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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
mit denen Jüdischen sehr gleich lautende Nahmen;
indem noch viele von diesen im alten Testament befind-
lich seynd. Allein dem allen ohngeachtet glaube ich
vielmehr daß sie diese Ceremonien von denen Maho-
metanern
erlernet/ (deren Religion ein rechtes
Mischmasch ist/ der Christlichen/ Jüdischen und Heyd-
nischen/) und ein Land dem andern etwas davon mitge-
theilet habe/ insonderheit weil die von Ardra und Fida
sehr weit ins Land und bis in die Barbarey/ ja wer weiß
nicht gar in Mauritanien herein ihre Handlung trei-
ben. Wenn dem also/ ist gar leicht zu glauben/ daß
sie von jener ihrer Religion etwas an sich behalten/
und also in hiesiges Land eingeführet.

Es finden sich ihrer viele unter beyderley Geschlecht/
welche eine Zeitlang warten/ ehe sie sich verheyrathen/
und sonderlich unter den Frauensleuten; dennoch aber
sterben sehr wenig Mohren ungeheyrahtet/ es sey denn
daß sie in ihrer Jugend ableibig werden. Denn so
bald sie die Hochzeits Kosten bezahlen können/ müssen
sie Weiber haben/ und weil dieses ein weniges ist/ ver-
ehligen sie sich sehr jung; ja man siehet reicher Leute
Kinder verheyrahten/ ehe sie noch wissen was eine Frau
ist. Und wenn einige Familien sich mit einander so
viel genauer verbinden wollen/ verehligen sie ihre Kin-
der so bald sie gebohren worden/ und bestehet die gantze
Ceremonie darinnen/ daß die Eltern es einander feste
zusagen.

Daß aber die Mägdelein nicht sobald sich verloben
als die Junggesellen/ sind insonderheit zwey Ursachen;
die erste ist diese/ weil sie ein so wollüstiges Leben mehr
lieben als den Ehestandt; und zweytens/ weil eine grosse
Anzahl und ungleich mehr Weibes als Mannsleute

seynd/

des Landes Gvinea.
mit denen Juͤdiſchen ſehr gleich lautende Nahmen;
indem noch viele von dieſen im alten Teſtament befind-
lich ſeynd. Allein dem allen ohngeachtet glaube ich
vielmehr daß ſie dieſe Ceremonien von denen Maho-
metanern
erlernet/ (deren Religion ein rechtes
Miſchmaſch iſt/ der Chriſtlichen/ Juͤdiſchen und Heyd-
niſchen/) und ein Land dem andern etwas davon mitge-
theilet habe/ inſonderheit weil die von Ardra und Fida
ſehr weit ins Land und bis in die Barbarey/ ja wer weiß
nicht gar in Mauritanien herein ihre Handlung trei-
ben. Wenn dem alſo/ iſt gar leicht zu glauben/ daß
ſie von jener ihrer Religion etwas an ſich behalten/
und alſo in hieſiges Land eingefuͤhret.

Es finden ſich ihrer viele unter beyderley Geſchlecht/
welche eine Zeitlang warten/ ehe ſie ſich verheyrathen/
und ſonderlich unter den Frauensleuten; dennoch aber
ſterben ſehr wenig Mohren ungeheyrahtet/ es ſey denn
daß ſie in ihrer Jugend ableibig werden. Denn ſo
bald ſie die Hochzeits Koſten bezahlen koͤnnen/ muͤſſen
ſie Weiber haben/ und weil dieſes ein weniges iſt/ ver-
ehligen ſie ſich ſehr jung; ja man ſiehet reicher Leute
Kinder verheyrahten/ ehe ſie noch wiſſen was eine Frau
iſt. Und wenn einige Familien ſich mit einander ſo
viel genauer verbinden wollen/ verehligen ſie ihre Kin-
der ſo bald ſie gebohren worden/ und beſtehet die gantze
Ceremonie darinnen/ daß die Eltern es einander feſte
zuſagen.

Daß aber die Maͤgdelein nicht ſobald ſich verloben
als die Junggeſellen/ ſind inſonderheit zwey Urſachen;
die erſte iſt dieſe/ weil ſie ein ſo wolluͤſtiges Leben mehr
lieben als den Eheſtandt; und zweytens/ weil eine groſſe
Anzahl und ungleich mehr Weibes als Mannsleute

ſeynd/
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[253/0297] des Landes Gvinea. mit denen Juͤdiſchen ſehr gleich lautende Nahmen; indem noch viele von dieſen im alten Teſtament befind- lich ſeynd. Allein dem allen ohngeachtet glaube ich vielmehr daß ſie dieſe Ceremonien von denen Maho- metanern erlernet/ (deren Religion ein rechtes Miſchmaſch iſt/ der Chriſtlichen/ Juͤdiſchen und Heyd- niſchen/) und ein Land dem andern etwas davon mitge- theilet habe/ inſonderheit weil die von Ardra und Fida ſehr weit ins Land und bis in die Barbarey/ ja wer weiß nicht gar in Mauritanien herein ihre Handlung trei- ben. Wenn dem alſo/ iſt gar leicht zu glauben/ daß ſie von jener ihrer Religion etwas an ſich behalten/ und alſo in hieſiges Land eingefuͤhret. Es finden ſich ihrer viele unter beyderley Geſchlecht/ welche eine Zeitlang warten/ ehe ſie ſich verheyrathen/ und ſonderlich unter den Frauensleuten; dennoch aber ſterben ſehr wenig Mohren ungeheyrahtet/ es ſey denn daß ſie in ihrer Jugend ableibig werden. Denn ſo bald ſie die Hochzeits Koſten bezahlen koͤnnen/ muͤſſen ſie Weiber haben/ und weil dieſes ein weniges iſt/ ver- ehligen ſie ſich ſehr jung; ja man ſiehet reicher Leute Kinder verheyrahten/ ehe ſie noch wiſſen was eine Frau iſt. Und wenn einige Familien ſich mit einander ſo viel genauer verbinden wollen/ verehligen ſie ihre Kin- der ſo bald ſie gebohren worden/ und beſtehet die gantze Ceremonie darinnen/ daß die Eltern es einander feſte zuſagen. Daß aber die Maͤgdelein nicht ſobald ſich verloben als die Junggeſellen/ ſind inſonderheit zwey Urſachen; die erſte iſt dieſe/ weil ſie ein ſo wolluͤſtiges Leben mehr lieben als den Eheſtandt; und zweytens/ weil eine groſſe Anzahl und ungleich mehr Weibes als Mannsleute ſeynd/

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/297>, abgerufen am 24.11.2024.