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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
gen denen Götzen unterschiedliche Gaben/ damit ihr
Herr aufkommen möge; So daß wir öffters in Bet-
ten oder Kammern derer Vornehmsten nach dem Ab-
sterben des Herrn/ viel dergleichen Dinge gefunden/
welche der Geistliche geheiliget und beschworen/ auch
durch seine eigene Hausgenossen dahin verleget waren/
denn weil sie wissen daß wir nicht viel darauf halten/
thun sie alles stillschweigend und heimlich/ dergestalt/
daß es unmöglich ist etwas zu entdecken/ es sey denn
der Herr allbereit verschieden/ und jenen ihre Sachen
wegzunehmen keine Zeit gelassen worden. Die Mula-
ten (davon ich allbereit oben gemeldet/ daß sie gute
Christen seyn wollen/ und gleichwol nichts weniger
seynd) sind ungemein auf diesen Aberglauben verses-
sen/ denn sobald eine von diesen an einen Weissen ver-
heyrahtet/ und von ihm sehr geliebet wird/ oder auch
grossen Vortheil mit ihm gewonnen/ gehet sie alsofort
wenn jener etwas unpäßlich ist/ und lässet dem Götzen
in dessen Nahmen unterschiedliche Opffer darstellen
und zwar mit viel besserem Eyfer und Andacht als die
Mohren selbst. Das schändlichste und verächtlichste ist
dieses/ daß die Weisse hieran nicht nur grossen Gefal-
len tragen/ sondern noch wol ihre Hausgenossen dazu
antreiben/ tragen auch die nichtswürdige vom Feti-
cheer
oder Prediger beschworne Dinge mit grossem
Eyfer allezeit bey sich.

Jhre Artzneyen bestehen mehrentheils in Citronen-
Suppe/ Malagat-Körnern/ Wurtzeln von Bäu-
men/ ihrem Gummi und ihrer Rinden/ imgleichen
andern einfachen Speciebus, derer ohngefehr 30. sie
im Gebrauche haben/ von sonderlicher Krafft und
Würckung.

Wie-
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des Landes Gvinea.
gen denen Goͤtzen unterſchiedliche Gaben/ damit ihr
Herr aufkommen moͤge; So daß wir oͤffters in Bet-
ten oder Kammern derer Vornehmſten nach dem Ab-
ſterben des Herrn/ viel dergleichen Dinge gefunden/
welche der Geiſtliche geheiliget und beſchworen/ auch
durch ſeine eigene Hausgenoſſen dahin verleget waren/
denn weil ſie wiſſen daß wir nicht viel darauf halten/
thun ſie alles ſtillſchweigend und heimlich/ dergeſtalt/
daß es unmoͤglich iſt etwas zu entdecken/ es ſey denn
der Herr allbereit verſchieden/ und jenen ihre Sachen
wegzunehmen keine Zeit gelaſſen worden. Die Mula-
ten (davon ich allbereit oben gemeldet/ daß ſie gute
Chriſten ſeyn wollen/ und gleichwol nichts weniger
ſeynd) ſind ungemein auf dieſen Aberglauben verſeſ-
ſen/ denn ſobald eine von dieſen an einen Weiſſen ver-
heyrahtet/ und von ihm ſehr geliebet wird/ oder auch
groſſen Vortheil mit ihm gewonnen/ gehet ſie alſofort
wenn jener etwas unpaͤßlich iſt/ und laͤſſet dem Goͤtzen
in deſſen Nahmen unterſchiedliche Opffer darſtellen
und zwar mit viel beſſerem Eyfer und Andacht als die
Mohren ſelbſt. Das ſchaͤndlichſte und veraͤchtlichſte iſt
dieſes/ daß die Weiſſe hieran nicht nur groſſen Gefal-
len tragen/ ſondern noch wol ihre Hausgenoſſen dazu
antreiben/ tragen auch die nichtswuͤrdige vom Feti-
cheer
oder Prediger beſchworne Dinge mit groſſem
Eyfer allezeit bey ſich.

Jhre Artzneyen beſtehen mehrentheils in Citronen-
Suppe/ Malagat-Koͤrnern/ Wurtzeln von Baͤu-
men/ ihrem Gummi und ihrer Rinden/ imgleichen
andern einfachen Speciebus, derer ohngefehr 30. ſie
im Gebrauche haben/ von ſonderlicher Krafft und
Wuͤrckung.

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[263/0307] des Landes Gvinea. gen denen Goͤtzen unterſchiedliche Gaben/ damit ihr Herr aufkommen moͤge; So daß wir oͤffters in Bet- ten oder Kammern derer Vornehmſten nach dem Ab- ſterben des Herrn/ viel dergleichen Dinge gefunden/ welche der Geiſtliche geheiliget und beſchworen/ auch durch ſeine eigene Hausgenoſſen dahin verleget waren/ denn weil ſie wiſſen daß wir nicht viel darauf halten/ thun ſie alles ſtillſchweigend und heimlich/ dergeſtalt/ daß es unmoͤglich iſt etwas zu entdecken/ es ſey denn der Herr allbereit verſchieden/ und jenen ihre Sachen wegzunehmen keine Zeit gelaſſen worden. Die Mula- ten (davon ich allbereit oben gemeldet/ daß ſie gute Chriſten ſeyn wollen/ und gleichwol nichts weniger ſeynd) ſind ungemein auf dieſen Aberglauben verſeſ- ſen/ denn ſobald eine von dieſen an einen Weiſſen ver- heyrahtet/ und von ihm ſehr geliebet wird/ oder auch groſſen Vortheil mit ihm gewonnen/ gehet ſie alſofort wenn jener etwas unpaͤßlich iſt/ und laͤſſet dem Goͤtzen in deſſen Nahmen unterſchiedliche Opffer darſtellen und zwar mit viel beſſerem Eyfer und Andacht als die Mohren ſelbſt. Das ſchaͤndlichſte und veraͤchtlichſte iſt dieſes/ daß die Weiſſe hieran nicht nur groſſen Gefal- len tragen/ ſondern noch wol ihre Hausgenoſſen dazu antreiben/ tragen auch die nichtswuͤrdige vom Feti- cheer oder Prediger beſchworne Dinge mit groſſem Eyfer allezeit bey ſich. Jhre Artzneyen beſtehen mehrentheils in Citronen- Suppe/ Malagat-Koͤrnern/ Wurtzeln von Baͤu- men/ ihrem Gummi und ihrer Rinden/ imgleichen andern einfachen Speciebus, derer ohngefehr 30. ſie im Gebrauche haben/ von ſonderlicher Krafft und Wuͤrckung. Wie- R 4

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/307>, abgerufen am 24.11.2024.