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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Politische Unterweisungen
von Michael Palaeologo, Constantinopolitani-
schen Käyser/ welcher Peru weggabe; von Hum-
berto,
welcher das Delphinat an den ältesten
Printz des Königes von Franckreich geschencket/ mit
der Bedingung/ daß er allezeit davon den Nahmen/
Dauphin/ führen solte; von Carl von Anjou, welcher
Provence in seinen letzten Willen dem Königlichen
Printzen vermachete; und endlich schliesset er die
Exempel/ daß er nicht gedencken wolle/ was die Kö-
nige von Franckreich/ als Christianissimi und die
ältesten Söhne der Römischen Kirche dieser ihrer
Mutter vor herrliche Länder geschencket hätten.

Um zu solchen Donationen zu gelangen/ saget der
Autor, sey nöhtig/ daß ein grosser Herr alle die Kö-
niglichen Qualitäten an sich habe/ die ihme eine
solche Wolthat erwerben könten/ und müßten sie
solche Souverainen/ die keinen Erben hätten/ oder
Völcker/ die keinen König hätten/ zu beschützen und
ihnen zu liebkosen allezeit fertig seyn.

Das letzte Mittel einen Staat zu vergrössern
wäre/ wenn Länder feile/ daß ein Fürst solche an sich
kauffete: denn dieses wären Sachen/ so mit keinem
Gelde zu bezahlen; massen die Revenüen davon
immerwährend blieben. Es hätte in dieser Be-
trachtung Johanna Königin von Neapolis und
Gräsin von Provence dem Pabst Clemens den
dritten weit zu wohlfeil Avignon und die Graff-
schafft Vanaissin verkaufft/ indem sie selbige vor
vierhundert tausend Pfund gegeben: noch der Kö-
nig das Fürstenthum Sedan zu theuer bezahlet/ noch
die Stadt Dunkerken/ welche er aus der| Engländer
Händen gezogen.

Es

Politiſche Unterweiſungen
von Michael Palæologo, Conſtantinopolitani-
ſchen Kaͤyſer/ welcher Peru weggabe; von Hum-
berto,
welcher das Delphinat an den aͤlteſten
Printz des Koͤniges von Franckreich geſchencket/ mit
der Bedingung/ daß er allezeit davon den Nahmen/
Dauphin/ fuͤhren ſolte; von Carl von Anjou, welcher
Provence in ſeinen letzten Willen dem Koͤniglichen
Printzen vermachete; und endlich ſchlieſſet er die
Exempel/ daß er nicht gedencken wolle/ was die Koͤ-
nige von Franckreich/ als Chriſtianiſſimi und die
aͤlteſten Soͤhne der Roͤmiſchen Kirche dieſer ihrer
Mutter vor herrliche Laͤnder geſchencket haͤtten.

Um zu ſolchen Donationen zu gelangen/ ſaget der
Autor, ſey noͤhtig/ daß ein groſſer Herr alle die Koͤ-
niglichen Qualitaͤten an ſich habe/ die ihme eine
ſolche Wolthat erwerben koͤnten/ und muͤßten ſie
ſolche Souverainen/ die keinen Erben haͤtten/ oder
Voͤlcker/ die keinen Koͤnig haͤtten/ zu beſchuͤtzen und
ihnen zu liebkoſen allezeit fertig ſeyn.

Das letzte Mittel einen Staat zu vergroͤſſern
waͤre/ wenn Laͤnder feile/ daß ein Fuͤrſt ſolche an ſich
kauffete: denn dieſes waͤren Sachen/ ſo mit keinem
Gelde zu bezahlen; maſſen die Revenüen davon
immerwaͤhrend blieben. Es haͤtte in dieſer Be-
trachtung Johanna Koͤnigin von Neapolis und
Graͤſin von Provence dem Pabſt Clemens den
dritten weit zu wohlfeil Avignon und die Graff-
ſchafft Vanaiſſin verkaufft/ indem ſie ſelbige vor
vierhundert tauſend Pfund gegeben: noch der Koͤ-
nig das Fuͤrſtenthum Sedan zu theuer bezahlet/ noch
die Stadt Dunkerken/ welche er aus der| Englaͤnder
Haͤnden gezogen.

Es
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[46/0066] Politiſche Unterweiſungen von Michael Palæologo, Conſtantinopolitani- ſchen Kaͤyſer/ welcher Peru weggabe; von Hum- berto, welcher das Delphinat an den aͤlteſten Printz des Koͤniges von Franckreich geſchencket/ mit der Bedingung/ daß er allezeit davon den Nahmen/ Dauphin/ fuͤhren ſolte; von Carl von Anjou, welcher Provence in ſeinen letzten Willen dem Koͤniglichen Printzen vermachete; und endlich ſchlieſſet er die Exempel/ daß er nicht gedencken wolle/ was die Koͤ- nige von Franckreich/ als Chriſtianiſſimi und die aͤlteſten Soͤhne der Roͤmiſchen Kirche dieſer ihrer Mutter vor herrliche Laͤnder geſchencket haͤtten. Um zu ſolchen Donationen zu gelangen/ ſaget der Autor, ſey noͤhtig/ daß ein groſſer Herr alle die Koͤ- niglichen Qualitaͤten an ſich habe/ die ihme eine ſolche Wolthat erwerben koͤnten/ und muͤßten ſie ſolche Souverainen/ die keinen Erben haͤtten/ oder Voͤlcker/ die keinen Koͤnig haͤtten/ zu beſchuͤtzen und ihnen zu liebkoſen allezeit fertig ſeyn. Das letzte Mittel einen Staat zu vergroͤſſern waͤre/ wenn Laͤnder feile/ daß ein Fuͤrſt ſolche an ſich kauffete: denn dieſes waͤren Sachen/ ſo mit keinem Gelde zu bezahlen; maſſen die Revenüen davon immerwaͤhrend blieben. Es haͤtte in dieſer Be- trachtung Johanna Koͤnigin von Neapolis und Graͤſin von Provence dem Pabſt Clemens den dritten weit zu wohlfeil Avignon und die Graff- ſchafft Vanaiſſin verkaufft/ indem ſie ſelbige vor vierhundert tauſend Pfund gegeben: noch der Koͤ- nig das Fuͤrſtenthum Sedan zu theuer bezahlet/ noch die Stadt Dunkerken/ welche er aus der| Englaͤnder Haͤnden gezogen. Es

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/66>, abgerufen am 25.11.2024.