Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Politische Unterweisungen verstehen/ um der göttlichen Versehung ihre Befehleauszurichten/ so solten auch Fürsten und Herren die Regierungs-Kunst wohl verstehen/ damit sie durch gute Gesetze ihrer Unterthanen Wohlfahrt beförter- ten/ durch ihre kluge Aufführung denenselben zum heilsamen Exempel dieneten/ und ihre Handlungen nach dem Muster der Königlichen Tugenden einrich- teten. Zum dritten daher: daß die Weißheit an sich ein Zum vierdten: so verpflichtete einen Fürsten seine Fünfftens: so solle ein Fürst auch darauf sehen/ Und
Politiſche Unterweiſungen verſtehen/ um der goͤttlichen Verſehung ihre Befehleauszurichten/ ſo ſolten auch Fuͤrſten und Herren die Regierungs-Kunſt wohl verſtehen/ damit ſie durch gute Geſetze ihrer Unterthanen Wohlfahrt befoͤrter- ten/ durch ihre kluge Auffuͤhrung denenſelben zum heilſamen Exempel dieneten/ und ihre Handlungen nach dem Muſter der Koͤniglichen Tugenden einrich- teten. Zum dritten daher: daß die Weißheit an ſich ein Zum vierdten: ſo verpflichtete einen Fuͤrſten ſeine Fuͤnfftens: ſo ſolle ein Fuͤrſt auch darauf ſehen/ Und
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Politiſche Unterweiſungen
verſtehen/ um der goͤttlichen Verſehung ihre Befehle
auszurichten/ ſo ſolten auch Fuͤrſten und Herren die
Regierungs-Kunſt wohl verſtehen/ damit ſie durch
gute Geſetze ihrer Unterthanen Wohlfahrt befoͤrter-
ten/ durch ihre kluge Auffuͤhrung denenſelben zum
heilſamen Exempel dieneten/ und ihre Handlungen
nach dem Muſter der Koͤniglichen Tugenden einrich-
teten.
Zum dritten daher: daß die Weißheit an ſich ein
unendliches Vergnuͤgen gebe; und es einen Fuͤrſten
ſonderlich erfreuen koͤnne/ wann ſein Verſtand eben
ſo hoch uͤber andere Leute als ſeine Condition ihn
erhebe. Wie dann Robertus Koͤnig zu Neapolis, der
die Suͤßigkeit des Herrſchens ſo wohl als der Wiſ-
ſenſchafften geſchmecket/ bekañt habe: dulciores ſibi
literas regno eſſe. Das Studiren waͤre ihm weit
ſuͤſſer/ als das Regieren.
Zum vierdten: ſo verpflichtete einen Fuͤrſten ſeine
Reputation und die Erhaltung ſeines Reichs dazu/
daß er mit aller Macht ſuchete gelehrt und weiſe zu
werden. Denn ſonſt wuͤrde er als ein Untuͤchtiger
von ſeinen eigenen Unterthanen ſo wohl als denen
Benachbarten verachtet. Midas wuͤrde deswegen
in denen Fabeln ewig mit ſeinen Eſels Ohren be-
ſchimpft bleiben/ weil er Gold und Reichthum denen
Wiſſenſchafften vorgezogen; hingegen Salomon
ewig ein beruͤhmter Richter/ weil er die Weißheit er-
wehlet. Und ſagete Alphonſus, der erſte Koͤnig von
Neapolis/ daß ein Fuͤrſt ohne ſtudiren waͤre wie ein
mit Gold gekroͤnter Eſel.
Fuͤnfftens: ſo ſolle ein Fuͤrſt auch darauf ſehen/
welche Wiſſenſchafften ihm die noͤthigſten waͤren.
Und
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