Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. selbiges thun sie so lange/ bis der Wurm gäntzlich aus-gezogen/ und nunmehro alles Schmertzens entohni- get seyn. Dafern es aber geschiehet/ daß sie zu starck ziehen und den Wurm in Stücken reissen/ fänget der Schmertz von neuen an/ weil das zurück gebliebene Theil im Leibe anfänget zu faulen/ und hie oder da stinckende faule Eyter verursachet. Dieses ist also das gröste Ungemach aller Mohren/ wiewol die Weissen auch nicht gäntzlich davon frey seyn/ wie ich denn einige gesehen/ die 9. bis 10. Würmer auf ein- mahl und unerträgliche Schmertzen hatten. Herr- schet demnach diese Kranckheit übers gantze Land/ in- sonderheit auch unsere Leute zu Cormantin und A- pim, ohne Zweiffel wegen des bösen Wassers/ wel- ches sie daselbst brauchen müssen. Dafern ihr aber zu wissen begehret wie groß diese Würmer seynd/ dörf- fet ihr nur im Buch des Herrn Focqvenbrogh lesen/ allwo er von Gvinea redend/ also schreibet/ daß es nemlich ein Land ist allwo die Erd-Würmer in Ehlen oder Piquen Länge die Menschen bey lebendigem Leibe zerfressen ohne zu warten bis sie todt seyn. Die Schwartzen des Landes Ante, haben insonderheit die- ses Ungemach an dem heimlichen Ort/ so sie einem gewissen Palmwein den sie trincken und bey uns Cri- sia genennet wird beymessen wollen. Jnsonderheit sind auch hiesige Einwohner zu be- Wis-
des Landes Gvinea. ſelbiges thun ſie ſo lange/ bis der Wurm gaͤntzlich aus-gezogen/ und nunmehro alles Schmertzens entohni- get ſeyn. Dafern es aber geſchiehet/ daß ſie zu ſtarck ziehen und den Wurm in Stuͤcken reiſſen/ faͤnget der Schmertz von neuen an/ weil das zuruͤck gebliebene Theil im Leibe anfaͤnget zu faulen/ und hie oder da ſtinckende faule Eyter verurſachet. Dieſes iſt alſo das groͤſte Ungemach aller Mohren/ wiewol die Weiſſen auch nicht gaͤntzlich davon frey ſeyn/ wie ich denn einige geſehen/ die 9. bis 10. Wuͤrmer auf ein- mahl und unertraͤgliche Schmertzen hatten. Herr- ſchet demnach dieſe Kranckheit uͤbers gantze Land/ in- ſonderheit auch unſere Leute zu Cormantin und A- pim, ohne Zweiffel wegen des boͤſen Waſſers/ wel- ches ſie daſelbſt brauchen muͤſſen. Dafern ihr aber zu wiſſen begehret wie groß dieſe Wuͤrmer ſeynd/ doͤrf- fet ihr nur im Buch des Herrn Focqvenbrogh leſen/ allwo er von Gvinea redend/ alſo ſchreibet/ daß es nemlich ein Land iſt allwo die Erd-Wuͤrmer in Ehlen oder Piquen Laͤnge die Menſchen bey lebendigem Leibe zerfreſſen ohne zu warten bis ſie todt ſeyn. Die Schwartzen des Landes Ante, haben inſonderheit die- ſes Ungemach an dem heimlichen Ort/ ſo ſie einem gewiſſen Palmwein den ſie trincken und bey uns Cri- ſia genennet wird beymeſſen wollen. Jnſonderheit ſind auch hieſige Einwohner zu be- Wiſ-
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des Landes Gvinea.
ſelbiges thun ſie ſo lange/ bis der Wurm gaͤntzlich aus-
gezogen/ und nunmehro alles Schmertzens entohni-
get ſeyn. Dafern es aber geſchiehet/ daß ſie zu ſtarck
ziehen und den Wurm in Stuͤcken reiſſen/ faͤnget der
Schmertz von neuen an/ weil das zuruͤck gebliebene
Theil im Leibe anfaͤnget zu faulen/ und hie oder da
ſtinckende faule Eyter verurſachet. Dieſes iſt alſo
das groͤſte Ungemach aller Mohren/ wiewol die
Weiſſen auch nicht gaͤntzlich davon frey ſeyn/ wie ich
denn einige geſehen/ die 9. bis 10. Wuͤrmer auf ein-
mahl und unertraͤgliche Schmertzen hatten. Herr-
ſchet demnach dieſe Kranckheit uͤbers gantze Land/ in-
ſonderheit auch unſere Leute zu Cormantin und A-
pim, ohne Zweiffel wegen des boͤſen Waſſers/ wel-
ches ſie daſelbſt brauchen muͤſſen. Dafern ihr aber
zu wiſſen begehret wie groß dieſe Wuͤrmer ſeynd/ doͤrf-
fet ihr nur im Buch des Herrn Focqvenbrogh leſen/
allwo er von Gvinea redend/ alſo ſchreibet/ daß es
nemlich ein Land iſt allwo die Erd-Wuͤrmer in Ehlen
oder Piquen Laͤnge die Menſchen bey lebendigem Leibe
zerfreſſen ohne zu warten bis ſie todt ſeyn. Die
Schwartzen des Landes Ante, haben inſonderheit die-
ſes Ungemach an dem heimlichen Ort/ ſo ſie einem
gewiſſen Palmwein den ſie trincken und bey uns Cri-
ſia genennet wird beymeſſen wollen.
Jnſonderheit ſind auch hieſige Einwohner zu be-
klagen/ wenn ſie etwan im Kriege verwundet werden/
alsdenn haben ſie keine andere Huͤlffs-Mittel uͤbrig/
als etwan gruͤne Kraͤuter welche ſie in Waſſer kochen
und auf die Wunde legen. Zwar befinden ſich eini-
ge recht wohl darauf/ angeſehen ſelbige von ungemei-
ner Wuͤrckung ſeyn/ allein andere/ ſo entweder keine
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