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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
einige das Haar/ andre den Bart/ ja den halben Kopf
scheeren lassen/ und also 15. Tage zubringen. Jhr
Geheul und Weinen richten sie nach dem Thon derer
Jnstrumenten ein/ und ruhen unterschiedliche mahle/
um so viel besser trincken zu können. So bald demnach
der Cörper verscharret/ gehet einjeder nach Haus/ oh-
ne daß die nächsten Anverwandten/ welche ihn betrau-
ren müssen/ noch einige Monat mit dem weinen an-
halten.

Mit der Erbschafft halten sie es folgender Gestalt:
So bald jemand Vornehmes stirbt nimmt der älteste
Sohn die gantze Verlassenschafft in Besitz/ doch sol-
cher Gestalt/ daß er einen Sclaven an den König und
an jeden von den dreyen Hommes grandes abstehen
muß/ mit dem Ersuchen man möchte ihm erlauben sei-
nes Vatern Güter zu erben. Worauf der König al-
sobald in sein Begehren williget/ und ihn vor den recht-
mäßigen Erben erkennet: An seine Brüder darff er
nichts herausgeben/ fals es nicht sein guter Wille/ und
seine Mutter sofern sie noch im Leben/ unterhält er
nach Standes-Gebühr/ giebet ihr auch alles was sie
bey Lebzeiten des Vatern genossen. Vor sich nimmt
er die überbliebenen Frauen seines Vatern/ im Fall
sie ihm behagen und keine Kinder haben/ denn sonsten
nimmt er sie zwar auch zu sich nebst ihren Kindern/
aber bloß zur Arbeit/ und nicht zum Beyschlaff.

Dafern aber der Verstorbene keine Kinder nachläs-
set/ erbet der Bruder/ und da auch dieser nicht zugegen/
die nächsten Verwandten die gantze Verlassenschafft:
solten auch dieser keine zufinden seyn/ fället das Gut an
den König.

Die Regierung anbelangend/ habe ich oben allbe-

reit

des Landes Gvinea.
einige das Haar/ andre den Bart/ ja den halben Kopf
ſcheeren laſſen/ und alſo 15. Tage zubringen. Jhr
Geheul und Weinen richten ſie nach dem Thon derer
Jnſtrumenten ein/ und ruhen unterſchiedliche mahle/
um ſo viel beſſer trincken zu koͤnnen. So bald demnach
der Coͤrper verſcharret/ gehet einjeder nach Haus/ oh-
ne daß die naͤchſten Anverwandten/ welche ihn betrau-
ren muͤſſen/ noch einige Monat mit dem weinen an-
halten.

Mit der Erbſchafft halten ſie es folgender Geſtalt:
So bald jemand Vornehmes ſtirbt nimmt der aͤlteſte
Sohn die gantze Verlaſſenſchafft in Beſitz/ doch ſol-
cher Geſtalt/ daß er einen Sclaven an den Koͤnig und
an jeden von den dreyen Hommes grandes abſtehen
muß/ mit dem Erſuchen man moͤchte ihm erlauben ſei-
nes Vatern Guͤter zu erben. Worauf der Koͤnig al-
ſobald in ſein Begehren williget/ und ihn vor den recht-
maͤßigen Erben erkennet: An ſeine Bruͤder darff er
nichts herausgeben/ fals es nicht ſein guter Wille/ und
ſeine Mutter ſofern ſie noch im Leben/ unterhaͤlt er
nach Standes-Gebuͤhr/ giebet ihr auch alles was ſie
bey Lebzeiten des Vatern genoſſen. Vor ſich nimmt
er die uͤberbliebenen Frauen ſeines Vatern/ im Fall
ſie ihm behagen und keine Kinder haben/ denn ſonſten
nimmt er ſie zwar auch zu ſich nebſt ihren Kindern/
aber bloß zur Arbeit/ und nicht zum Beyſchlaff.

Dafern aber der Verſtorbene keine Kinder nachlaͤſ-
ſet/ erbet der Bruder/ und da auch dieſer nicht zugegen/
die naͤchſten Verwandten die gantze Verlaſſenſchafft:
ſolten auch dieſer keine zufinden ſeyn/ faͤllet das Gut an
den Koͤnig.

Die Regierung anbelangend/ habe ich oben allbe-

reit
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[539/0599] des Landes Gvinea. einige das Haar/ andre den Bart/ ja den halben Kopf ſcheeren laſſen/ und alſo 15. Tage zubringen. Jhr Geheul und Weinen richten ſie nach dem Thon derer Jnſtrumenten ein/ und ruhen unterſchiedliche mahle/ um ſo viel beſſer trincken zu koͤnnen. So bald demnach der Coͤrper verſcharret/ gehet einjeder nach Haus/ oh- ne daß die naͤchſten Anverwandten/ welche ihn betrau- ren muͤſſen/ noch einige Monat mit dem weinen an- halten. Mit der Erbſchafft halten ſie es folgender Geſtalt: So bald jemand Vornehmes ſtirbt nimmt der aͤlteſte Sohn die gantze Verlaſſenſchafft in Beſitz/ doch ſol- cher Geſtalt/ daß er einen Sclaven an den Koͤnig und an jeden von den dreyen Hommes grandes abſtehen muß/ mit dem Erſuchen man moͤchte ihm erlauben ſei- nes Vatern Guͤter zu erben. Worauf der Koͤnig al- ſobald in ſein Begehren williget/ und ihn vor den recht- maͤßigen Erben erkennet: An ſeine Bruͤder darff er nichts herausgeben/ fals es nicht ſein guter Wille/ und ſeine Mutter ſofern ſie noch im Leben/ unterhaͤlt er nach Standes-Gebuͤhr/ giebet ihr auch alles was ſie bey Lebzeiten des Vatern genoſſen. Vor ſich nimmt er die uͤberbliebenen Frauen ſeines Vatern/ im Fall ſie ihm behagen und keine Kinder haben/ denn ſonſten nimmt er ſie zwar auch zu ſich nebſt ihren Kindern/ aber bloß zur Arbeit/ und nicht zum Beyſchlaff. Dafern aber der Verſtorbene keine Kinder nachlaͤſ- ſet/ erbet der Bruder/ und da auch dieſer nicht zugegen/ die naͤchſten Verwandten die gantze Verlaſſenſchafft: ſolten auch dieſer keine zufinden ſeyn/ faͤllet das Gut an den Koͤnig. Die Regierung anbelangend/ habe ich oben allbe- reit

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/599>, abgerufen am 22.11.2024.