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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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vor einen Edelmann.
die andern alle möchte empor kommen. Hätte er sich
schon beym Volck in zu grossen Credit gebracht/ müs-
se man ihn fortschicken/ der Republic answerts zu
dienen; wäre er allzu reich/ müsse man seine Mit-
tel durch aufgetragene Gesandschafften dünne ma-
chen; hätte er das Commando der Armee, müsse
ihm allezeit einer zur Seite gesetzt seyn/ der ihn ver-
hindere ein Caesar zu werden. Dahero käme es/ daß
die Venetianer ihren Doge wenig Autorität lies-
sen/ und auf alle sein Wesen unaufhörlich achtung
gäben.

Anmerckung. Es solle jeder Hoffmann dahin
trachten/ daß seine Competitoren ihm nicht zum
Häupten wachsen/ und keiner seine eigenen Ver-
wandten so hoch erheben/ daß sie ihm hernach selbst
Gesetze geben könten.

Die V. Maxim.

Die Herren einer Republic solten mehr darauff
sehen/ ihren Staat zu erhalten/ als neue Conqueten
zu machen. Denn der Krieg diene dazu/ einen un-
ter ihnen über die andern alle zu erheben; daß indem
er die Kräffte des Staats in seiner Gewalt hat/ er
selbigen zu sich reisse: und dann/ weil zur Eroberung
erfodert würde/ einig zu seyn/ und die Rathschläge
geheim zu halten/ welches von einer Assemblee so
vieler Köpffe fast nicht könne gehoffet werden.

Anmerckung. Dahero solle einer von Adel
schliessen/ daß es offt vor sein Glücke besser/ auf dessen
Erhaltung als auf dessen Vergrösserung zu geden-
cken/ und gewisse Unkosten an ungewisse und in eitler
Rechnung bestehende Vortheile zu wagen. Es solle
auch der Adel fein beysammen halten/ und seiner

Ver-

vor einen Edelmann.
die andern alle moͤchte empor kommen. Haͤtte er ſich
ſchon beym Volck in zu groſſen Credit gebracht/ muͤſ-
ſe man ihn fortſchicken/ der Republic answerts zu
dienen; waͤre er allzu reich/ muͤſſe man ſeine Mit-
tel durch aufgetragene Geſandſchafften duͤnne ma-
chen; haͤtte er das Commando der Armée, muͤſſe
ihm allezeit einer zur Seite geſetzt ſeyn/ der ihn ver-
hindere ein Cæſar zu werden. Dahero kaͤme es/ daß
die Venetianer ihren Doge wenig Autoritaͤt lieſ-
ſen/ und auf alle ſein Weſen unaufhoͤrlich achtung
gaͤben.

Anmerckung. Es ſolle jeder Hoffmann dahin
trachten/ daß ſeine Competitoren ihm nicht zum
Haͤupten wachſen/ und keiner ſeine eigenen Ver-
wandten ſo hoch erheben/ daß ſie ihm hernach ſelbſt
Geſetze geben koͤnten.

Die V. Maxim.

Die Herren einer Republic ſolten mehr darauff
ſehen/ ihren Staat zu erhalten/ als neue Conquêten
zu machen. Denn der Krieg diene dazu/ einen un-
ter ihnen uͤber die andern alle zu erheben; daß indem
er die Kraͤffte des Staats in ſeiner Gewalt hat/ er
ſelbigen zu ſich reiſſe: und dann/ weil zur Eroberung
erfodert wuͤrde/ einig zu ſeyn/ und die Rathſchlaͤge
geheim zu halten/ welches von einer Aſſemblée ſo
vieler Koͤpffe faſt nicht koͤnne gehoffet werden.

Anmerckung. Dahero ſolle einer von Adel
ſchlieſſen/ daß es offt vor ſein Gluͤcke beſſer/ auf deſſen
Erhaltung als auf deſſen Vergroͤſſerung zu geden-
cken/ und gewiſſe Unkoſten an ungewiſſe und in eitler
Rechnung beſtehende Vortheile zu wagen. Es ſolle
auch der Adel fein beyſammen halten/ und ſeiner

Ver-
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[59/0079] vor einen Edelmann. die andern alle moͤchte empor kommen. Haͤtte er ſich ſchon beym Volck in zu groſſen Credit gebracht/ muͤſ- ſe man ihn fortſchicken/ der Republic answerts zu dienen; waͤre er allzu reich/ muͤſſe man ſeine Mit- tel durch aufgetragene Geſandſchafften duͤnne ma- chen; haͤtte er das Commando der Armée, muͤſſe ihm allezeit einer zur Seite geſetzt ſeyn/ der ihn ver- hindere ein Cæſar zu werden. Dahero kaͤme es/ daß die Venetianer ihren Doge wenig Autoritaͤt lieſ- ſen/ und auf alle ſein Weſen unaufhoͤrlich achtung gaͤben. Anmerckung. Es ſolle jeder Hoffmann dahin trachten/ daß ſeine Competitoren ihm nicht zum Haͤupten wachſen/ und keiner ſeine eigenen Ver- wandten ſo hoch erheben/ daß ſie ihm hernach ſelbſt Geſetze geben koͤnten. Die V. Maxim. Die Herren einer Republic ſolten mehr darauff ſehen/ ihren Staat zu erhalten/ als neue Conquêten zu machen. Denn der Krieg diene dazu/ einen un- ter ihnen uͤber die andern alle zu erheben; daß indem er die Kraͤffte des Staats in ſeiner Gewalt hat/ er ſelbigen zu ſich reiſſe: und dann/ weil zur Eroberung erfodert wuͤrde/ einig zu ſeyn/ und die Rathſchlaͤge geheim zu halten/ welches von einer Aſſemblée ſo vieler Koͤpffe faſt nicht koͤnne gehoffet werden. Anmerckung. Dahero ſolle einer von Adel ſchlieſſen/ daß es offt vor ſein Gluͤcke beſſer/ auf deſſen Erhaltung als auf deſſen Vergroͤſſerung zu geden- cken/ und gewiſſe Unkoſten an ungewiſſe und in eitler Rechnung beſtehende Vortheile zu wagen. Es ſolle auch der Adel fein beyſammen halten/ und ſeiner Ver-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/79>, abgerufen am 26.11.2024.