Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung obgleich schon vor langer Zeit gethan zu haben/ kommt erohne Geld geben nicht loß. Jch muß hierbey etwas erzeh- len was mir begegnet; ohngefehr vor acht Jahren als ich noch zu Axim war/ gab man mir einen Raht/ ich möch- te um der Compagnie ihr Bestes zu befördern je- manden an den König dastgen Landes abschicken; fol- gete also diesem Raht/ und fertigte einen von meinen Leuten ab mit einem köstlichen Geschenck vor obgedach- ten König/ welcher sowol dieses/ als die Persohn selbst sehr gütig und freundlich aufnahm. Nun hatten die Brandenburgischen eben zu der Zeit auch jemanden mit einem Geschenck an diesen Konig gesendet/ und wa- ren ebenfals von ihm/ als welcher mit allen Europäi- schen gute Freundschafft zu halten suchete/ mit grosser Höffligkeit und Liebe empfangen. So daß sich bey- der Gesandten an einen Hofe dieses Königes zugleich aufhielten/ so lange bis der König ihnen Abschied gäbe/ hierauf aber warteten sie vergeblich/ und nachdem sie 6. gantzer Wochen zugebracht/ kam der König zu ster- ben/ alsobald hatte man von Seiten der Freunde des Verstorbenen grossen Argwohn auf unsere Leute/ als wären sie an dessen Ableiben schuldig/ liessen dannen- hero dieselbige binden/ und gefangen wegsetzen/ ihren Geistlichen aber aufs genaueste untersuchen/ ob viel- leicht die überbrachte Geschencke vergifftet oder be- schworen/ da denn nach wenigstens dem Schein nach verrichteten Gottes oder vielmehr Götzen-Dienst die- se Bettler noch so geschickt und ehrlich waren/ daß sie unsere Leute vor unschuldig erkenneten/ und wieder loßliessen/ auch dieselbige ihrer Gefahr entrissen/ wieder mit einigen Geschencken nach Hause schickten. Sehet demnach wie leicht man hier in Unglück wieder aller Ver-
Beſchreibung obgleich ſchon vor langer Zeit gethan zu haben/ kom̃t erohne Geld gebẽ nicht loß. Jch muß hierbey etwas erzeh- len was mir begegnet; ohngefehr vor acht Jahren als ich noch zu Axim war/ gab man mir einen Raht/ ich moͤch- te um der Compagnie ihr Beſtes zu befoͤrdern je- manden an den Koͤnig daſtgen Landes abſchicken; fol- gete alſo dieſem Raht/ und fertigte einen von meinen Leuten ab mit einem koͤſtlichen Geſchenck vor obgedach- ten Koͤnig/ welcher ſowol dieſes/ als die Perſohn ſelbſt ſehr guͤtig und freundlich aufnahm. Nun hatten die Brandenburgiſchen eben zu der Zeit auch jemanden mit einem Geſchenck an dieſen Konig geſendet/ und wa- ren ebenfals von ihm/ als welcher mit allen Europaͤi- ſchen gute Freundſchafft zu halten ſuchete/ mit groſſer Hoͤffligkeit und Liebe empfangen. So daß ſich bey- der Geſandten an einen Hofe dieſes Koͤniges zugleich aufhielten/ ſo lange bis der Koͤnig ihnen Abſchied gaͤbe/ hierauf aber warteten ſie vergeblich/ und nachdem ſie 6. gantzer Wochen zugebracht/ kam der Koͤnig zu ſter- ben/ alſobald hatte man von Seiten der Freunde des Verſtorbenen groſſen Argwohn auf unſere Leute/ als waͤren ſie an deſſen Ableiben ſchuldig/ lieſſen dannen- hero dieſelbige binden/ und gefangen wegſetzen/ ihren Geiſtlichen aber aufs genaueſte unterſuchen/ ob viel- leicht die uͤberbrachte Geſchencke vergifftet oder be- ſchworen/ da denn nach wenigſtens dem Schein nach verrichteten Gottes oder vielmehr Goͤtzen-Dienſt die- ſe Bettler noch ſo geſchickt und ehrlich waren/ daß ſie unſere Leute vor unſchuldig erkenneten/ und wieder loßlieſſen/ auch dieſelbige ihrer Gefahr entriſſen/ wieder mit einigen Geſchencken nach Hauſe ſchickten. Sehet demnach wie leicht man hier in Ungluͤck wieder aller Ver-
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Beſchreibung
obgleich ſchon vor langer Zeit gethan zu haben/ kom̃t er
ohne Geld gebẽ nicht loß. Jch muß hierbey etwas erzeh-
len was mir begegnet; ohngefehr vor acht Jahren als ich
noch zu Axim war/ gab man mir einen Raht/ ich moͤch-
te um der Compagnie ihr Beſtes zu befoͤrdern je-
manden an den Koͤnig daſtgen Landes abſchicken; fol-
gete alſo dieſem Raht/ und fertigte einen von meinen
Leuten ab mit einem koͤſtlichen Geſchenck vor obgedach-
ten Koͤnig/ welcher ſowol dieſes/ als die Perſohn ſelbſt
ſehr guͤtig und freundlich aufnahm. Nun hatten die
Brandenburgiſchen eben zu der Zeit auch jemanden
mit einem Geſchenck an dieſen Konig geſendet/ und wa-
ren ebenfals von ihm/ als welcher mit allen Europaͤi-
ſchen gute Freundſchafft zu halten ſuchete/ mit groſſer
Hoͤffligkeit und Liebe empfangen. So daß ſich bey-
der Geſandten an einen Hofe dieſes Koͤniges zugleich
aufhielten/ ſo lange bis der Koͤnig ihnen Abſchied gaͤbe/
hierauf aber warteten ſie vergeblich/ und nachdem ſie
6. gantzer Wochen zugebracht/ kam der Koͤnig zu ſter-
ben/ alſobald hatte man von Seiten der Freunde des
Verſtorbenen groſſen Argwohn auf unſere Leute/ als
waͤren ſie an deſſen Ableiben ſchuldig/ lieſſen dannen-
hero dieſelbige binden/ und gefangen wegſetzen/ ihren
Geiſtlichen aber aufs genaueſte unterſuchen/ ob viel-
leicht die uͤberbrachte Geſchencke vergifftet oder be-
ſchworen/ da denn nach wenigſtens dem Schein nach
verrichteten Gottes oder vielmehr Goͤtzen-Dienſt die-
ſe Bettler noch ſo geſchickt und ehrlich waren/ daß ſie
unſere Leute vor unſchuldig erkenneten/ und wieder
loßlieſſen/ auch dieſelbige ihrer Gefahr entriſſen/ wieder
mit einigen Geſchencken nach Hauſe ſchickten. Sehet
demnach wie leicht man hier in Ungluͤck wieder aller
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