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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Die entmaskete
verbieten. Und wenn er auch gleich die Macht hätte/
ferner andern das ihrige zu rauben/ und er nun ver-
spräch/ solches nicht mehr zu thun; wer denn seines
Versprechens Bürge werden wolte/ daß er es hal-
ten würde: Seine Eyd-Schwüre und königliches
Wort gölten in der Welt nichts mehr/ weil er es all-
zu vielmahl gebrochen: Er hätte dem Pabst und
dem Käyser es solenn genug zugesaget/ daß/ so lang
er mit den Türcken Krieg führete/ er nichts wider
ihn vornehmen wolte/ und gleichwohl habe er es
nicht gehalten/ sondern wäre unter dem Praetext der
Hertzogin von Orleans zu dem ihrigen zu helffen/ in
die Pfaltz gefallen/ und binnen sechs Wochen vor ei-
ne Praetension von viertzig biß funffzig tausend Tha-
ler fünff und zwantzig Städte verheeret/ und durch
Feuer und Schwerdt eine unglaubliche Menge
Volcks aufgerieben/ oder ins Elend verjaget: der
Käyser habe ihm durch seinen Ambassadeur genug-
sam seiner Parole erinnern lassen; das Interesse der
gantzen Christenheit vorgestellei; den eingegangenen
Stillstand angeführet; nichts habe geholffen: er sey
immer härter in seiner Wuth fortgefahren. Wie er
nun sonst sein Wort gehalten/ also könne man auch/
und nicht besser/ künfftig davon Hoffnung machen.
Sonsten wisse man wohl/ daß er itzo als gantz abge-
mattet/ nach Frieden lechtze/ nur wolle er gerne der
Schande überhoben seyn/ daß er ihn auf eine demü-
thige Art von denen Alliirten erbitten solte/ darum
schrieb er noch so vor/ und wolle das Ansehen haben/
als wenn allein von ihm gantz Europa die Wohl-
that des Friedens zu gewarten hätte.
Wenn
Die entmaskete
verbieten. Und wenn er auch gleich die Macht haͤtte/
ferner andern das ihrige zu rauben/ und er nun ver-
ſpraͤch/ ſolches nicht mehr zu thun; wer denn ſeines
Verſprechens Buͤrge werden wolte/ daß er es hal-
ten wuͤrde: Seine Eyd-Schwuͤre und koͤnigliches
Wort goͤlten in der Welt nichts mehr/ weil er es all-
zu vielmahl gebrochen: Er haͤtte dem Pabſt und
dem Kaͤyſer es ſolenn genug zugeſaget/ daß/ ſo lang
er mit den Tuͤrcken Krieg fuͤhrete/ er nichts wider
ihn vornehmen wolte/ und gleichwohl habe er es
nicht gehalten/ ſondern waͤre unter dem Prætext der
Hertzogin von Orleans zu dem ihrigen zu helffen/ in
die Pfaltz gefallen/ und binnen ſechs Wochen vor ei-
ne Prætenſion von viertzig biß funffzig tauſend Tha-
ler fuͤnff und zwantzig Staͤdte verheeret/ und durch
Feuer und Schwerdt eine unglaubliche Menge
Volcks aufgerieben/ oder ins Elend verjaget: der
Kaͤyſer habe ihm durch ſeinen Ambaſſadeur genug-
ſam ſeiner Parole erinnern laſſen; das Intereſſe der
gantzen Chriſtenheit vorgeſtellei; den eingegangenen
Stillſtand angefuͤhret; nichts habe geholffen: er ſey
immer haͤrter in ſeiner Wuth fortgefahren. Wie er
nun ſonſt ſein Wort gehalten/ alſo koͤnne man auch/
und nicht beſſer/ kuͤnfftig davon Hoffnung machen.
Sonſten wiſſe man wohl/ daß er itzo als gantz abge-
mattet/ nach Frieden lechtze/ nur wolle er gerne der
Schande uͤberhoben ſeyn/ daß er ihn auf eine demuͤ-
thige Art von denen Alliirten erbitten ſolte/ darum
ſchrieb er noch ſo vor/ und wolle das Anſehen haben/
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that des Friedens zu gewarten haͤtte.
Wenn
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[78/0098] Die entmaskete verbieten. Und wenn er auch gleich die Macht haͤtte/ ferner andern das ihrige zu rauben/ und er nun ver- ſpraͤch/ ſolches nicht mehr zu thun; wer denn ſeines Verſprechens Buͤrge werden wolte/ daß er es hal- ten wuͤrde: Seine Eyd-Schwuͤre und koͤnigliches Wort goͤlten in der Welt nichts mehr/ weil er es all- zu vielmahl gebrochen: Er haͤtte dem Pabſt und dem Kaͤyſer es ſolenn genug zugeſaget/ daß/ ſo lang er mit den Tuͤrcken Krieg fuͤhrete/ er nichts wider ihn vornehmen wolte/ und gleichwohl habe er es nicht gehalten/ ſondern waͤre unter dem Prætext der Hertzogin von Orleans zu dem ihrigen zu helffen/ in die Pfaltz gefallen/ und binnen ſechs Wochen vor ei- ne Prætenſion von viertzig biß funffzig tauſend Tha- ler fuͤnff und zwantzig Staͤdte verheeret/ und durch Feuer und Schwerdt eine unglaubliche Menge Volcks aufgerieben/ oder ins Elend verjaget: der Kaͤyſer habe ihm durch ſeinen Ambaſſadeur genug- ſam ſeiner Parole erinnern laſſen; das Intereſſe der gantzen Chriſtenheit vorgeſtellei; den eingegangenen Stillſtand angefuͤhret; nichts habe geholffen: er ſey immer haͤrter in ſeiner Wuth fortgefahren. Wie er nun ſonſt ſein Wort gehalten/ alſo koͤnne man auch/ und nicht beſſer/ kuͤnfftig davon Hoffnung machen. Sonſten wiſſe man wohl/ daß er itzo als gantz abge- mattet/ nach Frieden lechtze/ nur wolle er gerne der Schande uͤberhoben ſeyn/ daß er ihn auf eine demuͤ- thige Art von denen Alliirten erbitten ſolte/ darum ſchrieb er noch ſo vor/ und wolle das Anſehen haben/ als wenn allein von ihm gantz Europa die Wohl- that des Friedens zu gewarten haͤtte. Wenn

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/98>, abgerufen am 22.11.2024.