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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Gold/ Corallen und noch viel köstlicher als Golde zu se-
hen bekommen.

Von Mannes-Leuten hat er keinen Menschen bey
sich/ sondern lässet denen Vornehmen etwas zuvor
andeuten/ er wolle um sich zu erlustigen an dem und
den Ort einfinden/ allwo diese sich ebenfalls einstellen/
doch sehr in acht nehmen müssen/ da mit sie dem Frauen-
Volck nicht zu nahe kommen/ welches sie nur obenhin
anschauen müssen.

Die übrige Jahres-Zeit bleibet er zu Hause/ und
bringt seine Zeit mit dem Weiber-Volck zu/ ausge-
nommen des Morgends wenn er in die Audientz-Kam-
mer gehet um von seinen Capitains zu vernehmen ob
nichts vorgefallen/ und dem zu folge gehörige Befehle
zu urtheilen.

Nach dessen Verrichtung er in ein andres Zimmer
gehet den Europäischen Kauff-Leuten gewidmet/ um
über Handlungs-Sachen Unterredung zu pflegen.
Wie ich denn offte bey müßiger Zeit gantze Tage
hierinnen mit ihm zugebracht/ in allerhand Spielen
(davon er ein grosser Liebhaber) um einen Ochsen/ um
ein Schwein/ Schaaffe/ allein niemahls um Waaren
noch um Geld/ worinn ich selten zu kurtz kame/
angesehen wenn ich gewann mir alsobald der Ge-
winnst nach Hause geschicket wurde/ hingegen wenn ich
verlohre er so höfflich war/ daß er nie etwas anneh-
men wolte.

Jn diesem Saale oder Zimmer giebet es zwey Fuß-
Schemel einer breit und mit Tapeten bedecket/ nebst
einem länglichen runden Stuhl nach Landes-Art
verfertiget vor dem König. Der andre enger und
mit Stroh-Decken bedecket/ vor die nechst dem Köni-

ge

des Landes Gvinea.
Gold/ Corallen und noch viel koͤſtlicher als Golde zu ſe-
hen bekommen.

Von Mannes-Leuten hat er keinen Menſchen bey
ſich/ ſondern laͤſſet denen Vornehmen etwas zuvor
andeuten/ er wolle um ſich zu erluſtigen an dem und
den Ort einfinden/ allwo dieſe ſich ebenfalls einſtellen/
doch ſehr in acht nehmen muͤſſen/ da mit ſie dem Frauen-
Volck nicht zu nahe kommen/ welches ſie nur obenhin
anſchauen muͤſſen.

Die uͤbrige Jahres-Zeit bleibet er zu Hauſe/ und
bringt ſeine Zeit mit dem Weiber-Volck zu/ ausge-
nom̃en des Morgends wenn er in die Audientz-Kam-
mer gehet um von ſeinen Capitains zu vernehmen ob
nichts vorgefallen/ und dem zu folge gehoͤrige Befehle
zu urtheilen.

Nach deſſen Verrichtung er in ein andres Zimmer
gehet den Europaͤiſchen Kauff-Leuten gewidmet/ um
uͤber Handlungs-Sachen Unterredung zu pflegen.
Wie ich denn offte bey muͤßiger Zeit gantze Tage
hierinnen mit ihm zugebracht/ in allerhand Spielen
(davon er ein groſſer Liebhaber) um einen Ochſen/ um
ein Schwein/ Schaaffe/ allein niemahls um Waaren
noch um Geld/ worinn ich ſelten zu kurtz kame/
angeſehen wenn ich gewann mir alſobald der Ge-
winnſt nach Hauſe geſchicket wuꝛde/ hingegen wenn ich
verlohre er ſo hoͤfflich war/ daß er nie etwas anneh-
men wolte.

Jn dieſem Saale oder Zimmer giebet es zwey Fuß-
Schemel einer breit und mit Tapeten bedecket/ nebſt
einem laͤnglichen runden Stuhl nach Landes-Art
verfertiget vor dem Koͤnig. Der andre enger und
mit Stroh-Decken bedecket/ vor die nechſt dem Koͤni-

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[429/0485] des Landes Gvinea. Gold/ Corallen und noch viel koͤſtlicher als Golde zu ſe- hen bekommen. Von Mannes-Leuten hat er keinen Menſchen bey ſich/ ſondern laͤſſet denen Vornehmen etwas zuvor andeuten/ er wolle um ſich zu erluſtigen an dem und den Ort einfinden/ allwo dieſe ſich ebenfalls einſtellen/ doch ſehr in acht nehmen muͤſſen/ da mit ſie dem Frauen- Volck nicht zu nahe kommen/ welches ſie nur obenhin anſchauen muͤſſen. Die uͤbrige Jahres-Zeit bleibet er zu Hauſe/ und bringt ſeine Zeit mit dem Weiber-Volck zu/ ausge- nom̃en des Morgends wenn er in die Audientz-Kam- mer gehet um von ſeinen Capitains zu vernehmen ob nichts vorgefallen/ und dem zu folge gehoͤrige Befehle zu urtheilen. Nach deſſen Verrichtung er in ein andres Zimmer gehet den Europaͤiſchen Kauff-Leuten gewidmet/ um uͤber Handlungs-Sachen Unterredung zu pflegen. Wie ich denn offte bey muͤßiger Zeit gantze Tage hierinnen mit ihm zugebracht/ in allerhand Spielen (davon er ein groſſer Liebhaber) um einen Ochſen/ um ein Schwein/ Schaaffe/ allein niemahls um Waaren noch um Geld/ worinn ich ſelten zu kurtz kame/ angeſehen wenn ich gewann mir alſobald der Ge- winnſt nach Hauſe geſchicket wuꝛde/ hingegen wenn ich verlohre er ſo hoͤfflich war/ daß er nie etwas anneh- men wolte. Jn dieſem Saale oder Zimmer giebet es zwey Fuß- Schemel einer breit und mit Tapeten bedecket/ nebſt einem laͤnglichen runden Stuhl nach Landes-Art verfertiget vor dem Koͤnig. Der andre enger und mit Stroh-Decken bedecket/ vor die nechſt dem Koͤni- ge

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/485>, abgerufen am 26.11.2024.