Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.schmeckten mir oft Milch und Eyer in euern Stroh- XLIV. *) Und nirgends so lustig als um Hefendorf, und dann
bey dem auf einem schauerlich schönen Felsenberg gele- genen Schlosse Rotenstein, welches der dasselbe fast rund umrauschende Nekkar zu einer höchst roman- tischen Halbinsel macht. A. d. V. ſchmeckten mir oft Milch und Eyer in euern Stroh- XLIV. *) Und nirgends ſo luſtig als um Hefendorf, und dann
bey dem auf einem ſchauerlich ſchönen Felſenberg gele- genen Schloſſe Rotenſtein, welches der daſſelbe faſt rund umrauſchende Nekkar zu einer höchſt roman- tiſchen Halbinſel macht. A. d. V. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="112"/> ſchmeckten mir oft Milch und Eyer in euern Stroh-<lb/> huͤtten! Wie manche Luſt genoß ich auf euern ſchoͤnen<lb/> Fluren, wo <hi rendition="#fr">Markoni</hi> ſo viel Dutzend ſingende Ler-<lb/> chen aus der Luft ſchoß, die mich in die Seele dau-<lb/> erten! Wie entzuͤckt war ich, ſo oft mein Herr mirs<lb/> vergoͤnnte, in euern topfebnen Waͤldern, an des<lb/><hi rendition="#fr">Nekkars</hi> reitzenden Ufern <note place="foot" n="*)">Und nirgends ſo luſtig als um <hi rendition="#g">Hefendorf</hi>, und dann<lb/> bey dem auf einem ſchauerlich ſchönen Felſenberg gele-<lb/> genen Schloſſe <hi rendition="#g">Rotenſtein</hi>, welches der daſſelbe<lb/> faſt rund umrauſchende <hi rendition="#g">Nekkar</hi> zu einer höchſt roman-<lb/> tiſchen Halbinſel macht.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">A. d. V.</hi></hi></note>, auf und nieder zu ſchlen-<lb/> tern, wo ich ihm Haſen ausſpaͤhen ſollte — aber<lb/> lieber die Voͤgel behorchte, und das Schwirren des<lb/> Weſts in den Wipfeln der Tannen! — Nochmal alſo<lb/> Ade! <hi rendition="#fr">Rothweil</hi>, werthes, theures Neſtgen! Ach!<lb/> vielleicht auf ewig! Ich hab’ ſeit der Zeit ſo viel Staͤdte<lb/> geſehn, zehnmal groͤſſer, und zwanzigmal ſaubrer<lb/> und netter als du biſt! Aber mit aller deiner Klein-<lb/> heit, und mit allen deinen Miſtſtoͤcken, warſt du<lb/> mir zehn und zwanzigmal lieber als ſie! Adie, <hi rendition="#fr">Ma-<lb/> rianchen</hi>! Tauſend Dank fuͤr deine innige, und<lb/> doch ſo unverdiente Liebe zu mir! Adie! <hi rendition="#fr">Sebaſtian<lb/> Zipfel</hi>, lieber guter Armbruſtwirth! und deine zarte<lb/> Muͤhle desgleichen! Lebt alle alle wohl!</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">XLIV</hi></hi>.</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [112/0128]
ſchmeckten mir oft Milch und Eyer in euern Stroh-
huͤtten! Wie manche Luſt genoß ich auf euern ſchoͤnen
Fluren, wo Markoni ſo viel Dutzend ſingende Ler-
chen aus der Luft ſchoß, die mich in die Seele dau-
erten! Wie entzuͤckt war ich, ſo oft mein Herr mirs
vergoͤnnte, in euern topfebnen Waͤldern, an des
Nekkars reitzenden Ufern *), auf und nieder zu ſchlen-
tern, wo ich ihm Haſen ausſpaͤhen ſollte — aber
lieber die Voͤgel behorchte, und das Schwirren des
Weſts in den Wipfeln der Tannen! — Nochmal alſo
Ade! Rothweil, werthes, theures Neſtgen! Ach!
vielleicht auf ewig! Ich hab’ ſeit der Zeit ſo viel Staͤdte
geſehn, zehnmal groͤſſer, und zwanzigmal ſaubrer
und netter als du biſt! Aber mit aller deiner Klein-
heit, und mit allen deinen Miſtſtoͤcken, warſt du
mir zehn und zwanzigmal lieber als ſie! Adie, Ma-
rianchen! Tauſend Dank fuͤr deine innige, und
doch ſo unverdiente Liebe zu mir! Adie! Sebaſtian
Zipfel, lieber guter Armbruſtwirth! und deine zarte
Muͤhle desgleichen! Lebt alle alle wohl!
XLIV.
*) Und nirgends ſo luſtig als um Hefendorf, und dann
bey dem auf einem ſchauerlich ſchönen Felſenberg gele-
genen Schloſſe Rotenſtein, welches der daſſelbe
faſt rund umrauſchende Nekkar zu einer höchſt roman-
tiſchen Halbinſel macht.
A. d. V.
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