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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
andre/ die nicht leugnen können daß sie verheyrahtet
sind/ versprechen und vermessen sich/ um die Leute so
viel besser zu betriegen/ daß sie ihren Männern nicht
ein Wort sagen wollen/ halten aber dasselbige nicht
anders als das Frauenzimmer durchgehends zu thun
pfleget/ sondern offenbahren es ihren Männern/ so
bald sie dieselbe zu Gesicht bekommen/ würden auch
bey Verhaltung desselbigen höchst unglückselig seyn/
wenn es der Mann von jemand fremdes zu hören be-
kähme.

Der Ehebruch unter gemeinen Leuten/ wird mit
einer Geld-Straffe von 40. 50. oder 60. Gulden ge-
büsset/ diejenige aber welche etwas mehr im Vermö-
gen haben/ müssen ungleich mehr erlegen/ insonderheit
wenn der Mann von einer Ehebrecherin/ gute Mittel
oder guten Glauben hat/ alsdenn muß er bisweilen
mehr als zwey tausend Lb. ausbeuteln.

Jn Wahrheit mein Herr/ ihr würdet ohnmöglich
des Lachens euch enthalten können/ wenn ihr derglei-
chen Sachen gerichtlich verhören soltet. Meines
Orts habe ich mehr als 100. mahl in solcher Gelegen-
heit den Richter spielen müssen. Nun wisset ihr wol
daß der erste Rechts-Grund sey die That zu leugnen/
so wissen die Mohren dieses überaus in acht zu nehmen/
und sagen alsofort nein/ dergestalt daß man unter-
schiedliche Beweiß-Gründe zusammen suchen muß sel-
bige zu überführen/ da die Frau in dem Rath erschei-
nen/ und den gantzen Verlauff der Sache nach allen
Umständen erzehlen muß. Sind dieses nicht sehr er-
bauliche Sachen vor solche ansehnliche Rahtsherren?
Endlich kommt es auf einen Schwuhr/ da denn der
Beschuldigte/ im Fall er sich zum schwehren willig er-

bietet
Q [2]

des Landes Gvinea.
andre/ die nicht leugnen koͤnnen daß ſie verheyrahtet
ſind/ verſprechen und vermeſſen ſich/ um die Leute ſo
viel beſſer zu betriegen/ daß ſie ihren Maͤnnern nicht
ein Wort ſagen wollen/ halten aber daſſelbige nicht
anders als das Frauenzimmer durchgehends zu thun
pfleget/ ſondern offenbahren es ihren Maͤnnern/ ſo
bald ſie dieſelbe zu Geſicht bekommen/ wuͤrden auch
bey Verhaltung deſſelbigen hoͤchſt ungluͤckſelig ſeyn/
wenn es der Mann von jemand fremdes zu hoͤren be-
kaͤhme.

Der Ehebruch unter gemeinen Leuten/ wird mit
einer Geld-Straffe von 40. 50. oder 60. Gulden ge-
buͤſſet/ diejenige aber welche etwas mehr im Vermoͤ-
gen haben/ muͤſſen ungleich mehr erlegen/ inſonderheit
wenn der Mann von einer Ehebrecherin/ gute Mittel
oder guten Glauben hat/ alsdenn muß er bisweilen
mehr als zwey tauſend ℔. ausbeuteln.

Jn Wahrheit mein Herr/ ihr wuͤrdet ohnmoͤglich
des Lachens euch enthalten koͤnnen/ wenn ihr derglei-
chen Sachen gerichtlich verhoͤren ſoltet. Meines
Orts habe ich mehr als 100. mahl in ſolcher Gelegen-
heit den Richter ſpielen muͤſſen. Nun wiſſet ihr wol
daß der erſte Rechts-Grund ſey die That zu leugnen/
ſo wiſſen die Mohren dieſes uͤberaus in acht zu nehmen/
und ſagen alſofort nein/ dergeſtalt daß man unter-
ſchiedliche Beweiß-Gruͤnde zuſammen ſuchen muß ſel-
bige zu uͤberfuͤhren/ da die Frau in dem Rath erſchei-
nen/ und den gantzen Verlauff der Sache nach allen
Umſtaͤnden erzehlen muß. Sind dieſes nicht ſehr er-
bauliche Sachen vor ſolche anſehnliche Rahtsherren?
Endlich kommt es auf einen Schwuhr/ da denn der
Beſchuldigte/ im Fall er ſich zum ſchwehren willig er-

bietet
Q [2]
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[243/0287] des Landes Gvinea. andre/ die nicht leugnen koͤnnen daß ſie verheyrahtet ſind/ verſprechen und vermeſſen ſich/ um die Leute ſo viel beſſer zu betriegen/ daß ſie ihren Maͤnnern nicht ein Wort ſagen wollen/ halten aber daſſelbige nicht anders als das Frauenzimmer durchgehends zu thun pfleget/ ſondern offenbahren es ihren Maͤnnern/ ſo bald ſie dieſelbe zu Geſicht bekommen/ wuͤrden auch bey Verhaltung deſſelbigen hoͤchſt ungluͤckſelig ſeyn/ wenn es der Mann von jemand fremdes zu hoͤren be- kaͤhme. Der Ehebruch unter gemeinen Leuten/ wird mit einer Geld-Straffe von 40. 50. oder 60. Gulden ge- buͤſſet/ diejenige aber welche etwas mehr im Vermoͤ- gen haben/ muͤſſen ungleich mehr erlegen/ inſonderheit wenn der Mann von einer Ehebrecherin/ gute Mittel oder guten Glauben hat/ alsdenn muß er bisweilen mehr als zwey tauſend ℔. ausbeuteln. Jn Wahrheit mein Herr/ ihr wuͤrdet ohnmoͤglich des Lachens euch enthalten koͤnnen/ wenn ihr derglei- chen Sachen gerichtlich verhoͤren ſoltet. Meines Orts habe ich mehr als 100. mahl in ſolcher Gelegen- heit den Richter ſpielen muͤſſen. Nun wiſſet ihr wol daß der erſte Rechts-Grund ſey die That zu leugnen/ ſo wiſſen die Mohren dieſes uͤberaus in acht zu nehmen/ und ſagen alſofort nein/ dergeſtalt daß man unter- ſchiedliche Beweiß-Gruͤnde zuſammen ſuchen muß ſel- bige zu uͤberfuͤhren/ da die Frau in dem Rath erſchei- nen/ und den gantzen Verlauff der Sache nach allen Umſtaͤnden erzehlen muß. Sind dieſes nicht ſehr er- bauliche Sachen vor ſolche anſehnliche Rahtsherren? Endlich kommt es auf einen Schwuhr/ da denn der Beſchuldigte/ im Fall er ſich zum ſchwehren willig er- bietet Q 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/287>, abgerufen am 25.11.2024.