Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung das Ende gesehen/ und bliebe deswegen allezeit bey ih-nen/ kaum aber hatten sie mich gemercket/ so ersuchten sie mich Compagnie mit zu machen/ und dieses Fest zu begehen. Weil ich nun den gantzen Tag gefastet/ liesse ich mich nicht lange nöthigen/ insonderheit da mir das Fleisch noch ziemlich wohl aussahe/ und aß und tranck mit ihnen so lange bis alles verzehret war/ da ich gegen die Anverwandten mich bedanckte/ und nach Hause eilete. Folgenden Morgen kamen alle die An- verwandten nebst damahligen Anwesenden mir auf den Hals/ mit Befragen was ich wol gedächte/ ob ich denn umsonst ohne einigen Entgelt hätte essen wollen? Kurtz es halff kein Bitten/ kein Sagen/ ich muste ei- nem jeden ins besondere mit einem Geschencke mir vom Halse schaffen/ so daß ich nach geschlossener Rechnung befande/ man hatte dieses Begräbniß aus meinem Beutel geführet. Setzte derohalben mir zur Lehre ein Denckzeichen in mein Schreibtäffelein/ von nun an Zeit Lebens bey keiner alten Frauen zu Grabe zu gehen. Sehet demnach was mir von Rio Sestro bewust Endlich wurde die Handlung so schlecht/ daß wir nach-
Beſchreibung das Ende geſehen/ und bliebe deswegen allezeit bey ih-nen/ kaum aber hatten ſie mich gemercket/ ſo erſuchten ſie mich Compagnie mit zu machen/ und dieſes Feſt zu begehen. Weil ich nun den gantzen Tag gefaſtet/ lieſſe ich mich nicht lange noͤthigen/ inſonderheit da mir das Fleiſch noch ziemlich wohl ausſahe/ und aß und tranck mit ihnen ſo lange bis alles verzehret war/ da ich gegen die Anverwandten mich bedanckte/ und nach Hauſe eilete. Folgenden Morgen kamen alle die An- verwandten nebſt damahligen Anweſenden mir auf den Hals/ mit Befragen was ich wol gedaͤchte/ ob ich denn umſonſt ohne einigen Entgelt haͤtte eſſen wollen? Kurtz es halff kein Bitten/ kein Sagen/ ich muſte ei- nem jeden ins beſondere mit einem Geſchencke mir vom Halſe ſchaffen/ ſo daß ich nach geſchloſſener Rechnung befande/ man hatte dieſes Begraͤbniß aus meinem Beutel gefuͤhret. Setzte derohalben mir zur Lehre ein Denckzeichen in mein Schreibtaͤffelein/ von nun an Zeit Lebens bey keiner alten Frauen zu Grabe zu gehen. Sehet demnach was mir von Rio Seſtro bewuſt Endlich wurde die Handlung ſo ſchlecht/ daß wir nach-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0638" n="578"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beſchreibung</hi></fw><lb/> das Ende geſehen/ und bliebe deswegen allezeit bey ih-<lb/> nen/ kaum aber hatten ſie mich gemercket/ ſo erſuchten<lb/> ſie mich <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> mit zu machen/ und dieſes Feſt<lb/> zu begehen. Weil ich nun den gantzen Tag gefaſtet/<lb/> lieſſe ich mich nicht lange noͤthigen/ inſonderheit da mir<lb/> das Fleiſch noch ziemlich wohl ausſahe/ und aß und<lb/> tranck mit ihnen ſo lange bis alles verzehret war/ da ich<lb/> gegen die Anverwandten mich bedanckte/ und nach<lb/> Hauſe eilete. Folgenden Morgen kamen alle die An-<lb/> verwandten nebſt damahligen Anweſenden mir auf<lb/> den Hals/ mit Befragen was ich wol gedaͤchte/ ob ich<lb/> denn umſonſt ohne einigen Entgelt haͤtte eſſen wollen?<lb/> Kurtz es halff kein Bitten/ kein Sagen/ ich muſte ei-<lb/> nem jeden ins beſondere mit einem Geſchencke mir vom<lb/> Halſe ſchaffen/ ſo daß ich nach geſchloſſener Rechnung<lb/> befande/ man hatte dieſes Begraͤbniß aus meinem<lb/> Beutel gefuͤhret. Setzte derohalben mir zur Lehre<lb/> ein Denckzeichen in mein Schreibtaͤffelein/ von nun<lb/> an Zeit Lebens bey keiner alten Frauen zu Grabe zu<lb/> gehen.</p><lb/> <p>Sehet demnach was mir von <hi rendition="#aq">Rio Seſtro</hi> bewuſt<lb/> iſt; Zwar haͤtte ich gerne etwas weiter auf den Fluß<lb/> mich gewaget/ und das Land genauer in Augenſchein<lb/> genommen/ fals wir waͤren alleine geweſen/ und je-<lb/> mand anders die Handlung haͤtte abwarten koͤnnen.<lb/> So waren aber alle Tage ſo viel Engellaͤnder die ohn-<lb/> fehlbar meiner Handlung groſſen Eintrag gethan haͤt-<lb/> ten/ fals ich mich etwas entfernet haͤtte.</p><lb/> <p>Endlich wurde die Handlung ſo ſchlecht/ daß wir<lb/> den <hi rendition="#aq">XI. Decembr.</hi> genoͤthiget wurden abzuſeeglen/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nach-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [578/0638]
Beſchreibung
das Ende geſehen/ und bliebe deswegen allezeit bey ih-
nen/ kaum aber hatten ſie mich gemercket/ ſo erſuchten
ſie mich Compagnie mit zu machen/ und dieſes Feſt
zu begehen. Weil ich nun den gantzen Tag gefaſtet/
lieſſe ich mich nicht lange noͤthigen/ inſonderheit da mir
das Fleiſch noch ziemlich wohl ausſahe/ und aß und
tranck mit ihnen ſo lange bis alles verzehret war/ da ich
gegen die Anverwandten mich bedanckte/ und nach
Hauſe eilete. Folgenden Morgen kamen alle die An-
verwandten nebſt damahligen Anweſenden mir auf
den Hals/ mit Befragen was ich wol gedaͤchte/ ob ich
denn umſonſt ohne einigen Entgelt haͤtte eſſen wollen?
Kurtz es halff kein Bitten/ kein Sagen/ ich muſte ei-
nem jeden ins beſondere mit einem Geſchencke mir vom
Halſe ſchaffen/ ſo daß ich nach geſchloſſener Rechnung
befande/ man hatte dieſes Begraͤbniß aus meinem
Beutel gefuͤhret. Setzte derohalben mir zur Lehre
ein Denckzeichen in mein Schreibtaͤffelein/ von nun
an Zeit Lebens bey keiner alten Frauen zu Grabe zu
gehen.
Sehet demnach was mir von Rio Seſtro bewuſt
iſt; Zwar haͤtte ich gerne etwas weiter auf den Fluß
mich gewaget/ und das Land genauer in Augenſchein
genommen/ fals wir waͤren alleine geweſen/ und je-
mand anders die Handlung haͤtte abwarten koͤnnen.
So waren aber alle Tage ſo viel Engellaͤnder die ohn-
fehlbar meiner Handlung groſſen Eintrag gethan haͤt-
ten/ fals ich mich etwas entfernet haͤtte.
Endlich wurde die Handlung ſo ſchlecht/ daß wir
den XI. Decembr. genoͤthiget wurden abzuſeeglen/
nach-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |