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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Menschen Händen/ der Kopff ist nach Proportion des
Leibes ungemein groß. Dieses welches allhie abgeris-
sen worden/ war Maus-Farb und noch gantz jung/ da-
hero das Fell gantz glatt und gleich scheinet; an statt daß
wenn sie etwas alt werden/ wie ich derselben eines zu
Elmina 1699. gesehen habe/ gantz roht seynd/ und ihre
Haare nicht anders als Wolle-Locken werden. Son-
sten kan ich hievon nichtes mehrers sagen/ als daß es
ohne Entsetzen nicht anzusehen/ auch über seine scheuß-
liche Gestalt nichts besonders habe.

Es giebet auch im Felde gewisse Thiere/ denen Ra-
tzen nicht ungleich/ ausgenommen daß sie grösser seynd
als Katzen; dahero wir selbige in Nieder-teutscher
Sprache Bosrotten, oder Waldratzen nennen/ sie
halten sich stets bey dem gesäeten Lande auf/ und ver-
derben selbiges ungemein sehr. Derer Mohren ei-
nige sowol als die Weissen machen viel Wercks von
seinem Fleisch/ indem sie es vor ein sonderlich Leckerbiß-
lein halten/ und in Wahrheit nicht unbillig/ wenn der
Nahme und die greßliche Gestalt einem nicht den Eckel
verursachte; indem diejenigen so sich hieran nicht keh-
ren/ ein schönes Essen haben; insonderheit wenn ihm
der Kopff/ die Füsse und Schwantz abgehauen wird/
wie es einige thun ehe sie es zur Tafel bringen/ um die
Heßlichkeit des Thiers in etwas zu benehmen; als denn
es nicht unangenehm ist vor solche die hierum nicht
wissen; sintemahlen es sehr zartes/ fettes und leckeres
Fleisch ist.

So hat man noch eine andre Art von Bosrotten,
oder Waldratzen/ insonderheit zu Axim, welche noch
einmahl so lang als die vorigen/ von Leibe aber viel
schmaler und kleiner Boutees genennet/ und ausser-

halb
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des Landes Gvinea.
Menſchen Haͤnden/ der Kopff iſt nach Proportion des
Leibes ungemein groß. Dieſes welches allhie abgeriſ-
ſen worden/ war Maus-Farb und noch gantz jung/ da-
hero das Fell gantz glatt und gleich ſcheinet; an ſtatt daß
wenn ſie etwas alt werden/ wie ich derſelben eines zu
Elmina 1699. geſehen habe/ gantz roht ſeynd/ und ihre
Haare nicht anders als Wolle-Locken werden. Son-
ſten kan ich hievon nichtes mehrers ſagen/ als daß es
ohne Entſetzen nicht anzuſehen/ auch uͤber ſeine ſcheuß-
liche Geſtalt nichts beſonders habe.

Es giebet auch im Felde gewiſſe Thiere/ denen Ra-
tzen nicht ungleich/ ausgenommen daß ſie groͤſſer ſeynd
als Katzen; dahero wir ſelbige in Nieder-teutſcher
Sprache Bosrotten, oder Waldratzen nennen/ ſie
halten ſich ſtets bey dem geſaͤeten Lande auf/ und ver-
derben ſelbiges ungemein ſehr. Derer Mohren ei-
nige ſowol als die Weiſſen machen viel Wercks von
ſeinem Fleiſch/ indem ſie es vor ein ſonderlich Leckerbiß-
lein halten/ und in Wahrheit nicht unbillig/ wenn der
Nahme und die greßliche Geſtalt einem nicht den Eckel
verurſachte; indem diejenigen ſo ſich hieran nicht keh-
ren/ ein ſchoͤnes Eſſen haben; inſonderheit wenn ihm
der Kopff/ die Fuͤſſe und Schwantz abgehauen wird/
wie es einige thun ehe ſie es zur Tafel bringen/ um die
Heßlichkeit des Thiers in etwas zu benehmen; als denn
es nicht unangenehm iſt vor ſolche die hierum nicht
wiſſen; ſintemahlen es ſehr zartes/ fettes und leckeres
Fleiſch iſt.

So hat man noch eine andre Art von Bosrotten,
oder Waldratzen/ inſonderheit zu Axim, welche noch
einmahl ſo lang als die vorigen/ von Leibe aber viel
ſchmaler und kleiner Boutees genennet/ und auſſer-

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[297/0343] des Landes Gvinea. Menſchen Haͤnden/ der Kopff iſt nach Proportion des Leibes ungemein groß. Dieſes welches allhie abgeriſ- ſen worden/ war Maus-Farb und noch gantz jung/ da- hero das Fell gantz glatt und gleich ſcheinet; an ſtatt daß wenn ſie etwas alt werden/ wie ich derſelben eines zu Elmina 1699. geſehen habe/ gantz roht ſeynd/ und ihre Haare nicht anders als Wolle-Locken werden. Son- ſten kan ich hievon nichtes mehrers ſagen/ als daß es ohne Entſetzen nicht anzuſehen/ auch uͤber ſeine ſcheuß- liche Geſtalt nichts beſonders habe. Es giebet auch im Felde gewiſſe Thiere/ denen Ra- tzen nicht ungleich/ ausgenommen daß ſie groͤſſer ſeynd als Katzen; dahero wir ſelbige in Nieder-teutſcher Sprache Bosrotten, oder Waldratzen nennen/ ſie halten ſich ſtets bey dem geſaͤeten Lande auf/ und ver- derben ſelbiges ungemein ſehr. Derer Mohren ei- nige ſowol als die Weiſſen machen viel Wercks von ſeinem Fleiſch/ indem ſie es vor ein ſonderlich Leckerbiß- lein halten/ und in Wahrheit nicht unbillig/ wenn der Nahme und die greßliche Geſtalt einem nicht den Eckel verurſachte; indem diejenigen ſo ſich hieran nicht keh- ren/ ein ſchoͤnes Eſſen haben; inſonderheit wenn ihm der Kopff/ die Fuͤſſe und Schwantz abgehauen wird/ wie es einige thun ehe ſie es zur Tafel bringen/ um die Heßlichkeit des Thiers in etwas zu benehmen; als denn es nicht unangenehm iſt vor ſolche die hierum nicht wiſſen; ſintemahlen es ſehr zartes/ fettes und leckeres Fleiſch iſt. So hat man noch eine andre Art von Bosrotten, oder Waldratzen/ inſonderheit zu Axim, welche noch einmahl ſo lang als die vorigen/ von Leibe aber viel ſchmaler und kleiner Boutees genennet/ und auſſer- halb T 5

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/343>, abgerufen am 24.11.2024.