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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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egaler gebauen sind; denn da sehen auch die kleinsten
derselben, oft von sehr armen Leuthen bewohnt, doch
wenigstens sauber und nett aus. An vielen Orten
giebt es ungeheuer grosse läre Plätze, die theils zum
Exerciren und zur Parade, theils zu gar nichts ge-
braucht werden; ferners Aecker, Gärten, Alleen,
alles in die Stadt eingeschlossen. -- Vorzüglich oft
giengen wir auf die lange Brücke, auf deren Mitte
ein alter Marchgraf von Brandenburg, zu Pferd
in Lebensgrösse, von Erzt gegossen steht, und etli-
che Enackssöhne mit krausen Haaren zu seinen Füssen
gefesselt sitzen -- dann der Spree nach, aufs Wei-
dendamm
, wo's gar lustig ist -- dann ins Laza-
reth, zu G *. und B *. -- um dort das traurig-
ste Specktakel unter der Sonne zu sehn, wo einem,
der nicht gar ein Unsinniger ist, die Lust zu Aus-
schweifungen bald vergehen muß: In diesen Gemä-
chern, so geräumig wie Kirchen, wo Beth an Beth
gereihet steht, in deren jedem ein elender Menschen-
sohn auf seine eigene Art den Tod, und nur weni-
ge ihre Genesung erwarten: Hier ein Dutzend,
die unter den Händen der Feldscheerer ein erbärm-
liches Zettergeschrey erheben; dort andre, die sich
unter ihren Decken krümmen, wie ein halb zertre-
tener Wurm; viele mit an- und weggefaulten Glie-
dern, u. s. f. Meist mochten wir's da nur wenige
Minuten aushalten, und giengen dann wieder an
Gottes Luft, setzten uns auf einen Rasenplatz; und
da führte unsre Einbildungskraft uns fast immer,
unwillkührlich, in unser Schweitzerland zurück, und

egaler gebauen ſind; denn da ſehen auch die kleinſten
derſelben, oft von ſehr armen Leuthen bewohnt, doch
wenigſtens ſauber und nett aus. An vielen Orten
giebt es ungeheuer groſſe laͤre Plaͤtze, die theils zum
Exerciren und zur Parade, theils zu gar nichts ge-
braucht werden; ferners Aecker, Gaͤrten, Alleen,
alles in die Stadt eingeſchloſſen. — Vorzuͤglich oft
giengen wir auf die lange Bruͤcke, auf deren Mitte
ein alter Marchgraf von Brandenburg, zu Pferd
in Lebensgroͤſſe, von Erzt gegoſſen ſteht, und etli-
che Enacksſoͤhne mit krauſen Haaren zu ſeinen Fuͤſſen
gefeſſelt ſitzen — dann der Spree nach, aufs Wei-
dendamm
, wo’s gar luſtig iſt — dann ins Laza-
reth, zu G *. und B *. — um dort das traurig-
ſte Specktakel unter der Sonne zu ſehn, wo einem,
der nicht gar ein Unſinniger iſt, die Luſt zu Aus-
ſchweifungen bald vergehen muß: In dieſen Gemaͤ-
chern, ſo geraͤumig wie Kirchen, wo Beth an Beth
gereihet ſteht, in deren jedem ein elender Menſchen-
ſohn auf ſeine eigene Art den Tod, und nur weni-
ge ihre Geneſung erwarten: Hier ein Dutzend,
die unter den Haͤnden der Feldſcheerer ein erbaͤrm-
liches Zettergeſchrey erheben; dort andre, die ſich
unter ihren Decken kruͤmmen, wie ein halb zertre-
tener Wurm; viele mit an- und weggefaulten Glie-
dern, u. ſ. f. Meiſt mochten wir’s da nur wenige
Minuten aushalten, und giengen dann wieder an
Gottes Luft, ſetzten uns auf einen Raſenplatz; und
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[130/0146] egaler gebauen ſind; denn da ſehen auch die kleinſten derſelben, oft von ſehr armen Leuthen bewohnt, doch wenigſtens ſauber und nett aus. An vielen Orten giebt es ungeheuer groſſe laͤre Plaͤtze, die theils zum Exerciren und zur Parade, theils zu gar nichts ge- braucht werden; ferners Aecker, Gaͤrten, Alleen, alles in die Stadt eingeſchloſſen. — Vorzuͤglich oft giengen wir auf die lange Bruͤcke, auf deren Mitte ein alter Marchgraf von Brandenburg, zu Pferd in Lebensgroͤſſe, von Erzt gegoſſen ſteht, und etli- che Enacksſoͤhne mit krauſen Haaren zu ſeinen Fuͤſſen gefeſſelt ſitzen — dann der Spree nach, aufs Wei- dendamm, wo’s gar luſtig iſt — dann ins Laza- reth, zu G *. und B *. — um dort das traurig- ſte Specktakel unter der Sonne zu ſehn, wo einem, der nicht gar ein Unſinniger iſt, die Luſt zu Aus- ſchweifungen bald vergehen muß: In dieſen Gemaͤ- chern, ſo geraͤumig wie Kirchen, wo Beth an Beth gereihet ſteht, in deren jedem ein elender Menſchen- ſohn auf ſeine eigene Art den Tod, und nur weni- ge ihre Geneſung erwarten: Hier ein Dutzend, die unter den Haͤnden der Feldſcheerer ein erbaͤrm- liches Zettergeſchrey erheben; dort andre, die ſich unter ihren Decken kruͤmmen, wie ein halb zertre- tener Wurm; viele mit an- und weggefaulten Glie- dern, u. ſ. f. Meiſt mochten wir’s da nur wenige Minuten aushalten, und giengen dann wieder an Gottes Luft, ſetzten uns auf einen Raſenplatz; und da fuͤhrte unſre Einbildungskraft uns faſt immer, unwillkuͤhrlich, in unſer Schweitzerland zuruͤck, und

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/146>, abgerufen am 23.11.2024.