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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
ter dem Leibe fanden wir zwey Füsse/ nicht anders als
rechte Vögel-Füsse/ deren sie sich wie mir einbilde
im springen und aufrichten bedienet. Dieses mag
also genung seyn von Schlangen/ nachdem ich allbe-
reit in meinen vorigen von den zwey letzteren gespro-
chen habe. Anitzo will ich noch derer Tygerthiere
gedencken.

Diese machen nun das größte Lermen und Unglück
im gantzen Lande/ und zwar mit unbeschreiblicher
Vermessenheit. Vor einigen Jahren hatte sich ein
junger Mensch unserm Kauffmann zu Saconde ge-
hörig/ gegen Abend etwas zu weit von unsern Häu-
sern vergangen/ da er denn von einem Tygerthiere in
viele Stücke zerrissen worden.

Zu derselbigen Zeit/ und an eben dem Orte fande sich
auch ein Mohr/ in Willens mit seiner bey sich führen-
den Axte etwas Holtz zu fällen/ welchem ebenfals ein
Tygerthier begegnete und anfiele. Weil aber gedach-
ter Mohr ein ziemlich fertiger und geschickter Kerl
war/ setzte er sich in Positur, und wehrete sich mit sei-
ner Axte so tapffer/ daß nach langen fechten er Mei-
ster von dem Tyger bliebe und selbigen niedermachte/
jedoch so gar ungezeichnet nicht davon kam/ sintemah-
len sein gantzer Leib so zerfetzet und zerrissen war/ als
ob man ihm hätte das Fell gar abziehen wollen.

Jm Jahr 1693. als ich Commendant in obiger
Vestung war/ hatte mir ein Tyger zu unterschiedli-
chen mahlen des Nachts einige Cabrettes (so nen-
net man die Schaafe oder Hammel) wie auch mei-
nem Nachbar dem Englischen Kauffmann niederge-
machet; wurde auch endlich so verwegen/ daß er ein-
mahl des Nachmittags um 3. Uhr dichte an unsere

Häu-

Beſchreibung
ter dem Leibe fanden wir zwey Fuͤſſe/ nicht anders als
rechte Voͤgel-Fuͤſſe/ deren ſie ſich wie mir einbilde
im ſpringen und aufrichten bedienet. Dieſes mag
alſo genung ſeyn von Schlangen/ nachdem ich allbe-
reit in meinen vorigen von den zwey letzteren geſpro-
chen habe. Anitzo will ich noch derer Tygerthiere
gedencken.

Dieſe machen nun das groͤßte Lermen und Ungluͤck
im gantzen Lande/ und zwar mit unbeſchreiblicher
Vermeſſenheit. Vor einigen Jahren hatte ſich ein
junger Menſch unſerm Kauffmann zu Saconde ge-
hoͤrig/ gegen Abend etwas zu weit von unſern Haͤu-
ſern vergangen/ da er denn von einem Tygerthiere in
viele Stuͤcke zerriſſen worden.

Zu derſelbigen Zeit/ und an eben dem Orte fande ſich
auch ein Mohr/ in Willens mit ſeiner bey ſich fuͤhren-
den Axte etwas Holtz zu faͤllen/ welchem ebenfals ein
Tygerthier begegnete und anfiele. Weil aber gedach-
ter Mohr ein ziemlich fertiger und geſchickter Kerl
war/ ſetzte er ſich in Poſitur, und wehrete ſich mit ſei-
ner Axte ſo tapffer/ daß nach langen fechten er Mei-
ſter von dem Tyger bliebe und ſelbigen niedermachte/
jedoch ſo gar ungezeichnet nicht davon kam/ ſintemah-
len ſein gantzer Leib ſo zerfetzet und zerriſſen war/ als
ob man ihm haͤtte das Fell gar abziehen wollen.

Jm Jahr 1693. als ich Commendant in obiger
Veſtung war/ hatte mir ein Tyger zu unterſchiedli-
chen mahlen des Nachts einige Cabrettes (ſo nen-
net man die Schaafe oder Hammel) wie auch mei-
nem Nachbar dem Engliſchen Kauffmann niederge-
machet; wurde auch endlich ſo verwegen/ daß er ein-
mahl des Nachmittags um 3. Uhr dichte an unſere

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[370/0422] Beſchreibung ter dem Leibe fanden wir zwey Fuͤſſe/ nicht anders als rechte Voͤgel-Fuͤſſe/ deren ſie ſich wie mir einbilde im ſpringen und aufrichten bedienet. Dieſes mag alſo genung ſeyn von Schlangen/ nachdem ich allbe- reit in meinen vorigen von den zwey letzteren geſpro- chen habe. Anitzo will ich noch derer Tygerthiere gedencken. Dieſe machen nun das groͤßte Lermen und Ungluͤck im gantzen Lande/ und zwar mit unbeſchreiblicher Vermeſſenheit. Vor einigen Jahren hatte ſich ein junger Menſch unſerm Kauffmann zu Saconde ge- hoͤrig/ gegen Abend etwas zu weit von unſern Haͤu- ſern vergangen/ da er denn von einem Tygerthiere in viele Stuͤcke zerriſſen worden. Zu derſelbigen Zeit/ und an eben dem Orte fande ſich auch ein Mohr/ in Willens mit ſeiner bey ſich fuͤhren- den Axte etwas Holtz zu faͤllen/ welchem ebenfals ein Tygerthier begegnete und anfiele. Weil aber gedach- ter Mohr ein ziemlich fertiger und geſchickter Kerl war/ ſetzte er ſich in Poſitur, und wehrete ſich mit ſei- ner Axte ſo tapffer/ daß nach langen fechten er Mei- ſter von dem Tyger bliebe und ſelbigen niedermachte/ jedoch ſo gar ungezeichnet nicht davon kam/ ſintemah- len ſein gantzer Leib ſo zerfetzet und zerriſſen war/ als ob man ihm haͤtte das Fell gar abziehen wollen. Jm Jahr 1693. als ich Commendant in obiger Veſtung war/ hatte mir ein Tyger zu unterſchiedli- chen mahlen des Nachts einige Cabrettes (ſo nen- net man die Schaafe oder Hammel) wie auch mei- nem Nachbar dem Engliſchen Kauffmann niederge- machet; wurde auch endlich ſo verwegen/ daß er ein- mahl des Nachmittags um 3. Uhr dichte an unſere Haͤu-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/422>, abgerufen am 22.11.2024.