Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.mich eine Treppe hinauf in das Zimmer meines mich eine Treppe hinauf in das Zimmer meines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="127"/> mich eine Treppe hinauf in das Zimmer meines<lb/> Herrn. So bald er mich erblickte, kam er auf mich<lb/> zu, druͤckte mir die Hand, und ſprach zu mir mit<lb/> einem ſo holden Engelsgeſicht, das in einem Nu<lb/> allen meinen Grimm entwafnete, und mir die Thraͤ-<lb/> nen in die Augen trieb: „<hi rendition="#fr">Ollrich</hi>! mein <hi rendition="#fr">Ollrich</hi>!<lb/> „mach mir keine Vorwuͤrf’. Du warſt mir lieb,<lb/> „biſt’s noch, und wirſt mir’s immer bleiben. Aber<lb/> „ich mußte nach meinen Umſtaͤnden handeln. Gieb<lb/> „dich zufrieden. Ich und du dienen nun Einem<lb/> „Herrn„. — „Ja, Ihr Gnaden„ — — „Nichts<lb/> „Gnaden„! ſagte er: „Beym Regiment heißt es<lb/> nur: „Herr Lieutenant„! Itzt klagt’ ich ihm, nach<lb/> aller Ausfuͤhrlichkeit, meine gegenwaͤrtige groſſe Noth.<lb/> Er bezeugte mir ſein ganzes Mittleid. „Aber„,<lb/> fuhr er fort: „Haſt ja noch allerley Sachen, die du<lb/> „verſilbern kannſt; wie z. E. die Flinte von mir,<lb/> „die Reiſemuͤtze die dir Lieutenant <hi rendition="#fr">Hofmann</hi> in<lb/> „<hi rendition="#fr">Offenburg</hi> verehrt, u. d. gl. Bring ſie nur<lb/> „mir, ich zahl dir dafuͤr, ſo viel ſie je werth ſind.<lb/> „Dann koͤnnt’ſt du dich, wie andre Rekrutten, um<lb/> „Gehaltserhoͤhung beym Major„ — „Potz Wet-<lb/> „ter„! fiel ich ein: „Nein den ſah’ ich einmal,<lb/> „und nimmermehr„! Drauf erzaͤhlt’ ich ihm, wie<lb/> dieſer Sir mir begegnet habe. „Ha„! verſetzte<lb/> er: „Die Luͤmmels meinen, man koͤnn’ auf Wer-<lb/> „bung von Luft leben, und Kerle im Strick fan-<lb/> „gen„. „Ja„! ſagt’ ich, „haͤtt’ ich’s gewußt,<lb/> „wollt’ ich mir wenigſtens in <hi rendition="#fr">Rothweil</hi> auch einen<lb/> „Nothfenning erſpart haben„. „Alles hat ſeine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0143]
mich eine Treppe hinauf in das Zimmer meines
Herrn. So bald er mich erblickte, kam er auf mich
zu, druͤckte mir die Hand, und ſprach zu mir mit
einem ſo holden Engelsgeſicht, das in einem Nu
allen meinen Grimm entwafnete, und mir die Thraͤ-
nen in die Augen trieb: „Ollrich! mein Ollrich!
„mach mir keine Vorwuͤrf’. Du warſt mir lieb,
„biſt’s noch, und wirſt mir’s immer bleiben. Aber
„ich mußte nach meinen Umſtaͤnden handeln. Gieb
„dich zufrieden. Ich und du dienen nun Einem
„Herrn„. — „Ja, Ihr Gnaden„ — — „Nichts
„Gnaden„! ſagte er: „Beym Regiment heißt es
nur: „Herr Lieutenant„! Itzt klagt’ ich ihm, nach
aller Ausfuͤhrlichkeit, meine gegenwaͤrtige groſſe Noth.
Er bezeugte mir ſein ganzes Mittleid. „Aber„,
fuhr er fort: „Haſt ja noch allerley Sachen, die du
„verſilbern kannſt; wie z. E. die Flinte von mir,
„die Reiſemuͤtze die dir Lieutenant Hofmann in
„Offenburg verehrt, u. d. gl. Bring ſie nur
„mir, ich zahl dir dafuͤr, ſo viel ſie je werth ſind.
„Dann koͤnnt’ſt du dich, wie andre Rekrutten, um
„Gehaltserhoͤhung beym Major„ — „Potz Wet-
„ter„! fiel ich ein: „Nein den ſah’ ich einmal,
„und nimmermehr„! Drauf erzaͤhlt’ ich ihm, wie
dieſer Sir mir begegnet habe. „Ha„! verſetzte
er: „Die Luͤmmels meinen, man koͤnn’ auf Wer-
„bung von Luft leben, und Kerle im Strick fan-
„gen„. „Ja„! ſagt’ ich, „haͤtt’ ich’s gewußt,
„wollt’ ich mir wenigſtens in Rothweil auch einen
„Nothfenning erſpart haben„. „Alles hat ſeine
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