Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Vorbericht des Herausgebers.

Das erste an die von mir innig geschätzten und
geliebten Landleuthe unsers Schriftstellers. Diesen
(ich rede von der edlern -- und, wie ich überzeugt
bin, zugleich grössern Zahl; der, wie ich hoffe,
höchst kleine Ueberrest findet seine gebührende Ab-
fertigung in einem Gespräch' am Schluße) wird
ihr bekannter vorzüglicher Gerad- und Biedersinn
nicht erlauben, ihren Landsmann um das Glück
zu beneiden, viele seiner Mitmenschen nützlich zu
ergötzen. Oder

-- -- -- Bleibet denn nicht immer
Jedes Weisen Ehrenschimmer
Seines Volkes Eigenthum?

Das zweyte an die Philosophen in Seide, und
die Volkesfreunde in Purpur, welche wähnen, daß
der Mann in Zwillich unmöglich klug genug seyn
könne, sich durch Authorruhm nicht zu Stolz und
Eigendünkel verführen zu lassen; besonders aber,
daß derjenige ihm ohne weiters Tugend und Zufrie-
denheit raube, der ihn aus seiner glücklichen Ver-
borgenheit auf irgend eine Weise ans Licht zieht.
Diesen dienet zum Trost: Daß unser Author wirklich
schon beyde Proben mannhaft bestanden habe, sie also
einstweilig ganz ohne Kummer seyn dürfen; für den
mondrigen Tag aber allzuängstlich zu sorgen -- ein
heidnisch Ding sey.

Vorbericht des Herausgebers.

Das erſte an die von mir innig geſchaͤtzten und
geliebten Landleuthe unſers Schriftſtellers. Dieſen
(ich rede von der edlern — und, wie ich uͤberzeugt
bin, zugleich groͤſſern Zahl; der, wie ich hoffe,
hoͤchſt kleine Ueberreſt findet ſeine gebuͤhrende Ab-
fertigung in einem Geſpraͤch’ am Schluße) wird
ihr bekannter vorzuͤglicher Gerad- und Biederſinn
nicht erlauben, ihren Landsmann um das Gluͤck
zu beneiden, viele ſeiner Mitmenſchen nuͤtzlich zu
ergoͤtzen. Oder

— — — Bleibet denn nicht immer
Jedes Weiſen Ehrenſchimmer
Seines Volkes Eigenthum?

Das zweyte an die Philoſophen in Seide, und
die Volkesfreunde in Purpur, welche waͤhnen, daß
der Mann in Zwillich unmoͤglich klug genug ſeyn
koͤnne, ſich durch Authorruhm nicht zu Stolz und
Eigenduͤnkel verfuͤhren zu laſſen; beſonders aber,
daß derjenige ihm ohne weiters Tugend und Zufrie-
denheit raube, der ihn aus ſeiner gluͤcklichen Ver-
borgenheit auf irgend eine Weiſe ans Licht zieht.
Dieſen dienet zum Troſt: Daß unſer Author wirklich
ſchon beyde Proben man̄haft beſtanden habe, ſie alſo
einſtweilig ganz ohne Kummer ſeyn duͤrfen; fuͤr den
mondrigen Tag aber allzuaͤngſtlich zu ſorgen — ein
heidniſch Ding ſey.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0012" n="VI"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Vorbericht des Herausgebers.</hi> </fw><lb/>
        <p>Das er&#x017F;te an die von mir innig ge&#x017F;cha&#x0364;tzten und<lb/>
geliebten Landleuthe un&#x017F;ers Schrift&#x017F;tellers. Die&#x017F;en<lb/>
(ich rede von der edlern &#x2014; und, wie ich u&#x0364;berzeugt<lb/>
bin, zugleich gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Zahl; der, wie ich hoffe,<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t kleine Ueberre&#x017F;t findet &#x017F;eine gebu&#x0364;hrende Ab-<lb/>
fertigung in einem Ge&#x017F;pra&#x0364;ch&#x2019; am Schluße) wird<lb/>
ihr bekannter vorzu&#x0364;glicher Gerad- und Bieder&#x017F;inn<lb/>
nicht erlauben, ihren Landsmann um das Glu&#x0364;ck<lb/>
zu beneiden, viele &#x017F;einer Mitmen&#x017F;chen nu&#x0364;tzlich zu<lb/>
ergo&#x0364;tzen. Oder</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">&#x2014; &#x2014; &#x2014; Bleibet denn nicht immer</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Jedes Wei&#x017F;en Ehren&#x017F;chimmer</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Seines Volkes Eigenthum?</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Das zweyte an die <hi rendition="#fr">Philo&#x017F;ophen in Seide,</hi> und<lb/>
die <hi rendition="#fr">Volkesfreunde in Purpur,</hi> welche wa&#x0364;hnen, daß<lb/>
der <hi rendition="#fr">Mann</hi> in Zwillich unmo&#x0364;glich klug genug &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nne, &#x017F;ich durch Authorruhm nicht zu Stolz und<lb/>
Eigendu&#x0364;nkel verfu&#x0364;hren zu la&#x017F;&#x017F;en; be&#x017F;onders aber,<lb/>
daß derjenige ihm ohne weiters Tugend und Zufrie-<lb/>
denheit raube, der ihn aus &#x017F;einer glu&#x0364;cklichen Ver-<lb/>
borgenheit auf irgend eine Wei&#x017F;e ans Licht zieht.<lb/>
Die&#x017F;en dienet zum Tro&#x017F;t: Daß un&#x017F;er Author wirklich<lb/>
&#x017F;chon beyde Proben man&#x0304;haft be&#x017F;tanden habe, &#x017F;ie al&#x017F;o<lb/>
ein&#x017F;tweilig ganz ohne Kummer &#x017F;eyn du&#x0364;rfen; fu&#x0364;r den<lb/>
mondrigen Tag aber allzua&#x0364;ng&#x017F;tlich zu &#x017F;orgen &#x2014; ein<lb/>
heidni&#x017F;ch Ding &#x017F;ey.</p><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VI/0012] Vorbericht des Herausgebers. Das erſte an die von mir innig geſchaͤtzten und geliebten Landleuthe unſers Schriftſtellers. Dieſen (ich rede von der edlern — und, wie ich uͤberzeugt bin, zugleich groͤſſern Zahl; der, wie ich hoffe, hoͤchſt kleine Ueberreſt findet ſeine gebuͤhrende Ab- fertigung in einem Geſpraͤch’ am Schluße) wird ihr bekannter vorzuͤglicher Gerad- und Biederſinn nicht erlauben, ihren Landsmann um das Gluͤck zu beneiden, viele ſeiner Mitmenſchen nuͤtzlich zu ergoͤtzen. Oder — — — Bleibet denn nicht immer Jedes Weiſen Ehrenſchimmer Seines Volkes Eigenthum? Das zweyte an die Philoſophen in Seide, und die Volkesfreunde in Purpur, welche waͤhnen, daß der Mann in Zwillich unmoͤglich klug genug ſeyn koͤnne, ſich durch Authorruhm nicht zu Stolz und Eigenduͤnkel verfuͤhren zu laſſen; beſonders aber, daß derjenige ihm ohne weiters Tugend und Zufrie- denheit raube, der ihn aus ſeiner gluͤcklichen Ver- borgenheit auf irgend eine Weiſe ans Licht zieht. Dieſen dienet zum Troſt: Daß unſer Author wirklich ſchon beyde Proben man̄haft beſtanden habe, ſie alſo einſtweilig ganz ohne Kummer ſeyn duͤrfen; fuͤr den mondrigen Tag aber allzuaͤngſtlich zu ſorgen — ein heidniſch Ding ſey.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/12
Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/12>, abgerufen am 23.11.2024.