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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
machen es den Leuten weiß/ daß er auf itzt besagte Art
aufbehalten werde/ bis zu dessen gebührend prächtigen
Begräbniß: Alsdenn wenn hiezu der Tag angesetzet/
lässet man solches öffentlich in allen seinen Ländern ab-
kündigen/ bisweilen auch in fremden; da denn ein ent-
setzlicher Zulauff von Menschen/ begierig ist/ die Lei-
chen-Ceremonien mit anzusehen/ und gewiß auch der
Mühe wehrt ist/ weil sie nemlich allesamt in sehr köstli-
cher und prächtiger Kleidung erscheinen/ so daß an
diesem einigen Tage mehr Reichthum und Pracht zu
sehen/ als nicht in vielen Jahren bey andren Gelegen-
heiten gespüret wird.

Man tödtet auch bey solchen Leichbegängnißen un-
ter schiedliche Sclaven des Verstorbenen/ und opffert
ihm dieselbige auf/ damit wie ihre Meynung ist/ sie ih-
rem Herrn auch im andern Leben aufwarten können;
insonderheit kostet es den Bossums oder denjenigen
welche dem Götzen geheiliget sind den besten Hals/
nemlich einer von seinen Frauen/ und einem seiner vor-
nehmsten Hausgenossen; und was das grausamste ist/
kauffet man noch einige arme unglückselige Leute/ um
selbige auf dergleichen verdammliche und verfluchte
Art dem Teuffel aufzuopffern/ weil sie meistens wegen
hohen Alters/ oder anderer Leibes Dürfftigkeit keine
Dienste mehr thun können.

Jn Wahrheit ein erbärmliches Spectacul diese
Leute so schlachten zu sehen; indem sie mehr als tau-
sendmahl vor ihrem Ende sterben/ wenn sie in so vielen
Stücken zerhauen/ gestochen/ gezwicket/ allerhand un-
glaubliche Qvaal und Marter ausstehen müssen.

So habe ich selbst nicht ohne Erstaunen im Lande
von Ante eilff Persohnen umbringen gesehen/ unter

wel-

Beſchreibung
machen es den Leuten weiß/ daß er auf itzt beſagte Art
aufbehalten werde/ bis zu deſſen gebuͤhrend praͤchtigen
Begraͤbniß: Alsdenn wenn hiezu der Tag angeſetzet/
laͤſſet man ſolches oͤffentlich in allen ſeinen Laͤndern ab-
kuͤndigen/ bisweilen auch in fremden; da denn ein ent-
ſetzlicher Zulauff von Menſchen/ begierig iſt/ die Lei-
chen-Ceremonien mit anzuſehen/ und gewiß auch der
Muͤhe wehrt iſt/ weil ſie nemlich alleſamt in ſehr koͤſtli-
cher und praͤchtiger Kleidung erſcheinen/ ſo daß an
dieſem einigen Tage mehr Reichthum und Pracht zu
ſehen/ als nicht in vielen Jahren bey andren Gelegen-
heiten geſpuͤret wird.

Man toͤdtet auch bey ſolchen Leichbegaͤngnißen un-
ter ſchiedliche Sclaven des Verſtorbenen/ und opffert
ihm dieſelbige auf/ damit wie ihre Meynung iſt/ ſie ih-
rem Herrn auch im andern Leben aufwarten koͤnnen;
inſonderheit koſtet es den Boſſums oder denjenigen
welche dem Goͤtzen geheiliget ſind den beſten Hals/
nemlich einer von ſeinen Frauen/ und einem ſeiner vor-
nehmſten Hausgenoſſen; und was das grauſamſte iſt/
kauffet man noch einige arme ungluͤckſelige Leute/ um
ſelbige auf dergleichen verdammliche und verfluchte
Art dem Teuffel aufzuopffern/ weil ſie meiſtens wegen
hohen Alters/ oder anderer Leibes Duͤrfftigkeit keine
Dienſte mehr thun koͤnnen.

Jn Wahrheit ein erbaͤrmliches Spectacul dieſe
Leute ſo ſchlachten zu ſehen; indem ſie mehr als tau-
ſendmahl vor ihrem Ende ſterben/ wenn ſie in ſo vielen
Stuͤcken zerhauen/ geſtochen/ gezwicket/ allerhand un-
glaubliche Qvaal und Marter ausſtehen muͤſſen.

So habe ich ſelbſt nicht ohne Erſtaunen im Lande
von Ante eilff Perſohnen umbringen geſehen/ unter

wel-
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[272/0316] Beſchreibung machen es den Leuten weiß/ daß er auf itzt beſagte Art aufbehalten werde/ bis zu deſſen gebuͤhrend praͤchtigen Begraͤbniß: Alsdenn wenn hiezu der Tag angeſetzet/ laͤſſet man ſolches oͤffentlich in allen ſeinen Laͤndern ab- kuͤndigen/ bisweilen auch in fremden; da denn ein ent- ſetzlicher Zulauff von Menſchen/ begierig iſt/ die Lei- chen-Ceremonien mit anzuſehen/ und gewiß auch der Muͤhe wehrt iſt/ weil ſie nemlich alleſamt in ſehr koͤſtli- cher und praͤchtiger Kleidung erſcheinen/ ſo daß an dieſem einigen Tage mehr Reichthum und Pracht zu ſehen/ als nicht in vielen Jahren bey andren Gelegen- heiten geſpuͤret wird. Man toͤdtet auch bey ſolchen Leichbegaͤngnißen un- ter ſchiedliche Sclaven des Verſtorbenen/ und opffert ihm dieſelbige auf/ damit wie ihre Meynung iſt/ ſie ih- rem Herrn auch im andern Leben aufwarten koͤnnen; inſonderheit koſtet es den Boſſums oder denjenigen welche dem Goͤtzen geheiliget ſind den beſten Hals/ nemlich einer von ſeinen Frauen/ und einem ſeiner vor- nehmſten Hausgenoſſen; und was das grauſamſte iſt/ kauffet man noch einige arme ungluͤckſelige Leute/ um ſelbige auf dergleichen verdammliche und verfluchte Art dem Teuffel aufzuopffern/ weil ſie meiſtens wegen hohen Alters/ oder anderer Leibes Duͤrfftigkeit keine Dienſte mehr thun koͤnnen. Jn Wahrheit ein erbaͤrmliches Spectacul dieſe Leute ſo ſchlachten zu ſehen; indem ſie mehr als tau- ſendmahl vor ihrem Ende ſterben/ wenn ſie in ſo vielen Stuͤcken zerhauen/ geſtochen/ gezwicket/ allerhand un- glaubliche Qvaal und Marter ausſtehen muͤſſen. So habe ich ſelbſt nicht ohne Erſtaunen im Lande von Ante eilff Perſohnen umbringen geſehen/ unter wel-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/316>, abgerufen am 24.11.2024.