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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
anfangen/ hingegen aber alle seine Sclaven/ Bou-
sies,
Elephanten Zähne nebst übrigen Kauff-Waa-
ren an sich ziehen/ und vollkommen Meister darüber
machen/ wenn er ihn bey seiner Frauen erhaschen kan.
Was die Frau betrifft/ lässet er ihr tapfere Streiche
geben/ und jaget sie ausser dem Hause/ um ihr Heyl
anderwerts zu suchen. Welche weil sie nicht leichtlich
einen andern Mann bekommt/ insonderheit in dem
Lande wo ihr Verbrechen bekandt ist/ sich in ein entle-
genes fremdes Land fortmachet/ da sie sich vor eine
Wittwe ausgiebet/ um solcher Gestalt wieder zu hey-
rathen/ oder sonst ihren Unterhalt zu gewinnen.

Das gilt aber unter gemeinen Leuten/ denn bey den
Reichen ist zwar auch eben dergleichen Recht ge-
bräuchlich/ doch lassen die Anverwandten der Frauen
es niemahls so weit kommen daß sie verstossen werde/
sondern erbieten sich zu einer ansehnlichen Summa,
um den Mann wieder zu besänfftigen und Behaltung
seiner Frauen anzustrengen. Welches denn dieser
selten ausschläget/ sondern dieselbige wieder annimmt
und ehrlich machet/ auch mit mehreren Liebes-Zeichen
ihr ferner beywohnet als vor diesem. Diejenigen aber
welche in der Regierung sitzen/ verfahren noch schärf-
fer mit ihren untreuen Ehegatten. Denn so bald sie
jemanden auf der That finden/ muß es sowol der Ehe-
brecher als Ehebrecherin mit dem Tode entgelten/ und
nachgehends auf einen Mist-Hauffen den wilden
Thieren vorgeworffen werden. Daher kommt es
daß wegen so harten Verfahrens so wenig Ehebruch
vorgehet/ ohngeachtet hiesige Einwohner gleich denen
andern Mohren zur Unzucht sehr geneigt seynd/ wie
es zur Gnüge erhellet aus ihren garstigen unzüchti-

gen
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des Landes Gvinea.
anfangen/ hingegen aber alle ſeine Sclaven/ Bou-
ſies,
Elephanten Zaͤhne nebſt uͤbrigen Kauff-Waa-
ren an ſich ziehen/ und vollkommen Meiſter daruͤber
machen/ wenn er ihn bey ſeiner Frauen erhaſchen kan.
Was die Frau betrifft/ laͤſſet er ihr tapfere Streiche
geben/ und jaget ſie auſſer dem Hauſe/ um ihr Heyl
anderwerts zu ſuchen. Welche weil ſie nicht leichtlich
einen andern Mann bekommt/ inſonderheit in dem
Lande wo ihr Verbrechen bekandt iſt/ ſich in ein entle-
genes fremdes Land fortmachet/ da ſie ſich vor eine
Wittwe ausgiebet/ um ſolcher Geſtalt wieder zu hey-
rathen/ oder ſonſt ihren Unterhalt zu gewinnen.

Das gilt aber unter gemeinen Leuten/ denn bey den
Reichen iſt zwar auch eben dergleichen Recht ge-
braͤuchlich/ doch laſſen die Anverwandten der Frauen
es niemahls ſo weit kommen daß ſie verſtoſſen werde/
ſondern erbieten ſich zu einer anſehnlichen Summa,
um den Mann wieder zu beſaͤnfftigen und Behaltung
ſeiner Frauen anzuſtrengen. Welches denn dieſer
ſelten ausſchlaͤget/ ſondern dieſelbige wieder annimmt
und ehrlich machet/ auch mit mehreren Liebes-Zeichen
ihr ferner beywohnet als vor dieſem. Diejenigen aber
welche in der Regierung ſitzen/ verfahren noch ſchaͤrf-
fer mit ihren untreuen Ehegatten. Denn ſo bald ſie
jemanden auf der That finden/ muß es ſowol der Ehe-
brecher als Ehebrecherin mit dem Tode entgelten/ und
nachgehends auf einen Miſt-Hauffen den wilden
Thieren vorgeworffen werden. Daher kommt es
daß wegen ſo harten Verfahrens ſo wenig Ehebruch
vorgehet/ ohngeachtet hieſige Einwohner gleich denen
andern Mohren zur Unzucht ſehr geneigt ſeynd/ wie
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[533/0593] des Landes Gvinea. anfangen/ hingegen aber alle ſeine Sclaven/ Bou- ſies, Elephanten Zaͤhne nebſt uͤbrigen Kauff-Waa- ren an ſich ziehen/ und vollkommen Meiſter daruͤber machen/ wenn er ihn bey ſeiner Frauen erhaſchen kan. Was die Frau betrifft/ laͤſſet er ihr tapfere Streiche geben/ und jaget ſie auſſer dem Hauſe/ um ihr Heyl anderwerts zu ſuchen. Welche weil ſie nicht leichtlich einen andern Mann bekommt/ inſonderheit in dem Lande wo ihr Verbrechen bekandt iſt/ ſich in ein entle- genes fremdes Land fortmachet/ da ſie ſich vor eine Wittwe ausgiebet/ um ſolcher Geſtalt wieder zu hey- rathen/ oder ſonſt ihren Unterhalt zu gewinnen. Das gilt aber unter gemeinen Leuten/ denn bey den Reichen iſt zwar auch eben dergleichen Recht ge- braͤuchlich/ doch laſſen die Anverwandten der Frauen es niemahls ſo weit kommen daß ſie verſtoſſen werde/ ſondern erbieten ſich zu einer anſehnlichen Summa, um den Mann wieder zu beſaͤnfftigen und Behaltung ſeiner Frauen anzuſtrengen. Welches denn dieſer ſelten ausſchlaͤget/ ſondern dieſelbige wieder annimmt und ehrlich machet/ auch mit mehreren Liebes-Zeichen ihr ferner beywohnet als vor dieſem. Diejenigen aber welche in der Regierung ſitzen/ verfahren noch ſchaͤrf- fer mit ihren untreuen Ehegatten. Denn ſo bald ſie jemanden auf der That finden/ muß es ſowol der Ehe- brecher als Ehebrecherin mit dem Tode entgelten/ und nachgehends auf einen Miſt-Hauffen den wilden Thieren vorgeworffen werden. Daher kommt es daß wegen ſo harten Verfahrens ſo wenig Ehebruch vorgehet/ ohngeachtet hieſige Einwohner gleich denen andern Mohren zur Unzucht ſehr geneigt ſeynd/ wie es zur Gnuͤge erhellet aus ihren garſtigen unzuͤchti- gen L l 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/593>, abgerufen am 22.11.2024.