet. Da-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/202>, abgerufen am 21.11.2024.