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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
oberhalb der Erde eines Klaffters hoch/ andere halb
unter der Erde/ und folglich beyderseits einen grossen
Schnitzer begehen/ indem die Pflantze gemeiniglich
über anderthalb Fuß/ der Stamm über einen halben
Fuß nicht hoch ist/ folgends überhaupt nur zwey Fuß
ausmachet/ welches noch weit von einem Klaffter/
oder noch weniger mit dem Wachsthum unter der Er-
de sich reimet.

Wieder Vermuthen habe ich mich so lange bey dem
Ananas verweilet; Meynenthalben mag einer kom-
men und sagen daß diese Frucht in Asia und America
gantz anders aussehe; genung daß ich von unter-
schiedlichen glaubhafften Leuten/ und des Orts ge-
reiseten vernommen daß kein Unterscheid dazwischen
zu finden.

Nachdem Ananas, wil ich von den Wasser-
Melonen wiewohl nicht so weitläufftig handeln/
ohngeachtet sie viel köstlicher und angenehmer feyn.
Jnnwendig wenn sie noch gantz klein/ sind sie weiß
und auswendig grün/ so bald sie aber beginnet zu
reiffen/ bekommt sie äusserlich weisse Flecken und
verlieret in etwas ihre grüne Farbe/ innwendig wer-
den sie roth und weiß/ da dann bey zunehmender Rö-
the ihre Reiffe und Zeitigkeit zu erkennen; wann sie
vollkommen zeitig/ haben sie einen lieblichen angenehmen
Geschmack/ vielen Safft und Erfrischungs-Krafft.

Sie sind auch viel gesunder und dienlicher ei-
nem mit dem Fieber behaffteten Menschen als die
Ananas.

Man bedienet sich selbige an Statt Salates oder
Gurcken/ denen sie einiger massen gleich seyn/ in-
dem sie eben solche Körner haben/ welche wenn sie

zei-

Beſchreibung
oberhalb der Erde eines Klaffters hoch/ andere halb
unter der Erde/ und folglich beyderſeits einen groſſen
Schnitzer begehen/ indem die Pflantze gemeiniglich
uͤber anderthalb Fuß/ der Stamm uͤber einen halben
Fuß nicht hoch iſt/ folgends uͤberhaupt nur zwey Fuß
ausmachet/ welches noch weit von einem Klaffter/
oder noch weniger mit dem Wachsthum unter der Er-
de ſich reimet.

Wieder Vermuthen habe ich mich ſo lange bey dem
Ananas verweilet; Meynenthalben mag einer kom-
men und ſagen daß dieſe Frucht in Aſia und America
gantz anders ausſehe; genung daß ich von unter-
ſchiedlichen glaubhafften Leuten/ und des Orts ge-
reiſeten vernommen daß kein Unterſcheid dazwiſchen
zu finden.

Nachdem Ananas, wil ich von den Waſſer-
Melonen wiewohl nicht ſo weitlaͤufftig handeln/
ohngeachtet ſie viel koͤſtlicher und angenehmer feyn.
Jnnwendig wenn ſie noch gantz klein/ ſind ſie weiß
und auswendig gruͤn/ ſo bald ſie aber beginnet zu
reiffen/ bekommt ſie aͤuſſerlich weiſſe Flecken und
verlieret in etwas ihre gruͤne Farbe/ innwendig wer-
den ſie roth und weiß/ da dann bey zunehmender Roͤ-
the ihre Reiffe und Zeitigkeit zu erkennen; wann ſie
vollkom̃en zeitig/ haben ſie einen lieblichen angenehmen
Geſchmack/ vielen Safft und Erfriſchungs-Krafft.

Sie ſind auch viel geſunder und dienlicher ei-
nem mit dem Fieber behaffteten Menſchen als die
Ananas.

Man bedienet ſich ſelbige an Statt Salates oder
Gurcken/ denen ſie einiger maſſen gleich ſeyn/ in-
dem ſie eben ſolche Koͤrner haben/ welche wenn ſie

zei-
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[360/0412] Beſchreibung oberhalb der Erde eines Klaffters hoch/ andere halb unter der Erde/ und folglich beyderſeits einen groſſen Schnitzer begehen/ indem die Pflantze gemeiniglich uͤber anderthalb Fuß/ der Stamm uͤber einen halben Fuß nicht hoch iſt/ folgends uͤberhaupt nur zwey Fuß ausmachet/ welches noch weit von einem Klaffter/ oder noch weniger mit dem Wachsthum unter der Er- de ſich reimet. Wieder Vermuthen habe ich mich ſo lange bey dem Ananas verweilet; Meynenthalben mag einer kom- men und ſagen daß dieſe Frucht in Aſia und America gantz anders ausſehe; genung daß ich von unter- ſchiedlichen glaubhafften Leuten/ und des Orts ge- reiſeten vernommen daß kein Unterſcheid dazwiſchen zu finden. Nachdem Ananas, wil ich von den Waſſer- Melonen wiewohl nicht ſo weitlaͤufftig handeln/ ohngeachtet ſie viel koͤſtlicher und angenehmer feyn. Jnnwendig wenn ſie noch gantz klein/ ſind ſie weiß und auswendig gruͤn/ ſo bald ſie aber beginnet zu reiffen/ bekommt ſie aͤuſſerlich weiſſe Flecken und verlieret in etwas ihre gruͤne Farbe/ innwendig wer- den ſie roth und weiß/ da dann bey zunehmender Roͤ- the ihre Reiffe und Zeitigkeit zu erkennen; wann ſie vollkom̃en zeitig/ haben ſie einen lieblichen angenehmen Geſchmack/ vielen Safft und Erfriſchungs-Krafft. Sie ſind auch viel geſunder und dienlicher ei- nem mit dem Fieber behaffteten Menſchen als die Ananas. Man bedienet ſich ſelbige an Statt Salates oder Gurcken/ denen ſie einiger maſſen gleich ſeyn/ in- dem ſie eben ſolche Koͤrner haben/ welche wenn ſie zei-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/412>, abgerufen am 22.11.2024.