Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
herbringen/ thun sie es entweder aus Noht/ oder weil
sie voll schwartzer Erde seynd/ womit sie diejenige wel-
che um ihre Listigkeit nicht wissen/ zum öfftern betrie-
gen/ denn an statt des Goldes/ bisweilen die Helffte
Erde ist.

Jhr könnet demnach aus oberzehlten leichtlich ur-
theilen/ wie reich und mächtig das Land von Dinkira
gewesen sey. Es ist ihnen aber so vielfältiges Unglück zu-
gestossen/ daß sie anitzo gantz verwüstet und verdorben.
Wird dannenhero nicht unangenehm zu hören seyn/
wie ein so mächtiges Land in solch Elend und Unter-
gang gerathen/ welches ich anitzo berichten will/ so
wie es mir einige Mohren erzehlet haben/ und so viel
glaubwürdiger ist/ weil es bald auf einander in kurtzer
Zeit sich zugetragen.

Es waren numehro die Einwohner von Dinkira
durch ihren Reichthum und ansehnliches Vermögen
so hoffärtig geworden/ daß sie die übrigen Mohren
gar für nichts achteten/ auch dieselbige nicht anders
als ihre Sclaven ansahen; wodurch sie sich so verhaßt
machten/ daß jederman ihren Untergang hertzlich
wünschete; gleichwol aber dorffte sich niemand unter-
stehen den Kopff zu bieten/ bis endlich der König von A-
siante
als ihrer Länder Nachbahr/ von ihrem Ober-
haupt einige Beschimffung empfangen habende/ sich
entschlosse sehr nachdrücklich an ihnen zu rächen. Es
bestand aber diese Beschimffung eigentlich darinnen:
Der König oder das Oberhaupt von Dinkira, so noch
ein gar junger Herr/ aber in seinem Lande so viel Anse-
hens hatte/ daß man überall mit Verwunderung von
ihm sprechen hörete/ fertigte einsmahls einige seiner
Frauen ab an den König von Asiante, den sie in seinem

Nah-

Beſchreibung
herbringen/ thun ſie es entweder aus Noht/ oder weil
ſie voll ſchwartzer Erde ſeynd/ womit ſie diejenige wel-
che um ihre Liſtigkeit nicht wiſſen/ zum oͤfftern betrie-
gen/ denn an ſtatt des Goldes/ bisweilen die Helffte
Erde iſt.

Jhr koͤnnet demnach aus oberzehlten leichtlich ur-
theilen/ wie reich und maͤchtig das Land von Dinkira
geweſen ſey. Es iſt ihnen aber ſo vielfaͤltiges Ungluͤck zu-
geſtoſſen/ daß ſie anitzo gantz verwuͤſtet und verdorben.
Wird dannenhero nicht unangenehm zu hoͤren ſeyn/
wie ein ſo maͤchtiges Land in ſolch Elend und Unter-
gang gerathen/ welches ich anitzo berichten will/ ſo
wie es mir einige Mohren erzehlet haben/ und ſo viel
glaubwuͤrdiger iſt/ weil es bald auf einander in kurtzer
Zeit ſich zugetragen.

Es waren numehro die Einwohner von Dinkira
durch ihren Reichthum und anſehnliches Vermoͤgen
ſo hoffaͤrtig geworden/ daß ſie die uͤbrigen Mohren
gar fuͤr nichts achteten/ auch dieſelbige nicht anders
als ihre Sclaven anſahen; wodurch ſie ſich ſo verhaßt
machten/ daß jederman ihren Untergang hertzlich
wuͤnſchete; gleichwol aber dorffte ſich niemand unter-
ſtehen den Kopff zu bieten/ bis endlich der Koͤnig von A-
ſiante
als ihrer Laͤnder Nachbahr/ von ihrem Ober-
haupt einige Beſchimffung empfangen habende/ ſich
entſchloſſe ſehr nachdruͤcklich an ihnen zu raͤchen. Es
beſtand aber dieſe Beſchimffung eigentlich darinnen:
Der Koͤnig oder das Oberhaupt von Dinkira, ſo noch
ein gar junger Herr/ aber in ſeinem Lande ſo viel Anſe-
hens hatte/ daß man uͤberall mit Verwunderung von
ihm ſprechen hoͤrete/ fertigte einsmahls einige ſeiner
Frauen ab an den Koͤnig von Aſiante, den ſie in ſeinem

Nah-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="100"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
herbringen/ thun &#x017F;ie es entweder aus Noht/ oder weil<lb/>
&#x017F;ie voll &#x017F;chwartzer Erde &#x017F;eynd/ womit &#x017F;ie diejenige wel-<lb/>
che um ihre Li&#x017F;tigkeit nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ zum o&#x0364;fftern betrie-<lb/>
gen/ denn an &#x017F;tatt des Goldes/ bisweilen die Helffte<lb/>
Erde i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Jhr ko&#x0364;nnet demnach aus oberzehlten leichtlich ur-<lb/>
theilen/ wie reich und ma&#x0364;chtig das Land von <hi rendition="#aq">Dinkira</hi><lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ey. Es i&#x017F;t ihnen aber &#x017F;o vielfa&#x0364;ltiges Unglu&#x0364;ck zu-<lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie anitzo gantz verwu&#x0364;&#x017F;tet und verdorben.<lb/>
Wird dannenhero nicht unangenehm zu ho&#x0364;ren &#x017F;eyn/<lb/>
wie ein &#x017F;o ma&#x0364;chtiges Land in &#x017F;olch Elend und Unter-<lb/>
gang gerathen/ welches ich anitzo berichten will/ &#x017F;o<lb/>
wie es mir einige Mohren erzehlet haben/ und &#x017F;o viel<lb/>
glaubwu&#x0364;rdiger i&#x017F;t/ weil es bald auf einander in kurtzer<lb/>
Zeit &#x017F;ich zugetragen.</p><lb/>
        <p>Es waren numehro die Einwohner von <hi rendition="#aq">Dinkira</hi><lb/>
durch ihren Reichthum und an&#x017F;ehnliches Vermo&#x0364;gen<lb/>
&#x017F;o hoffa&#x0364;rtig geworden/ daß &#x017F;ie die u&#x0364;brigen Mohren<lb/>
gar fu&#x0364;r nichts achteten/ auch die&#x017F;elbige nicht anders<lb/>
als ihre Sclaven an&#x017F;ahen; wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;o verhaßt<lb/>
machten/ daß jederman ihren Untergang hertzlich<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chete; gleichwol aber dorffte &#x017F;ich niemand unter-<lb/>
&#x017F;tehen den Kopff zu bieten/ bis endlich der Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#aq">A-<lb/>
&#x017F;iante</hi> als ihrer La&#x0364;nder Nachbahr/ von ihrem Ober-<lb/>
haupt einige Be&#x017F;chimffung empfangen habende/ &#x017F;ich<lb/>
ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehr nachdru&#x0364;cklich an ihnen zu ra&#x0364;chen. Es<lb/>
be&#x017F;tand aber die&#x017F;e Be&#x017F;chimffung eigentlich darinnen:<lb/>
Der Ko&#x0364;nig oder das Oberhaupt von <hi rendition="#aq">Dinkira,</hi> &#x017F;o noch<lb/>
ein gar junger Herr/ aber in &#x017F;einem Lande &#x017F;o viel An&#x017F;e-<lb/>
hens hatte/ daß man u&#x0364;berall mit Verwunderung von<lb/>
ihm &#x017F;prechen ho&#x0364;rete/ fertigte einsmahls einige &#x017F;einer<lb/>
Frauen ab an den Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#aq">A&#x017F;iante,</hi> den &#x017F;ie in &#x017F;einem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nah-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0144] Beſchreibung herbringen/ thun ſie es entweder aus Noht/ oder weil ſie voll ſchwartzer Erde ſeynd/ womit ſie diejenige wel- che um ihre Liſtigkeit nicht wiſſen/ zum oͤfftern betrie- gen/ denn an ſtatt des Goldes/ bisweilen die Helffte Erde iſt. Jhr koͤnnet demnach aus oberzehlten leichtlich ur- theilen/ wie reich und maͤchtig das Land von Dinkira geweſen ſey. Es iſt ihnen aber ſo vielfaͤltiges Ungluͤck zu- geſtoſſen/ daß ſie anitzo gantz verwuͤſtet und verdorben. Wird dannenhero nicht unangenehm zu hoͤren ſeyn/ wie ein ſo maͤchtiges Land in ſolch Elend und Unter- gang gerathen/ welches ich anitzo berichten will/ ſo wie es mir einige Mohren erzehlet haben/ und ſo viel glaubwuͤrdiger iſt/ weil es bald auf einander in kurtzer Zeit ſich zugetragen. Es waren numehro die Einwohner von Dinkira durch ihren Reichthum und anſehnliches Vermoͤgen ſo hoffaͤrtig geworden/ daß ſie die uͤbrigen Mohren gar fuͤr nichts achteten/ auch dieſelbige nicht anders als ihre Sclaven anſahen; wodurch ſie ſich ſo verhaßt machten/ daß jederman ihren Untergang hertzlich wuͤnſchete; gleichwol aber dorffte ſich niemand unter- ſtehen den Kopff zu bieten/ bis endlich der Koͤnig von A- ſiante als ihrer Laͤnder Nachbahr/ von ihrem Ober- haupt einige Beſchimffung empfangen habende/ ſich entſchloſſe ſehr nachdruͤcklich an ihnen zu raͤchen. Es beſtand aber dieſe Beſchimffung eigentlich darinnen: Der Koͤnig oder das Oberhaupt von Dinkira, ſo noch ein gar junger Herr/ aber in ſeinem Lande ſo viel Anſe- hens hatte/ daß man uͤberall mit Verwunderung von ihm ſprechen hoͤrete/ fertigte einsmahls einige ſeiner Frauen ab an den Koͤnig von Aſiante, den ſie in ſeinem Nah-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/144
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/144>, abgerufen am 23.11.2024.