Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. Dame überaus grossen Verstand/ und suchet auchnicht zu heyrathen/ damit sie nicht weichen oder min- stens ihr Ansehen theilen dörffe. Gleichwol aber da- mit sie auch aller Liebes-Vergnügligkeit nicht entbeh- ren möge/ hat sie einen gantz jungen Sclaven bey ihr/ mit welchen sie sich ergetzet/ und deswegen dieser ver- bunden ist bey Verlust seines Lebens kein ander Frau- ensbild zu berühren; welchen sie/ wenn sie ihn nun- mehro überdrüßig/ wieder abschaffet/ und an seine Statt einen andern aufnimmet. Man sagt auch daß sie so ehrbar sey und nicht mehr als allezeit einen zu ihrem Vergnügen halte/ so gewiß ein Zeichen einer grossen Mäßigkeit/ ja ein Schein eines Wunder- wercks ist/ sintemahleu ihres gleichen ich in der Welt nicht gar viel anzutreffen wüste/ weil sie ohne Be- fürchtung einer bösen Nachrede/ so viel lieben könnte als sie immer wolte. Ohngefehr mitten im Lande Agonna lieget eine Schif- F 3
des Landes Gvinea. Dame uͤberaus groſſen Verſtand/ und ſuchet auchnicht zu heyrathen/ damit ſie nicht weichen oder min- ſtens ihr Anſehen theilen doͤrffe. Gleichwol aber da- mit ſie auch aller Liebes-Vergnuͤgligkeit nicht entbeh- ren moͤge/ hat ſie einen gantz jungen Sclaven bey ihr/ mit welchen ſie ſich ergetzet/ und deswegen dieſer ver- bunden iſt bey Verluſt ſeines Lebens kein ander Frau- ensbild zu beruͤhren; welchen ſie/ wenn ſie ihn nun- mehro uͤberdruͤßig/ wieder abſchaffet/ und an ſeine Statt einen andern aufnimmet. Man ſagt auch daß ſie ſo ehrbar ſey und nicht mehr als allezeit einen zu ihrem Vergnuͤgen halte/ ſo gewiß ein Zeichen einer groſſen Maͤßigkeit/ ja ein Schein eines Wunder- wercks iſt/ ſintemahleu ihres gleichen ich in der Welt nicht gar viel anzutreffen wuͤſte/ weil ſie ohne Be- fuͤrchtung einer boͤſen Nachrede/ ſo viel lieben koͤnnte als ſie immer wolte. Ohngefehr mitten im Lande Agonna lieget eine Schif- F 3
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des Landes Gvinea.
Dame uͤberaus groſſen Verſtand/ und ſuchet auch
nicht zu heyrathen/ damit ſie nicht weichen oder min-
ſtens ihr Anſehen theilen doͤrffe. Gleichwol aber da-
mit ſie auch aller Liebes-Vergnuͤgligkeit nicht entbeh-
ren moͤge/ hat ſie einen gantz jungen Sclaven bey ihr/
mit welchen ſie ſich ergetzet/ und deswegen dieſer ver-
bunden iſt bey Verluſt ſeines Lebens kein ander Frau-
ensbild zu beruͤhren; welchen ſie/ wenn ſie ihn nun-
mehro uͤberdruͤßig/ wieder abſchaffet/ und an ſeine
Statt einen andern aufnimmet. Man ſagt auch
daß ſie ſo ehrbar ſey und nicht mehr als allezeit einen
zu ihrem Vergnuͤgen halte/ ſo gewiß ein Zeichen einer
groſſen Maͤßigkeit/ ja ein Schein eines Wunder-
wercks iſt/ ſintemahleu ihres gleichen ich in der Welt
nicht gar viel anzutreffen wuͤſte/ weil ſie ohne Be-
fuͤrchtung einer boͤſen Nachrede/ ſo viel lieben koͤnnte
als ſie immer wolte.
Ohngefehr mitten im Lande Agonna lieget eine
kleine Veſtung/ von denen Engellaͤndern im Jahr
1694. erbauet; ihr koͤnnet dieſelbige in Kupffer ſehen
unter num. 14. und 15. Oben auf iſt ſie gantz platt be-
decket/ hat 4. Bollwercke/ aber ſo niedrig/ daß gar
leicht daruͤber zu ſpringen; imgleichen iſt das Geſchuͤtz
nicht weit her/ angeſehen deren einige nur ein halb ℔.
Eyſen ſchieſſen. Kurtz es koͤmmt mir ſo fuͤr wie unſere
Veſtungen bey Boutei Zaconde, Chama und A-
pam, oder wie diejenige welche die Engellaͤnder zu
Diekiſchorff haben/ das iſt von ſolcher Gattung der-
gleichen man auf dem Kauff eines andern zur Zugabe
gebrauchen wuͤrde. Das Dorff nechſt bey dieſer
Veſtung/ von einigen Wimpa, von andren Simpa
genennet/ iſt ungemein groß/ aber auch von meiſt lauter
Schif-
F 3
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