Mir ist so wohl beym Zurückdenken an diese glück- lichen Tage -- Heute noch schreib' ich mit so viel innigem Vergnügen davon -- bin jetzt noch so wohl zufrieden mit meinem damaligen Ich -- so geneigt mich über alles zu rechtfertigen, was ich in diesem Zeitraum that und ließ. Freylich vor dir nicht, All- wissender! aber vor Menschen doch darf ich's sagen: Damals war ich ein guter Bursch' ohne Falsch -- vielleicht für die arge Welt nur gar zu redlich. Harm- los und unbekümmert bracht' ich meine Tage hin, Heut' wie Gestern, und Morgens wie Heute. Nur kein Gedanke stieg in mir auf, daß es mir jemals anderst als gut gehen könnte. In allen Briefen schrieb ich meinen Eltern, sie sollten zwar für mich beten, aber nicht für mich sorgen; der Himmel und mein guter Herr sorgten schon für mich. Man glaube mir's oder nicht, der einzige Kummer der mich bis- weilen anfocht, war dieser: Es dürft' mir noch zu wohl werden, und dann möcht' ich Gottes vergessen. Aber, nein! (beruhigte ich mich bald wieder) das werd' ich nie: War Er's nicht, der mir, durch Mittel die nur seine Weisheit zum Beßten lenken konnte, zu meinem jetzigen erwünschten Loos half? Mein erster Schritt in die Welt gerieth unter seiner leitenden Fürsorge so gut; warum sollten die folgen- den nicht noch besser gelingen? Auf irgend einem Fleck der Erde werd' ich vollends mein Glück bau'n.
XLII. Noch mehr dergleichen Zeug.
Mir iſt ſo wohl beym Zuruͤckdenken an dieſe gluͤck- lichen Tage — Heute noch ſchreib’ ich mit ſo viel innigem Vergnuͤgen davon — bin jetzt noch ſo wohl zufrieden mit meinem damaligen Ich — ſo geneigt mich uͤber alles zu rechtfertigen, was ich in dieſem Zeitraum that und ließ. Freylich vor dir nicht, All- wiſſender! aber vor Menſchen doch darf ich’s ſagen: Damals war ich ein guter Burſch’ ohne Falſch — vielleicht fuͤr die arge Welt nur gar zu redlich. Harm- los und unbekuͤmmert bracht’ ich meine Tage hin, Heut’ wie Geſtern, und Morgens wie Heute. Nur kein Gedanke ſtieg in mir auf, daß es mir jemals anderſt als gut gehen koͤnnte. In allen Briefen ſchrieb ich meinen Eltern, ſie ſollten zwar fuͤr mich beten, aber nicht fuͤr mich ſorgen; der Himmel und mein guter Herr ſorgten ſchon fuͤr mich. Man glaube mir’s oder nicht, der einzige Kummer der mich bis- weilen anfocht, war dieſer: Es duͤrft’ mir noch zu wohl werden, und dann moͤcht’ ich Gottes vergeſſen. Aber, nein! (beruhigte ich mich bald wieder) das werd’ ich nie: War Er’s nicht, der mir, durch Mittel die nur ſeine Weisheit zum Beßten lenken konnte, zu meinem jetzigen erwuͤnſchten Loos half? Mein erſter Schritt in die Welt gerieth unter ſeiner leitenden Fuͤrſorge ſo gut; warum ſollten die folgen- den nicht noch beſſer gelingen? Auf irgend einem Fleck der Erde werd’ ich vollends mein Gluͤck bau’n.
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XLII.
Noch mehr dergleichen Zeug.
Mir iſt ſo wohl beym Zuruͤckdenken an dieſe gluͤck-
lichen Tage — Heute noch ſchreib’ ich mit ſo viel
innigem Vergnuͤgen davon — bin jetzt noch ſo wohl
zufrieden mit meinem damaligen Ich — ſo geneigt
mich uͤber alles zu rechtfertigen, was ich in dieſem
Zeitraum that und ließ. Freylich vor dir nicht, All-
wiſſender! aber vor Menſchen doch darf ich’s ſagen:
Damals war ich ein guter Burſch’ ohne Falſch —
vielleicht fuͤr die arge Welt nur gar zu redlich. Harm-
los und unbekuͤmmert bracht’ ich meine Tage hin,
Heut’ wie Geſtern, und Morgens wie Heute. Nur
kein Gedanke ſtieg in mir auf, daß es mir jemals
anderſt als gut gehen koͤnnte. In allen Briefen
ſchrieb ich meinen Eltern, ſie ſollten zwar fuͤr mich
beten, aber nicht fuͤr mich ſorgen; der Himmel und
mein guter Herr ſorgten ſchon fuͤr mich. Man glaube
mir’s oder nicht, der einzige Kummer der mich bis-
weilen anfocht, war dieſer: Es duͤrft’ mir noch zu
wohl werden, und dann moͤcht’ ich Gottes vergeſſen.
Aber, nein! (beruhigte ich mich bald wieder) das
werd’ ich nie: War Er’s nicht, der mir, durch
Mittel die nur ſeine Weisheit zum Beßten lenken
konnte, zu meinem jetzigen erwuͤnſchten Loos half?
Mein erſter Schritt in die Welt gerieth unter ſeiner
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/122>, abgerufen am 27.11.2024.
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