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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
sprechen hören/ worüber er leicht eine böse Ausle-
gung machen könte: aber diese kluge Dirne unterließ
nicht/ sie darob zu trösten.

Jmmittelst hatten viel von des Hertzogs Leuten/
wie auch des Grafen von Haro Hof-Gesinde Don
Alvaros
bey seiner Retirade gesehen. Einer ver-
traute es dem andern/ und diese Zeitung kam endlich
nach Vailladolich, so gar biß zu des Hertzogs seinen
Ohren. Die Abwesenheit des Reichs-Feldherrn/
so etliche Tage gewähret/ bestätigete ihn in dieser
Warheit. Er hatte zwar auf Victoriens Redlich-
keit kein Mißtrauen; doch fühlete er einige Unruhe
in seinem Gemüthe. Der listige Don Alvaros stel-
lete sich selbst nach seiner Wiederkunfft am Hoff ü-
ber die maßen vergnügt und frölich/ und dieses be-
troge doch den verliebten Federic, daß er recht eyfer-
süchtig wurde/ und/ ohne seiner Gemahlin zu schreiben
in geheim nach. Villhorado aufbrach/ und daselbst
ankam/ als sie seiner am wenigsten vermuthete.

Es war schon ziemlich spat/ und da man ihm sage-
te/ die Hertzogin habe sich bereits zur Ruhe bege-
ben/ so wolte er nicht/ daß man ihr seine Ankunfft sa-
gen solte/ sondern gieng gantz stille in ihr Schlaff-
zimmer. Sie war allein in ihrem Cabinet/ und hatte
auch nicht ein mahl Zaiden bey sich/ lage auf einem
Ruhe bettlein/ und dachte mit grosser Betrübniß an
Federic. Der Brieff/ der ihr so grossen Sturm ver-
ursachet/ lage eröffnet vor ihr; sie sahe des Hertzogs
sein Bildniß mit Thränen-vollen Augen an/ sie war
gantz blaß/ unachtsam/ und in so trauriger Ermattung/
daß Federic von ihrer bewegenden Schönheit um
desto mehr gerühret wurde.

Die

Des Hertzogs von Arione &c.
ſprechen hoͤren/ woruͤber er leicht eine boͤſe Ausle-
gung machen koͤnte: aber dieſe kluge Dirne unterließ
nicht/ ſie darob zu troͤſten.

Jmmittelſt hatten viel von des Hertzogs Leuten/
wie auch des Grafen von Haro Hof-Geſinde Don
Alvaros
bey ſeiner Retirade geſehen. Einer ver-
traute es dem andern/ und dieſe Zeitung kam endlich
nach Vailladolich, ſo gar biß zu des Hertzogs ſeinen
Ohren. Die Abweſenheit des Reichs-Feldherrn/
ſo etliche Tage gewaͤhret/ beſtaͤtigete ihn in dieſer
Warheit. Er hatte zwar auf Victoriens Redlich-
keit kein Mißtrauen; doch fuͤhlete er einige Unruhe
in ſeinem Gemuͤthe. Der liſtige Don Alvaros ſtel-
lete ſich ſelbſt nach ſeiner Wiederkunfft am Hoff uͤ-
ber die maßen vergnuͤgt und froͤlich/ und dieſes be-
troge doch den verliebten Federic, daß er recht eyfer-
ſuͤchtig wurde/ und/ ohne ſeiner Gemahlin zu ſchreibẽ
in geheim nach. Villhorado aufbrach/ und daſelbſt
ankam/ als ſie ſeiner am wenigſten vermuthete.

Es war ſchon ziemlich ſpat/ und da man ihm ſage-
te/ die Hertzogin habe ſich bereits zur Ruhe bege-
ben/ ſo wolte er nicht/ daß man ihr ſeine Ankunfft ſa-
gen ſolte/ ſondern gieng gantz ſtille in ihr Schlaff-
zimmer. Sie war allein in ihrem Cabinet/ und hatte
auch nicht ein mahl Zaiden bey ſich/ lage auf einem
Ruhe bettlein/ und dachte mit groſſer Betruͤbniß an
Federic. Der Brieff/ der ihr ſo groſſen Sturm ver-
urſachet/ lage eroͤffnet vor ihr; ſie ſahe des Hertzogs
ſein Bildniß mit Thraͤnen-vollen Augen an/ ſie war
gantz blaß/ unachtſam/ und in ſo tꝛauriger Eꝛmattung/
daß Federic von ihrer bewegenden Schoͤnheit um
deſto mehr geruͤhret wurde.

Die
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[348/0380] Des Hertzogs von Arione &c. ſprechen hoͤren/ woruͤber er leicht eine boͤſe Ausle- gung machen koͤnte: aber dieſe kluge Dirne unterließ nicht/ ſie darob zu troͤſten. Jmmittelſt hatten viel von des Hertzogs Leuten/ wie auch des Grafen von Haro Hof-Geſinde Don Alvaros bey ſeiner Retirade geſehen. Einer ver- traute es dem andern/ und dieſe Zeitung kam endlich nach Vailladolich, ſo gar biß zu des Hertzogs ſeinen Ohren. Die Abweſenheit des Reichs-Feldherrn/ ſo etliche Tage gewaͤhret/ beſtaͤtigete ihn in dieſer Warheit. Er hatte zwar auf Victoriens Redlich- keit kein Mißtrauen; doch fuͤhlete er einige Unruhe in ſeinem Gemuͤthe. Der liſtige Don Alvaros ſtel- lete ſich ſelbſt nach ſeiner Wiederkunfft am Hoff uͤ- ber die maßen vergnuͤgt und froͤlich/ und dieſes be- troge doch den verliebten Federic, daß er recht eyfer- ſuͤchtig wurde/ und/ ohne ſeiner Gemahlin zu ſchreibẽ in geheim nach. Villhorado aufbrach/ und daſelbſt ankam/ als ſie ſeiner am wenigſten vermuthete. Es war ſchon ziemlich ſpat/ und da man ihm ſage- te/ die Hertzogin habe ſich bereits zur Ruhe bege- ben/ ſo wolte er nicht/ daß man ihr ſeine Ankunfft ſa- gen ſolte/ ſondern gieng gantz ſtille in ihr Schlaff- zimmer. Sie war allein in ihrem Cabinet/ und hatte auch nicht ein mahl Zaiden bey ſich/ lage auf einem Ruhe bettlein/ und dachte mit groſſer Betruͤbniß an Federic. Der Brieff/ der ihr ſo groſſen Sturm ver- urſachet/ lage eroͤffnet vor ihr; ſie ſahe des Hertzogs ſein Bildniß mit Thraͤnen-vollen Augen an/ ſie war gantz blaß/ unachtſam/ und in ſo tꝛauriger Eꝛmattung/ daß Federic von ihrer bewegenden Schoͤnheit um deſto mehr geruͤhret wurde. Die

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/380>, abgerufen am 24.11.2024.